HKK will orthopädische Eingriffe verdoppeln

Soltau. Die Zeit der medizinischen Universaltalente sei vorbei, sagt Dr. Achim Rogge, Geschäftsführer des Heidekreis-Klinikums (HKK). „Medizin ist hochspezialisiert.“ Den „Alleskönner“ könne es bei den heutigen Anforderungen, die allein die Medizintechnik schon stelle, nicht mehr geben. Um qualitativ hochwertige Medizin, die sich immer auf dem Stand der neuesten Behandlungsmethoden befindet, anbieten zu können, müsse es Spezialisten in den jeweiligen Fächern geben. Entscheidend sei, dass ein systematischer Austausch zwischen den Abteilungen stattfindet, damit alle von Erfahrungen und Fortschritten profitieren können. Das gelte mehr als bei anderen Sparten für die Chirurgie, sagt der HKK-Chef, „denn die Operationsverfahren entwickeln sich immer weiter“. Da will das Klinikum mit der Aufspaltung einer Abteilung in zwei Disziplinen neue Wege gehen, mehr fachliche Spezialisierung bis zum Umzug ins Gesamtklinikum praktizieren.

Geplant ist die Trennung der Unfallchirurgie und Orthopädie in eigene Fachabteilungen unter jeweils eigenständiger Leitung mit Dr. Serkan Özkir (Orthopädie) und Dr. Jens Bigge (Unfallchirurgie) als neue Chefärzte mit einem fachübergreifend verantwortlichen Zentrumsmanager. Diese Scharnierfunktion soll Dusan Trifunovic ausüben. Seit 2017 am HKK tätig, ist er nunmehr als leitender Oberarzt für Organisation und Management der beiden am Soltauer Krankenhaus angesiedelten Abteilungen mit unterschiedlichen Abläufen und Ausrichtungen, aber vielfach vergleichbaren fachlichen Inhalten zuständig. „Wir müssen uns medizinisch Schritt für Schritt weiterentwickeln. Nicht erst im neuen Gesamtklinikum, sondern schon heute“, sagt Rogge. Daher müssten bereits jetzt die Weichen dafür gestellt werden.

Zu erschließendes Patientenpotenzial sieht er vor Ort reichlich und bezieht sich auf das zur HKK-Neubauplanung in Auftrag gegebene Trinovis-Gutachten. Danach gebe es im Heidekreis mit seinen 140 000 Einwohnern jährlich etwa 2500 Fälle von orthopädischen Neuerkrankungen, die eine stationäre Versorgung erforderten. Davon werden nach Aussage des Geschäftsführers nur knapp ein Drittel im HKK behandelt. „Wir werden nicht alle bekommen“, ist Rogge Realist. Eine Verdoppelung des Anteils bis zu dem anvisierten Umzug in ein neues Krankenhaus sei das Ziel – „und das ist erreichbar“, sagt Orthopädie-Chefarzt Özkir unter Verweis auf die Entwicklung an seiner bisherigen Wirkungsstätte, dem Allgemeinen Krankenhaus Celle. Dort sei die Zahl der endoprothetischen Eingriffe innerhalb von zehn Jahren von 200 auf 700 gestiegen.

Infobox: Bis zum Umzug 20 000 stationäre Behandlungen

Da ist noch Luft nach oben: 17 000 Patienten sind laut dem Trinovis-Gutachten 2019 in den beiden Häusern des Heidekreis-Klinikums (HKK) aufgenommen und stationär behandelt worden. Das entspricht etwa der Hälfte der 34 000 für den Heidekreis ermittelten stationären Patientenfälle. Bis zu dem für Ende 2026/Anfang 2027 anvisierten Umzug in das neue Zentralklinikum gehe man von einem achtprozentigen Anstieg der stationären Fallzahlen im Heidekreis aus. Ziel des HKK ist laut Geschäftsführer Dr. Achim Rogge bis dahin eine Steigerung der eigenen Behandlungszahl auf jährlich 20 000 Fälle. vo

Reinhard Vorwerk