Regionales Zentrum für den Nordkreis

Mit einem regionalen Versorgungszentrum könnte auch die Hausärzteversorgung in der ländlichen Region stabilisiert werden. Es könnte auch Ärztinnen und Ärzte, die sich nicht selbstständig machen oder in Teilzeit arbeiten wollen, den passenden Rahmen …

Mit einem regionalen Versorgungszentrum könnte auch die Hausärzteversorgung in der ländlichen Region stabilisiert werden. Es könnte auch Ärztinnen und Ärzte, die sich nicht selbstständig machen oder in Teilzeit arbeiten wollen, den passenden Rahmen für einen Praxisbetrieb bieten. Foto: Pixabay

Im Norden des Heidekreises könnte ein regionales Versorgungszentrum (RVZ) als Modellprojekt aufgebaut werden. Das Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten, das auch für die regionale Entwicklung Niedersachsens verantwortlich ist, hat Fördermittel in Höhe von 1,25 Millionen Euro in Aussicht gestellt. „Wir sind mit dem Heidekreis im Gespräch“, erklärte Ministeriumssprecher Klaus Wieschemeyer.

Wenn der Landkreis das RVZ ansiedeln möchte, wäre er nach derzeitiger Kenntnis mit einer Co-Finanzierung von 50.000 Euro gefordert. Der Kreisausschuss zumindest soll die grundsätzliche Bereitschaft für eine Ansiedlung im Nordkreis gegeben haben.

Ein regionales Versorgungszentrum in kommunaler Trägerschaft diene der Bündelung verschiedener Angebote der sozialen Daseinsvorsorge in den ländlichen Räumen, um deren Attraktivität zu erhalten und zu steigern. Ein MVZ (medizinisches Versorgungszentrum) sei mit attraktiven Arbeitsbedingungen auch in Anstellung und Teilzeit gerade für junge Ärztinnen und Ärzte ein integrativer Bestandteil eines RVZ.

„Das können wir im Nordkreis gut gebrauchen“

Daneben sollen, je nach regionalem Bedarf, weitere Angebote der Daseinsvorsorge angesiedelt werden können. Denkbar seien Hebammendienste, Beratungs- und/oder Präventionsangebote, Pflegestützpunkte, ein Café als Treffpunkt oder haushaltsnahe Dienstleistungen, so das Ministerium.

Der Standort müsse gut erreichbar mit dem öffentlichen Personennahverkehr sein oder entsprechenden Abrufdiensten. Der Heidekreis könnte das vierte Modellprojekt dieser Art in Niedersachsen werden – nach Nordholz, Nordenham und Alsfeld.

Wahrscheinlich kristallisiert sich Soltau als Standort für ein RVZ heraus. Gesprochen wurde mit den Nordkreis-Bürgermeistern noch nicht, das soll Anfang Januar geschehen . Laut Landrat Manfred Ostermann, wie er per Mail den Kreisausschussmitgliedern erklärte, müsse eine Annahme des Projekts bis Weihnachten erfolgen – was auch geschehen sei.

Den unerwarteten Geldsegen aus dem SPD-geführten Ministerium schätzten gegenüber der Böhme-Zeitung zwei Gesprächspartner als Trostpflaster für den Nordkreis ein nach der HKK-Standortentscheidung zugunsten Bad Fallingbostels. Andere wiederum verwiesen auf das sogenannte Dezemberfieber, was bedeutet, dass Fördermittel noch dringend vor dem Jahresende ausgegeben werden müssen.

Laut Ministerium soll das RVZ bis Ende 2021 den Betrieb aufnehmen. „Meiner Meinung nach können wir das im Nordkreis gut gebrauchen“, unterstreicht der CDU-Landtags- und Kreistagsabgeordnete Dr. Karl-Ludwig von Danwitz.

Eingebunden in die Planungen ist bereits Heidekreis-Klinikum-Geschäftsführer Dr. Achim Rogge: „Unsere Idee der Family-Center mit Allgemeinmediziner, Frauenarzt und Kinderarzt kann in ein RVZ sehr gut eingebracht werden“, schreibt Rogge per E-Mail, die der BZ vorliegt, an die Entscheidungsträger. Die Family-Center sind nach einem Neubau an den Altstandorten in Soltau und Walsrode vorgesehen.

Laut Rogge könnten über das bestehende MVZ in Soltau ohne weiteres auch in den nördlichen Bereichen des Kreises, zum Beispiel Schneverdingen, Bispingen und Munster internistische/allgemeinmedizinische Zweitpraxen betrieben werden, sollte sich vor Ort kein Arzt finden. Aktuell bestehe die Möglichkeit, das bestehende Geburtshaus personell wieder zu aktivieren und im Zusammenspiel eines Frauenarztes vor Ort im MVZ ein zusätzliches ambulantes Angebot im Bereich der Geburtshilfe zu schaffen, legt Rogge dar.

Darüber hinaus könne der Soltauer HKK-Standort schrittweise mit weiteren ambulanten Angeboten ausgebaut werden – wie nach dem Umzug in den Neubau auch die Kurzzeit-/Tages- und stationäre Pflege weiterentwickelt werden. Rogge betont, dass es wichtig sei, das RVZ betriebswirtschaftlich aus einer Hand zu führen und zu entwickeln.