Lithium: Bergbehörde erlaubt Förderung des weißen Goldes in Munster

Ausgefördert, aber bereit für eine nachhaltige Nachnutzung - Die Erdgasförderbohrung Munster Südwest Z3. Foto: bk

Ausgefördert, aber bereit für eine nachhaltige Nachnutzung - Die Erdgasförderbohrung Munster Südwest Z3. Foto: bk

LBEG erteilt Freigabe für Aufsuchung in Munster an ausgeförderter Exxon-Bohrung Munster Südwest Z3

Das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat den Stadtwerken Munster-Bispingen die grundsätzliche Erlaubnis zur gewerblichen Aufsuchung von Lithium erteilt. Damit sendet das Bergbehörde ein weiteres positives Signal zur Realisierung des Geothermieprojektes der Stadtwerke. Die arbeiten seit Jahren an der Gewinnung von Energie aus Erdwärme. 5000 Meter tief unter Munster und Wietzendorf liegt roter Sandstein. Das dortige Grundwasser, auch Lagerstättenwasser genannt, ist 147 Grad heiß. Die Hitze ergibt sich aus der Erdwärme sowie aus radioaktiven Zerfallssprozessen. Wird das Wasser gefördert, kann über einen Wärmetauscher die Wärme selbst oder über Verstromung genutzt und das abgekühlte Wasser in einem geschlossenen Kreislauf wieder versenkt werden.

Geothermie: Nebenbei 500 Tonnen Lithium jährlich

Zu Beginn dieses Jahres wurde bekannt, dass das salzhaltige Grundwasser auch große Mengen des wertvollen Lithiums enthält (BZ vom 5.Februar 2020). Der 5000 Meter tiefe rote Sandstein unter Munster enthält zahlreiche Metalle, radioaktive Stoffe und Salze. Das dortige Grundwasser hat aus dem Gestein große Mengen Lithium gelöst. Durchschnittlich enthält jeder Liter des dortigen Lagerstättenwassers 353 Milligramm Lithium – deutlich mehr als beispielsweise ein australisches Lithiumförderprojekt im Oberrheingraben, wo man lediglich 161 Milligramm/Liter fördern möchte.

Umweltzerstörungen durch Förderung in Südamerika

Bislang wird Lithium vor allem in Südamerika oberirdisch in großen Mengen gefördert und dabei die Lebensgrundlagen indigener Völker zerstört. Ganze Regionen sind von Austrocknung gefährdet. Die Stadtwerke gehen aufgrund der Gutachten davon aus, dass neben der grundlastfähigen Energiegewinnung von mindestens 2 bis 2,5 Megawatt (im Falle der Verstromung) für die nächsten 200 Jahre jährlich rund 500 Tonnen des für Akku-Technologie wichtigen Rohstoffs gefördert werden könnten.

Energiegewinnung aus tiefer Geothermie ist nachhaltig, es können laut Stadtwerke rund 10000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Die Lithiumförderung wäre ein Nebenprodukt.

Stadtwerke werten das als positives Signal für Geothermie

"Das Projekt gibt uns so unglaublich viele Möglichkeiten, dass wir die Zustimmung des LBEG als positives Signal sehen“, sagt dazu Stadtwerke-Geschäftsführer Jan Niemann. Bei den Stadtwerken ist man vor allem von der Politik enttäuscht, dass sich bisher so wenig bewegt hat, während im anderen Bundesländern und anderen EU-Staaten die tiefe Geothermie eine große Dynamik entwickelt. Zurzeit bereiten die Stadtwerke eine anstehende Nachkontrolle des ausgeförderten Bohrlochs Munster Südwest Z3 vor, die die Stadtwerke vom Energiekonzern Exxon-Mobil übernehmen wollen. Exxon-Mobil begleitet das Projekt und hat die Daten über die chemische Zusammensetzung des Lagerstättenwassers geliefert.

Nachnutzung von Bohrung spart 16 Mio. Euro ein

Mit der Übernahme der bestehenden Bohrung sparen die Stadtwerke rund 16 Millionen Euro der rund 46 Millionen Euro Gesamtkosten ein zur Herstellung der Bohrloch-Dublette und der überirdischen technischen Anlangen. Die Bohrungen gelten als besonders kostenintensiv, weshalb die mögliche Nachnutzung bereits bestehender Bohrungen aus der Erdgasförderung wirtschaftlich und ökologisch attraktiv ist.