Handel klagt: Keine Chance, den Job vernünftig zu machen
Von 50 000 Mitarbeitern des Sporthändlers Intersport seien gerade einmal vier im Laufe der Corona-Pandemie in Quarantäne geschickt worden. Hans-Jürgen Lange, der örtliche Intersport-Händler, reagiert daher mit Unverständnis auf Auflagen, die auch ihn zwingen, seinen Laden seit November geschlossen zu halten. „Die Politik hat gar nicht richtig im Blick, wo es Corona-Hotspots gibt“, meint er.
Gerade viele Händler, ob kleine Boutiquen oder große Ketten, aber auch Gastronomen und sonstige Betroffene hätten Hygienekonzepte vorgelegt, könnten durchaus ihre Kunden schützen. „Aber wir bekommen gar keine Chance, unseren Job vernünftig zu machen“, kritisiert er undifferenzierte Maßnahmen.
Ähnlich geht es Heiko Brümmerhoff in Schneverdingen. Er weist insbesondere darauf hin, dass im Möbelhaus „besonders viel Platz und Luftvolumen zur Verfügung stehen“ und dadurch der Schutz der Kunden gewährleistet werden könne. „Man kann den Einzelhandel nicht über einen Kamm scheren“, sagt Brümmerhoff. Häufig würden größere Städte mit öffentlichem Personennahverkehr und mit den damit einhergehenden, beengten Verhältnissen als Referenz genommen. Die Situation hier aber sei eine ganz andere. „Wir haben reichlich Platz.“
Lange wie Brümmerhoff sind in den jeweiligen Handels- und Gewerbevereinen in Soltau und Schneverdingen aktiv. „Alle versuchen, für sich trotz der Einschränkung sämtliche Möglichkeiten zu mobilisieren, um über die Runden zu kommen“, bilanzieren sie für die Mitgliedsbetriebe. Aber alle sehnten vor allem die Öffnung ihrer Geschäfte herbei.
Wobei die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Stadtmarketing in Munster, Sabine Rothmann, noch einen Wunsch hat: „Schnelleres Impfen“. Denn nur so gebe es Sicherheit auf allen Seiten und vor allem die Chance, dass die Menschen zurück in ihr Reisebüro kämen und Urlaub buchten. „Wir wissen aber nicht, wo die Reise hingeht“, bleibt sie bei der Beschreibung der aktuellen Lage in ihrem Metier. Hinzu komme, dass die finanziellen Hilfen nicht wie versprochen flössen, hat Lange festgestellt. Er kenne keinen seiner Händlerkollegen aus dem Intersportbereich, der Geld im November und Dezember erhalten habe.
„Jetzt haben wir Ende Februar und das Delta ist nicht gefüllt.“ Dabei sei die Crux beim Handel, dass durch das fehlende Weihnachtsgeschäft jetzt die Liquidität für die Frühjahrsware fehle. Und diese müsse man abnehmen, beschreibt Lange die Situation als eine Riesenherausforderung. Mieten- und Personalkosten seien da schon fast zu vernachlässigen: „Die Finanzierung des Warenbestands ist das, was uns umbringt.“