Heidebahn: OHE und Bispingen für Reaktivierung

Rainer Garbers (links) und Sebastian Schülke von der OHE begutachten die alten Gleise der Heidebahn bei Oedeme. Mit einer gigantischen Maschine werden in dem Abschnitt aktuell Gleise, Schwellen und Schotter ausgetauscht. Foto: be

Rainer Garbers (links) und Sebastian Schülke von der OHE begutachten die alten Gleise der Heidebahn bei Oedeme. Mit einer gigantischen Maschine werden in dem Abschnitt aktuell Gleise, Schwellen und Schotter ausgetauscht. Foto: be

Für die Gemeinde Bispingen steht fest: Die Reaktivierung der Bahnstrecke nach Lüneburg für den Personenverkehr wäre wünschenswert: „Wir sind natürlich dafür“, sagt Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis. Er verspricht sich vor allem Vorteile von der Bahnverbindungfür die stark touristisch geprägte Gemeinde mit ihren 2,4 Millionen Tages- und eine Million Übernachtungsgästen in der Saison.

Ein paar Kilometer in Richtung Lüneburg formiert sich allerdings Widerstand gegen diese Pläne auf der Heidebahn. In Oedeme und Rettmer sieht man mehr Nach- als Vorteile einer Reaktivierung, setzt auf die bisherigen Busverbindungen in die Lüneburger Innenstadt. Für Sebastian Schülke, Geschäftsbereichsleiter Infrastruktur der Osthannoverschen Eisenbahnen AG (OHE) als Trasseneigentümerin, ist der Zeitpunkt für den Vorstoß schlecht gewählt.

Denn noch liegt das Gutachten, das zur Entscheidung über die Reaktivierung des Personenverkehrs vom Landkreis Lüneburg, aber auch dem Heidekreis beauftragt wurde, nicht vor. „Es ist noch nicht der richtige Zeitpunkt für die Diskussion“, findet er, hofft gleichzeitig aber auf die Reaktivierung wenigstens von Lüneburg bis Bispingen: „Die Stimmung pro Schiene hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert.“

Im besten Fall könnte es natürlich bis Soltau gehen, so Schülke. In der Böhmestadt ist man bislang allerdings gegen das Projekt. Die Soltauer fürchten, dass dann noch mehr Bahnverkehr die Stadt belaste, die Schranken öfter schlössen. Schülke sieht dagegen neben dem Ausbau der Amerikalinie in der Reaktivierung der Strecke nach Lüneburg die Chancen steigen, dass sich zumindest für den stark beanspruchten Bahnübergang an der Walsroder Straße eine Lösung abzeichnen könnte. Die beiden Zukunftsprojekte des Bahnverkehrs könnte man koppeln und so stärker für einen Tunnel zur verkehrlichen Entlastung werben.

Zudem würde die Zugverbindung beispielsweise auch für Schüler der Berufsbildenden Schulen von Vorteil sein. Die Touristiker würden schließlich in Soltau ausgebildet. Mit den Öffis jedenfalls, wie Schülke den öffentlichen Busverkehr abkürzt, komme man nur schwerlich bis nach Lüneburg.

In zwei, drei Monaten soll nun das Gutachten klären, ob ab 2025 wieder ein regelmäßiger Zugverkehr auf der Strecke starten soll. Ideen gibt es sogar, mit Akkus oder Wasserstoff angetriebene Triebwagen pendeln zu lassen.

Die OHE ist guter Dinge, dass das gelingt. Zurzeit wird für Millionensummen die Strecke ab Hützel bis Lüneburg saniert „Da haben wir 15 Jahre gar nichts gemacht.“ Es seien Investitionen, die eigentlich für den Güterverkehr gedacht sind, aber letztlich auch bei der Kosten-Nutzen-Rechnung dem Personenverkehr zugutekommen würden, sagt Schülke.

Akzeptanz testen

Für einen Probebetrieb über fünf Monate im Jahr auf der Bahnverbindung zwischen Bispingen und Lüneburg spricht sich Dr. Jens Bülthuis aus. Für den Bispinger Bürgermeister könnte das zusätzlich zum aktuell in Arbeit befindlichen Gutachten klären, wie gut die Verbindung gerade im touristischen Herz der Lüneburger Heide genutzt werden würde. Dass es eine Akzeptanz von Lüneburg bis Amelinghausen gebe, das sei kein Thema, darüberhinaus bis Bispingen oder sogar bis Soltau könnte ausprobiert werden.

Ein Probeverkehr wäre immer gut, sagt auch Sebastian Schülke von der OHE. Allerdings müsse dieser auch attraktiv sein, also mit modernen Triebwagen eine ausreichende Geschwindigkeit zulassen und eventuell auch eine festgelegte Taktung des Verkehrs – zumal weiterhin Busse parallel führen. Für den touristischen Bereich wäre es allemal interessant, weil mindestens 50 Prozent der Gäste einen Tagesausflug nach Lüneburg einplanten. Heute sei das nur mit dem Auto möglich, so Schülke.