Walsrode feiert seinen Olympia-Helden

Johannes Ludwig ist die große Aufmerksamkeit fast peinlich, auch Kamerateams von NDR und Sat1 sind vor Ort. Martina Renner (von links) vom Bundespolizei-Ausbildungszentrum, Ludwigs Frau Katharina und Walsrodes Bürgermeisterin Helma Spöring sind stolz

Johannes Ludwig ist die große Aufmerksamkeit fast peinlich, auch Kamerateams von NDR und Sat1 sind vor Ort. Martina Renner (von links) vom Bundespolizei-Ausbildungszentrum, Ludwigs Frau Katharina und Walsrodes Bürgermeisterin Helma Spöring sind stolz auf den mittlerweile dreifachen Olympiasieger. Foto: hei

Im Polizeibus war Johannes Ludwig mit seiner Frau Katharina zu Hause in Walsrode abgeholt und zur Stadthalle gefahren worden. Dort wurde das Paar durch ein Spalier applaudierender Polizisten ins Foyer begleitet. So hatte Ludwig, dem der gestrige Nachmittag Freude bereitete, aber auch etwas unangenehm zu sein schien, keine Fluchtmöglichkeit vor der Ehrung durch die Stadt Walsrode. „Ich bin überrascht und auch etwas nervös“, sagte der Rennrodler und Bundespolizei-Angehörige Ludwig, der für zwei Goldmedaillen ausgezeichnet wurde, die er während der olympischen Spiele in Peking geholt hatte.

„Platz vier wäre auch okay gewesen”

Im Eiskanal von Yanqing - die Bahn gilt als besonders lange Strecke - war ihm keine Nervosität anzumerken gewesen, er hatte sich zunächst im Einzel, später auch mit der deutschen Mannschaft gegen die weltweite Konkurrenz durchgesetzt. „Wenn es Platz vier geworden wäre, wäre das auch okay gewesen“, sagte Ludwig bescheiden, und ergänzte vor mehreren Dutzend Kollegen, Lokalpolitikern und Medienvertretern: „Ich bin in meinem Sport auch nur ein Fachidiot.“

Aber eben ein sehr erfolgreicher, was im Heidekreis, der seit 2019 Ludwigs Heimat ist, lange verborgen blieb. Das zeigt auch eine Anekdote, die Martina Renner, Leiterin des Bundespolizei-Aus- und Fortbildungszentrum in Walsrode zwischen Schnittchen und Sektgläsern zum Besten gab. Einmal sei die Sprache aufs Rennrodeln gekommen und Ludwig sei gefragt worden, ob er denn gut in seiner Sportart sei. Der Thüringer hatte wohlgemerkt bereits vor vier Jahren olympisches Gold mit dem deutschen Team geholt. Nun ist die Aufmerksamkeit umso größer. Das hat auch Ludwig selbst bemerkt. In seinem früheren Zuhause, dem Wintersportort Oberhof, seien Olympioniken keine so große Besonderheit, berichtete er.

Nun nähern sich der platte Heidekreis und sein neues Aushängeschild langsam an. „Wir wollen Sie nicht für uns vereinnahmen, wir wissen, woher Ihre sportlichen Erfolge kommen und wie sehr Sie mit Oberhof verbunden sind“, sagte Walsrodes Bürgermeisterin Helma Spöring und überreichte Ludwig einen Korb mit Heidespezialitäten. „Ich bin noch kein richtiger Heidjer“, bekannte Ludwig. Dass er mit seiner Familie nach Walsrode zog, sei nicht nur seinem Beruf, sondern auch seiner Frau Katharina zu verdanken, die aus dem Landkreis Nienburg stammt, verriet Renner und fügte hinzu: Nicht nur im Rathaus, auch bei der Polizei hätten während der Rodelwettbewerbe alle vor dem Fernseher mitgefiebert. Katharina Ludwig erzählte, dass sie den Einzelwettbewerb mit den zwei Kindern noch in Oberhof verfolgt hat - den Teamwettbewerb dann aber schon in Walsrode.