Trotz Pandemie personell zugelegt

Blumen und ein Präsent für die langjährige Jugendwartin Silke Fricke: Kreisbrandmeister Thomas Ruß verabschiedet beim Verbandstag in Munster die „Feuerwehrfrau mit Leib und Seele“.


Wiedersehen macht Freude, besonders nach dieser langen Coronapause. Zur ersten Dienstversammlung der Stadt-, Gemeinde- und Ortsbrandmeister im Heidekreis seit 2019 nach Ausbruch der Pandemie begrüßte Kreisbrandmeister Thomas Ruß als Vorsitzender des Feuerwehrverbands in der Munsteraner Festhalle am Freitagabend die Verantwortlichen der 93 Feuerwehren im Heidekreis, weitere Funktionsträger und Ehrengäste. Zu Letzteren gehörte der Bürgermeister der Örtzestadt, Ulf-Marcus Grube, der ein Grußwort zu den anwesenden Brandschützern sprach.

Dass der Saal mit rund 200 Teilnehmern nicht so „rappelvoll“ sei wie üblich bei den Dienstversammlungen, erklärte der Kreisbrandmeister mit einer Terminverschiebung: Viele Feuerwehrleute und Gäste hätten ihren Osterurlaub bereits angetreten. Beim traditionellen Gedenken an die Verstorbenen wurden auch die ukrainischen Feuerwehrleute erinnert, die bisher beim russischen Angriffskrieg auf ihr Land zu Tode gekommen sind.

Weniger Brände, aber höhere Anforderungen

In seinem Rückblick verwies Ruß auf eine trotz der Pandemie positive Mitgliederentwicklung. Per 31. Dezember 2021 waren es 3842 – 41 mehr als Ende 2018. Davon waren 3320 (3309) Männer und 522 (492) Frauen. Zudem hob Kreisbrandmeister hervor, dass die Einsatzentwicklung seit 2017 insbesondere bei den Bränden rückläufig sei.

Vor der Versammlung waren im Außenbereich der Halle einige Neuzugänge im Fahrzeugbestand ausgestellt. Besonderes Interesse fanden die CCFM 3000. Je ein Exemplar steht seit Kurzem bei den Ortswehren Wietzendorf und Essel. CCFM steht für französisch Camions citerne feux de forêts de classe M, deutsch: Tanklöschfahrzeug Waldbrand, die sich jeweils zwei Landkreise, in diesem Fall Celle und Heidekreis, teilen (Artikel „Auf Klimawandel reagieren“ vom 5. April). Ruß erklärte, dass diese hochspezialisierten Fahrzeuge für die Bekämpfung von Vegetationsbränden, die auch auf die besonderen Herausforderungen im Rahmen von Einsätzen im europäischen Ausland – insbesondere in Südeuropa – abgestimmt sind. Ihre Bedienung erfordere besonders qualifiziertes und ausgebildetes Personal.

Brandschutzabschnittsleiter Süd Gerold Bergmann ging auf die Einsätze im Landkreis im inzelnen ein. Er fasste zusammen, dass angesichts immer komplexerer Einsatzlagen weiterhin mehr Personal benötigt und daher besonderes Augenmerk auf die Ausbildungslehrgänge gelegt würde. Bergmanns Pendant für den nördlichen Abschnitt, Matthias Meyer, gab einen Überblick über das Rettungswesen im Landkreis, wo die Ausbildung auf Hochtouren laufe. Er verwies auf die Anschaffung eines Kühlanhängers und einer Drohne sowie von Feldbetten. Das Thema „Waldbrand“ gewinne in der Lüneburger Heide weiter an Bedeutung, so Abschnittsleiter Meyer.

„Seit 1993 unermüdlich für die Feuerwehr engagiert“

Letztmalig als Kreisjugendfeuerwehrwartin trat Silke Fricke ans Mikrofon. 20 Kinderfeuerwehren mit 377 Mitgliedern gebe es mittlerweile im Heidekreis, 67 Kinder seien während der Corona-Zeit in die Jugendwehren übernommen worden. Die 43 Jugendwehren haben 732 Mitglieder. 39 sind in die Einsatzabteilungen übernommen worden. Im weiteren Verlauf wurde Fricke mit lang anhaltendem Beifall verabschiedet. In seiner Laudatio bezeichnete Ruß sie als eine „Feuerwehrfrau, die sich mit Leib und Seele für die Kinder- und Jugendfeuerwehr eingesetzt und sich seit 1993 unermüdlich für die Feuerwehr engagiert“ habe. Das Amt des Kreisjugendfeuerwehrwarts übernimmt Christian Biringer.

Die Pandemieeinschränkungen hatte erhebliche Auswirkungen auf den Ausbildungsbetrieb. Von 36 für 2020 geplanten Lehrgängen mussten laut dem für diesen Bereich zuständigen Markus Harms acht wegen Corona abgesagt werden. Der Kreisausbildungsleiter erarbeitete mit seinem Team neue Ausbildungskonzepte mit geringerer Teilnehmerzahl ausgearbeitet. Dennoch habe es weitere Ausfälle gegeben. 2021 wurden mobile Teams für die Ausbildung vor Ort in den Feuerwehrhäusern aufgestellt. Da habe es im vergangenen Jahr 33 Lehrgänge mit immerhin rund 540 Teilnehmern gegeben.

Unter nochmals angepassten Coronaregeln sei der Ausbildungsbetrieb für das Jahr 2022 angegangen worden. Harms hofft, 36 Lehrgänge für 880 Teilnehmer anbieten zu können, so dass wieder der Stand vor der Pandemie erreicht werden kann.

In Vertretung von Landrat Jens Grote, der aufgrund eines Coronafalls im privaten Umfeld in häuslicher Isolation ist, hielt Karsten Mahler seine voraussichtlich letzte Ansprache bei einer Kreisverbandsversammlung. In knapp einem Jahr verabschiedet sich Mahler in den Ruhestand. 20 Jahre ist er bei der Kreisverwaltung als Fachbereichsleiter im Fachbereich Ordnung für das Feuerwehrwesen und Katastrophenschutz zuständig. Mahler gab insbesondere einen Rückblick auf die jüngsten Aktivitäten mit über 900 Orkaneinsätzen im Februar. Auch die Leitstelle in Soltau sei gut aufgestellt und für die Zeiten der Pandemie seien gute Hygiene-Konzepte erarbeitet worden, so dass die Heidekreis-Feuerwehr in gewohnter Weise gut ihren Dienst habe leisten können. Mahlers Nachfolger als Fachbereichsleiter bei der Kreisverwaltung so, war bei der Versammlung zu hören, soll Lars Wagner werden, der am Freitag ebenfalls in Munster anwesen war.

Der für den Amtsbezirk Lüneburg zuständige Regierungsbrandmeister Uwe Quante, Ruß’ Vorgänger als Kreisbrandmeister, informierte über die Gründung des neuen Landesamtes und machte deutlich, dass die Aufgaben nicht weniger geworden seien.