Stadt Soltau legt ihr Hortmodell neu auf

Gemeinsam für das Gelingen des neuen Modellversuchs in der Ganztagsbetreuung arbeiten in Soltau (von links) Antje Kleinschmidt, Carina Zottl, Marion Kreutzer, Stadtmitarbeiterin Gesa Pröhl und Olaf Klang zusammen. Foto: at

Der im Heidekreis bislang einzigartige Modellversuch, Ganztagsschule und Hortbetreuung neu und gemeinsam zu denken, wird in Soltau fortgesetzt. „Wir haben den Faden wieder aufgenommen“, sagt Bürgermeister Olaf Klang zum Angebot im Einzugsbereich der Hermann-Billung-Schule. Partner wird das Jugendzentrum Youze, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits in der Grundschulsozialarbeit involviert sind.

2019 hatte sich herauskristallisiert, dass der Bedarf der Eltern an Hortplätzen teils die personellen Betreuungskapazitäten sprengt. Auf der anderen Seite konnte das zwar kostenlose Ganztagsangebote der Grundschulen nicht alle Bedürfnisse der Eltern erfüllen, es war und ist insbesondere rund um die Betreuungszeiten zu unflexibel.

Deshalb testete die Stadt Soltau mit einem Modellversuch, wie Ganztagsschule in der Zuständigkeit des Landes und Hort als freiwillige Leistung der Stadt sinnvoll kooperieren können, um Eltern die nötige Verlässlichkeit zu bieten und den Kindern ein attraktives Angebot. Dafür wurde 2019 das Hortpersonal der Kita Berliner Platz in die Schule eingegliedert.

Ein Fakt, der sich im Nachhinein als nicht praktikabel genug erwiesen hat. „Die Systeme Schule und Kindertagesstätte passen schwer zusammen“, sagt Antje Kleinschmidt, Leiterin der Hermann-Billung-Schule zu unterschiedlichen gesetzlichen Vorgaben, aber auch dazu, dass der Alltag in Schule und Kita sich erheblich unterscheide. Und dann sei natürlich noch Corona als zusätzliche Schwierigkeit dazugekommen. Das „Pintu“ genannte Modellprojekt wurde auf Eis gelegt.

Nun ist das Youze Kooperationspartner der Hermann-Billung-Schule. „Theoretisch steht das Modell jetzt auf neuen Füßen“, sagt Youze-Leiterin Carina Zottl. Was allerdings noch immer nicht einfach sei, ergänzt Marion Kreutzer als verantwortliche Stadtmitarbeiterin. Schließlich müsse man sehr kreativ sein, denn im Ganztagsbereich reiche das nicht aus, was das Land finanziell und personell biete.

Offiziell startet das Ganztags-Hortmodell zum neuen Schuljahr, aber schon jetzt läuft die Zusammenarbeit. Eine Betreuung soll zwischen 7 und 17 Uhr geboten werden, bis 14 Uhr kann der Mittagstisch genutzt werden.

Zottl ist wichtig, den Grundschulkindern auch am Nachmittag verlässliche Ansprechpartner für drei Gruppen zur Seite stellen. Zusätzlich ist weiteres Personal erforderlich. Noch sind nicht alle Stellen besetzt. Schulleiterin Kleinschmidt hofft daher auf zahlreiche Bewerbungen. Für sie sei es jedenfalls ein wichtiger Praxistest: Ab 2026 gibt es für Eltern den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ihrer Grundschulkinder.

Betreuungslücke soll geschlossen werden

Im September 2021 hatte nach dem Bundestag auch der Bundesrat einem Kompromissvorschlag des Vermittlungsausschusses zum Ganztagsförderungsgesetz zugestimmt. Mit dem Gesetz soll eine Betreuungslücke geschlossen werden, die nach der Kita-Zeit für viele Familien wieder aufklafft, wenn die Kinder eingeschult werden.

Die Bundesregierung hatte das Vorhaben für mehr Vereinbarkeit und mehr Chancengerechtigkeit in der Bildung Anfang Mai auf den Weg gebracht. Ab August 2026 sollen zunächst alle Grundschulkinder der ersten Klassenstufe einen Anspruch erhalten, ganztägig gefördert zu werden. Der Anspruch wird in den Folgejahren um je eine Klassenstufe ausgeweitet. Damit hat ab August 2029 jedes Grundschulkind der Klassenstufen eins bis vier einen Anspruch auf ganztägige Betreuung.