Soltau–Lüneburg: Mehr als nur Ausflugsverkehr möglich

Personenbeförderung findet auf der ehemaligen OHE-Bahnstrecke derzeit nur in der Tourismus-Hauptsaison gemächlich mit dem „Heideexpress“ einmal wöchentlich von Bispingen nach Lüneburg und zurück statt.

Ohne Auto zwischen Soltau und Lüneburg zur Arbeit, zur Schule und Uni oder zum Vergnügen pendeln – fahr- planmäßig mit dem Zug. Das ist seit der Einstellung der Personenbeförderung auf der ehemaligen OHE-Strecke 1977 nicht mehr möglich. Lediglich in der Sommersaison verkehrt seit 2014 der von der Bispingen-Touristik eingesetzte „Heide-Express“ einmal wöchentlich zwischen Bispingen und Lüneburg. Nach zweijähriger coronabedingter Pause soll er in einigen Wochen wieder starten.

Gutachten gemeinsam in Auftrag gegeben

Wie bei vielen anderen vom Personenverkehr „abgehängten“ Bereichen gibt es auch hier Bestrebungen, dieses Angebot wieder zu etablieren. Unter Federführung von Lüneburg haben die Landkreise Heidekreis und Lüneburg ein Gutachten in Auftrag gegeben, das Professor Dr. Volker Stölting (Hannover), einer der Verfasser, am Mittwochnachmittag im Kreis-Wirtschaftsausschuss vorstellte. Die wichtigste Erkenntnis: Die Wiederbelebung der fahrplangebundenen Schienenpersonenbeförderung zwischen Lüneburg und Soltau könnte sich jetzt trotz teils hoher Kosten volkswirtschaftlich lohnen. Nettokosten von 8,9 Millionen Euro haben die Gutachter für die Ertüchtigung der Bahnanlagen für einen Fahrbetrieb bis 100 Stundenkilometer ermittelt, davon 4,1 Millionen Euro für den Abschnitt zwischen Soltau – Amelinghausen. Die Zahlen sind allerdings nicht mehr aktuell. Aufgrund der Kostensteigerung dürften sie um einiges höher liegen. Dazu kommen Aufwendungen für die Fahrzeug- und weitere Infrastruktur.

Daher werden die beteiligten Gebietskörperschaften auf Fördermittel angewiesen sein. Da gibt es ein Programm des Bundes zur Re- aktivierung alter Bahnstrecken. Eine der Voraussetzungen, um in den Genuss einer Bundesförderung zu kommen, ist das Nutzen- Kosten-Verhältnis. Dessen Wert, der Nutzenkostenindikator NKI, muss über 1,0 sein, „besser noch über 1,3“, so Stölting. Dann überwiege der volkswirtschaftliche Nutzen die Kosten. Da liegt der 59 Kilometer lange Abschnitt Soltau Lüneburg mit 3,4 deutlich drüber. Der bereits besser ausgebaute Abschnitt Lüneburg – Amelinghausen kommt sogar auf einen Wert von 9,1. Bei der NKI-Ermittlung berücksichtigt werden unter anderem verbesserte Fahrzeiten und geringere Pkw-Kosten.

Auch das zu erwartende Fahrgastaufkommen wurde prognostiziert. Ab Start in Lüneburg geht man bei einem Fahrplan im Stundentakt von mehr als 3000 Fahrgästen aus, dann weiter abschwä- chend bis Soltau mit schließlich 930 Fahrgästen. „In der vorgenommenen Bewertung wurden touristische Verkehre noch gar nicht einbezogen“, räumte Stölting auf Nachfrage von Jan-Ole Witthöft ein. Der Bispinger SPD-Kreistagsabgeordnete hatte die touristische Bedeutung seiner Heimatgemeinde mit jährlich 1,2 Millionen Gästen verwiesen, von denen viele das Angebot sicher nutzen würden. Berücksichtigt wurden bei der Betrachtung die möglicher Haltepunkte auch ein Stopp am Heide- Park.

Folgeabschnitt ebenfalls betrachtet

Auch der an Lüneburg anschließende Bahnabschnitt bis Bleckede an der Elbe wurde in die Betrachtung einbezogen. Die 23,8 Kilometer lange Strecke wird derzeit für Museums- und sowie Bahnfahrten für Wochenendausflügler genutzt. Ergebnis: Ein NKI von 0,7. Dort wäre ein deutlich höherer Investitionsbedarf nötig, allein 22 Millionen Euro für die Moderni- sierung der Bahninfrastruktur. Für den gesamten Bahnabschnitt von knapp 84 Kilometer Soltau – Bleckede nennt das Gutachten einen Nutzen-Kosten-Index von 1,5.