Zu wenig Tagesmütter für Kinder unter drei Jahren

Der Druck in den Familien steigt: Mütter und Väter sollen die Chance haben, zügig in den Beruf zurückzukehren. Voraussetzung ist eine Kinderbetreuung, die häufig nicht mehr innerhalb der Familien gestemmt wird, sondern durch Krippen und Tagespflegepersonen geleistet wird. „Rein rechnerisch geht es auf“, sagt Peter Plümer, Fachbereichsleiter im Rathaus Schneverdingen, aber es gäbe kaum Reserven. Er hat als Zwischenlösung, bis die geplante Kita an der Stockholmer Straße fertiggestellt ist, nach den Sommerferien das Gemeindehaus der katholischen Kirche an der Feldstraße angemietet.

Bedarf höher als das Angebot an Plätzen

Flexibilität und kleine Gruppen sind Vorzüge, die die neun Tagesmütter in der Heideblütenstadt bieten. 53 Kinder werden im privaten Umfeld betreut. Doch wenn es nach den Eltern ginge, wären es noch viel mehr Kinder. „Ich bekomme laufend neue Anfragen, die ich leider nicht annehmen kann“, beschreibt Anke Bleifuß die Lage. Fünf Kinder sind das Maximum. Es ist aber nicht jedes Kind an fünf Tagen die Woche da, so dass mehr Kinder bei einer Gruppe sind als rechnerisch möglich. Dass die Plätze rar sind, ist bekannt. Manche melden ihr Kind an, sobald das erste Ultraschallbild vorliegt. „Es gibt mehr Bedarf als die Tagesmütter abdecken können“, sagt Rathaus-Mitarbeiterin Ramona Weiss. Alles bedarf einer gründlichen und langfristigen Planung der Eltern. Für Neubürger sei es immer noch schwierig, eine zeitnahe Betreuung für ihre Kinder zu bekommen. Vor allem die Randzeiten bleiben eine Herausforderung. Wenn zum Beispiel das Kind schon um 7 Uhr abgegeben werden muss, damit die Mutter die Pendelstrecke zum Job noch bewältigen kann oder die Eltern in Schichtarbeit tätig sind.

Kleine Gruppengröße ein Vorteil

Tagespflegepersonen, in der Mehrzahl sind es Frauen, bilden einen zusätzlichen Puffer zur institutionalisierten Betreuung. Doch nicht nur aus ökonomischen Aspekten ist eine Tagesmutter gefragt. Die individuelle Betreuung in kleiner Gruppe ist ein Vorteil. „Nicht jedes Kind kann sich in einer Krippe schon voll entfalten“, sagt Bleifuß. Es werden dringend mehr Tagesmütter- und Väter gebraucht. Zwei langjährige Tagesmütter in Schneverdingen wollen ihre Tätigkeit in den kommenden zwei Jahren aufgeben. „Für viele Kindertagespflegepersonen ist es attraktiv“, so Pressesprecherin Cornelia Reithmeier vom Heidekreis, „so ihre Berufstätigkeit und die eigene Familie zu vereinbaren, oft bleiben sie dann auch in der Kindertagespflege tätig, wenn eigene Kinder dem Betreuungsalter entwachsen sind.“ Doch die Nachfrage übersteigt schon seit Jahren das Angebot, sagt VHS-Bereichsleiterin Elke Dettmers. „Die Hürden sind im Verhältnis zur Einkommenssituation hoch“, sagt sie und weist auf das wirtschaftliche Wagnis hin. Auch das Werben einiger Bürgermeister habe nichts grundlegend an dem Mangel geändert. Aktuell ist ein Qualifizierungskurs von der Volkshochschule im Endspurt. Die Teilnehmerzahl liegt im einstelligen Bereich. Wann der nächste Kurs stattfindet, ist offen.

Kinderbetreuung unter drei Jahren von Tagespflegepersonen

Nach Angaben des Heidekreises werden tagesaktuell (27.4.) 392 Mädchen und Jungen von 90 Kindertagespflegepersonen betreut. Vorrangig sind es Frauen, aber auch fünf Männer. Im Nordkreis betreuen 48 Tagesmütter und -väter: In Soltau 18, in Munster 7, in Wietzendorf 2, in Bispingen 6, in Schneverdingen 11 und in Neuenkirchen 4. Organisiert wird die Platzvergabe über die Sozialraumpartner der Hilfen Hand in Hand geleistet. In Schneverdingen ist Franziska Gutzmann Ansprechpartnerin und unter Telefon (0176)66332087 erreichbar.

Was der Bauhofmitarbeiter dort an der Hecke zu tun hat, ist für die Kinder der Gruppe von Anke Bleifuß ungemein spannend. Sie sind fast jeden Tag im Walter-Peters-Park, um die Natur zu entdecken und auf dem Abenteuer-Spielplatz zu toben. Foto: Privat