Übervolle Züge und Unvorsicht an der Bahnsteigkante

Am kleinen Bahnhof Wolterdingen verursacht das Gedränge Sicherheitsprobleme, am Dienstag griff die Polizei ein.

Die Sicherheit im Zugverkehr und an den Gleisen ist Sache der Bundespolizei, das gilt auch für kleine Dorfbahnhöfe wie in Wolterdingen. Dort herrschen eigentlich eher beschauliche Zustände, die Probleme großer Bahnhöfe als Brennpunkte der Kriminalität sind weit weg. In den vergangenen Tagen bot sich an der kleinen Bahnstation aber ein ganz und gar unbeschauliches Bild. Dienstag rückte gar die örtliche Polizei aus – weil Gefahr im Verzug war und die eigentlich zuständige Bundespolizei nicht so schnell eingreifen konnte.

Bilder von überfüllten Regionalzügen und Bahnsteigen gibt es im Moment viele zu bestaunen, insbesondere auf den touristisch interessanten Strecken. Aufgrund des 9-Euro-Tickets und der beginnenden Ferienzeit. In Wolterdingen kommen weitere Faktoren dazu: Der angrenzende Heide-Park zieht überwiegend junge Besucher an, und zwar nicht über den Tag verteilt, sondern geballt zu Stoßzeiten am Morgen und nachmittags. Und der Bahnbetreiber auf dem Heidekreuz, die Bahn-Tochtergesellschaft Start, hat ohnehin Probleme, die Züge der Linie RB 38 zwischen Hannover und Buchholz/Nordheide zuverlässig fahren zu lassen. Häufige Zugausfälle und massive Verspätungen zerrten schon vor der Einführung des 9-Euro-Tickets an den Nerven vieler Bahnreisender. Zuletzt musste das Unternehmen einräumen, aufgrund mangelnder Fahrzeugverfügbarkeiten zu bestimmten Zeiten mit verkürzten Zügen unterwegs zu sein.

„Einige hampeln da rum“

In Wolterdingen stellt sich die Lage so dar, dass große Gruppen junger Heidepark-Besucher nachmittags eng an eng am Bahnsteig stehen und auf ihren Zug warten. Fällt ein Zug aus, verdoppelt sich die Zahl der Passagiere und der Folgezug kommt dann schon überfüllt an. Am Bahnsteig herrscht teilweise so ein Gedränge, dass die letzten Ankömmlinge auf der Straße stehen. „Einige hampeln da rum“, berichtet ein besorgter Autofahrer. Es sind aufgedrehte Jugendliche, manchmal ganze Klassenverbände, die einen aufregenden Tag im Heide-Park hinter sich haben. Zugleich drängt der Druck von hinten die Personen in den vordersten Reihen immer näher ans Gleis. „Vorsicht an der Bahnsteigkante“ lautet die bekannte Bahnhofsdurchsage – in Wolterdingen herrscht oft Unvorsicht. Manche hocken auf der Kante und lassen ihre Beine baumeln.

Beim Heide-Park hält man die Auswirkungen des 9-Euro-Tickets auf die Besucherzahlen für begrenzt, eine Unternehmenssprecherin verweist auf die Ferien, das gute Wetter und besondere Events – das seien die größten Treiber. Die Polizei berichtet, an den Bahnbetreiber herangetreten zu sein. Dieser denke über Durchsagen und mehr Zugbegleiter nach.