"Die Heide ist lila oder bunt, aber nicht braun"

Mehr als 250 Menschen aus Bispingen und anderen Orten im Heidekreis sind in den Park am Bispinger Rathaus gekommen, um sich gegen die rechte Ansiedlung am Immenhof zu positionieren.

Mit Blick auf die heutige Zwangsversteigerung des Immenhofes in Hützel haben Dienstagabend schätzungsweise zwischen 250 und 300 Menschen gegen die drohende Ansiedlung einer rechtsextremen Gruppierung protestiert. Ein breites Parteienbündnis von Grünen, SPD, CDU, Linke war ebenso vertreten wie Heinz-Dieter „Charly“ Braun für DGB und Verdi im Heidekreis. Initiator der Kundgebung war Wulf Hemmerle, der im Südkreis für die Grünen als Landtagsabgeordneter kandidiert. Er war überwältigt von der Resonanz.

Früher ein Awo-Heim für Kinder

Initiator Hemmerle erinnerte an die Entwicklung des Immenhofes: Der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) baute dort ein Kinder- und Jugendheim auf. Erste Heimleiterin war Hanna Grunwald-Eisfelder. Sie hat später Amnesty International gegründet. „Beim Immenhof ging es immer darum, Menschen zu helfen, die sich in Notlagen befanden, aus denen sie sich selbst nicht befreien konnten“, sagte er. Hemmerle setzte sich dafür ein, dass nicht das Gegenteil auf dem Gelände zugelassen wird. „Bispingen sagt Nein“, so sein Appell, auf den spontaner Beifall aufbrandete.

Für freiheitlich demokratische Grundordnung

„Wir sind bunt, wie wir hier wunderbar sehen“, sagte Bispingens Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis. Er betonte, dass Bispingen nichts gegen Menschen habe, die auf Basis der freiheitlich demokratischen Grundordnung hier leben, aber sehr wohl gegen die, die dies versuchen zu unterwandern, so Bülthuis.

Parallelwelt zum demokratischen System

Es sei in der Corona-Zeit eine neue rechte Szenerie entstanden, die sowohl antidemokratische als auch antisemitische Züge trage, beschrieb Olaf Meyer, Sprecher der Antifaschistischen Aktion aus Lüneburg, die rechte Gruppierung, die sich am Wochenende auf dem Immenhof versammelt hatte. Er hat Details dazu mit Andrea Röpke vor Ort recherchiert und auf der Internet-Plattform Endstation Rechts veröffentlicht. Nach ihren Erkenntnissen will die Bewegung, Vereine, Schulen und Kindergärten aufbauen, um eine Parallelwelt zum demokratischen System der Bundesrepublik zu erschaffen.

Gefährliche Ideologie

Entgegen dem Image, die Heide sei braun, sagte Gewerkschaftsvertreter Heinz-Dieter „Charly“ Braun: „Die Heide ist lila und bunt.“ Die Ideologie, die von diesen rechts unterwanderten Gruppen ausgehe, sei gefährlich. Pastor Frank Blase von der St.-Antoniusgemeinde sagte: „Wenn demokratische Strukturen ausgehöhlt werden, müssen wir Christen unsere Stimme erheben.“ Er stellte sich aber auch die Frage, „wie wir diese Menschen erreichen können, die sich so verrannt haben?“.

Gegen spaltende Menschen

„Menschen, die spalten, haben hier im Heidekreis keinen Platz“, sagte SPD-Landtagskandidatin Tatjana Bautsch, im Namen von SPD-Bundesvorsitzendem Lars Klingbeil. „Wir sind hier offen“, sagte sie. „Wir haben nichts gegen geflüchtete Menschen“, sagte Christoph Hemmerle von der CDU im Gemeinderat, „aber gegen Menschen, die aus diesem System flüchten wollen.“