Heide-Ampel zählt Gäste im Büsenbachtal

Hilke Feddersen (links), Geschäftsführerin des Vereins Naturpark, und Rangerin Sandra Malissa setzen sich für die Natur im Büsenbachtal ein. Die Anlage zählt die Besucher, die den Hauptweg in das idyllische gelegene Landschaftsschutzgebiet nehmen. Foto: jul

Mehr Zeit in der Natur zu verbringen, ist Trend geworden. So sehr, dass die Natur in Schutz genommen werden muss. Aufgrund der großen Besuchermassen, die sich insbesondere in den beiden Corona-Jahren noch um ein Vielfaches gesteigert haben, hat der Verein Naturpark Lüneburger Heide mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreis Harburg im Büsenbachtal ein Pilotprojekt gestartet. Seit mehr als einem halben Jahr ist Rangerin Sandra Malissa dort im Einsatz, um für ein angemessenes Verhalten im Landschaftsschutzgebiet zu sorgen. Aus Unkenntnis, aber auch aus Sorglosigkeit bringen Menschen die Natur auf vielfältige Weise in Gefahr.

Stress statt Spiel

Ein Risiko stellen zum Beispiel nicht angeleinte Hunde dar, so Hilke Feddersen. Die Geschäftsführerin des Vereins Naturpark Lüneburger Heide spricht von mehreren Verlammungen, die die trächtigen Schafe der Herde erlitten haben, die im Büsenbachtal zuhause sind. Dabei handelt es sich um Totgeburten. Im Gegensatz zu den Hunden ist es für die Schafe kein Spiel, sondern Stress - sehr zum Ärger des Schäfers. Das Anleinen von Hunden war 1939, als das Gebiet zum Landschaftsschutzgebiet erklärt wurde, noch ebenso wenig ein Massenproblem wie das Grillen unter freiem Himmel. Auch Verpackungsmüll durch Verpflegung habe es damals noch nicht gegeben, meint Feddersen. Um auf die Probleme hinzuweisen, wurden nun Piktogramme an einem zusätzlichen Schild angebracht, um Besucher für das angemessene Verhalten in der Natur zu sensibilisieren. Durch die Probleme, die in den Lockdown-Phasen auf einen neuen Höhepunkt zuliefen, habe der Verein Naturpark, der die unterschiedlichen Interessen zwischen Landkreis, Gemeinde, Anliegern, Wirtschaftsbetrieben und Besuchern koordiniert, ein Pilotprojekt zusammen mit dem Landkreis Harburg aufgesetzt. Es besteht aus einem Bündel an Maßnahmen, um einen Weg zu finden, Mensch und Natur in Einklang zu bringen.

Besucherlenkung durch Zählung

Um belastbare Zahlen zu bekommen, hat der Landkreis im April eine sogenannte Ampel an der Hauptzuwegung kurz hinter dem Gastronomie-Betrieb im Schafstall installiert. „In den vergangenen sieben Tage wurden 1600 Besucher registriert“, sagt Andres Wulfes, Pressesprecher des Landkreis Harburg. Dafür dass es nicht das klassische Heide-Wetter gewesen sei, seien es viele Gäste gewesen. Doch eine genaue, abschließende Bewertung der Zahlen stehe noch aus. Genauso wie die Ankündigung, dass die Frequenz online auf der Homepage des Landkreises und über die Google-Suchmaschine zu finden sei. Dies dient der Besucherlenkung, um eine Überfüllung zu vermeiden. Erfahrungen mit diesem System wurden bereits an Nord- und Ostsee gesammelt. „Es soll zeitnah in Betrieb gehen“, so Wulfes.

Positive Effekte

Die Rangerin Sandra Malissa gehört ebenfalls zum Pilotprojekt. Im ersten halben Jahr ihres Einsatzes habe sie bereits positive Effekte gespürt. In Uniform gekleidet weist sie Besucher auf ihr Fehlverhalten hin, ohne dabei belehrend oder gar abschreckend zu wirken. Nur bei wirklich gravierenden Vorfällen wie einem nächtlichen Trinkgelage hole sie die Polizei dazu.

Verbot stärker als ein Gebot

Der Naturpark besteht nicht nur aus dem Naturschutzgebiet Lüneburger Heide, sondern auch aus Landschaftsschutzgebieten wie dem Büsenbachtal, das zur Gemeinde Handeloh gehört. Insgesamt gibt es mehr als 20 Naturschutzgebiete mit einer Fläche von über 25 000 Hektar. Hinzu kommen nach eigener Auskunft auf der Homepage 50 Landschaftsschutzgebiete, die etwa 25 700 Hektar beanspruchen. Da ein Naturschutzgebiet größeren Schutz genießt als ein Landschaftsschutzgebiet, gibt es die politischen Bemühungen dies für das Büsenbachtal zu ändern. Die Wege nicht zu verlassen, ist dann ein Verbot - nicht eine Bitte.