Großer Wurf für Freizeitbegegnungsstätte

Ein Blick in die Zukunft: Viel Licht soll in die rot verklinkerten Räume fallen, flach geneigte Dächer unterstützten den ursprünglichen Charakter der Freizeitbegegnungsstätte. Entwurf: Architekt Martin Menzel

Die Stadt Schneverdingen nimmt nun die bereits vor mehreren Jahren begonnene Planung der Komplettsanierung der mehr als 40 Jahre alten Freizeitbegegnungsstätte (FZB) wieder in Angriff. Verschiedene parallele Bauprojekte hatten das Großprojekt zuletzt ins Hintertreffen geraten lassen. Zudem bot der Bürgersaal-Bereich gerade in den Corona-Jahren ein willkommenes Ausweichquartier mit ausreichend Platz für Abstand in Ausschuss- und Ratsversammlungen. Doch wie nötig eine Sanierung ist, hat im vergangenen Jahr der Blick auf die Heizkosten beziehungsweise den Energieverbrauch gezeigt. Zusammen mit der Alten Schule, die sich ebenfalls im Totalumbau befindet, hat sich die FZB als größter Energiefresser herausgestellt. Daraufhin wurden die Temperaturen runtergeregelt.

Ursprünglicher Charakter soll erhalten bleiben

Der neue Anlauf wird von Architekt Martin Menzel aus Rotenburg begleitet. Er stellte die überarbeitete Version der FZB jüngst mit Architekt Andreas Jung aus dem städtischen Bauamt im Sozialausschuss vor. Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens freute sich über die flach geneigten Dächer, denn ihr ist wichtig, dass der Bau seinen Charakter behält. Was allerdings Ratsherr Carsten Gevers (Grüne) bemängelte, waren die schwarzen Dächer. Ihm fehlten in der Skizze die Photovoltaik-Anlagen beziehungsweise begrünte Dächer. Menzel und Jung versicherten aber, dass beides vorgesehen sei. Da der erste Entwurf bereits aus dem Jahr 2018 stammt, war Moog-Steffens wichtig, dass alle Beteiligten die Chance bekommen, ihre veränderten Bedürfnisse und Wünsche zu äußern. Im Frühjahr stimmten sich die Teams des Jugendbereichs, aber auch des Mehrgenerationenhauses, das derzeit noch am Osterwaldweg beheimatet ist, ab. Viele Gruppen und Vereine sind dort Nutzer.

Bauantrag steht kurz vor Abgabe

Im Bauamt wird nun unter Hochdruck an der finalen Version des Bauantrags gearbeitet. Die Stadt hoffe auf eine zügige Bearbeitung des Bauantrags, damit es dann zu Jahresbeginn mit der Entkernung losgehen kann. Derzeit wird das Inventar deinstalliert. Die Bühnentechnik im Veranstaltungssaal ist bereits abgebaut. Einige Graffiti-Wände erinnern noch an den Jugendbereich, der in der ersten Oktober-Hälfte bereits übergangsweise ins CVJM-Haus an der Kirchstraße gezogen ist.

Erweiterung durch Verbindungsbau

Noch besteht die Freizeitbegegnungsstätte (FZB) aus zwei Gebäudeteilen mit insgesamt 1800 Quadratmeter. Davon gehören 881 Quadratmeter zum vorderen Bürgersaal-Komplex und 911 Quadratmeter zum Jugendbereich. Nach der Sanierung zieht auch das Mehrgenerationenhaus an die Adresse Auf dem Eck 2. Es entstehen 215 Quadratmeter mehr durch einen Verbindungsbau. Die konkrete Investitionssumme ist noch in der Berechnung. Derzeit wird von den zuletzt genannten sieben Millionen Euro ausgegangen. Schneverdingen bekommt Zuschüsse: 1,8 Millionen Euro fließen aus dem Förderbudget „lebendige Zentren“ in die Erneuerung des Bürgersaal-Bereichs. Hier läuft ein Antrag auf Erhöhung aufgrund der erwarteten Kostensteigerung. Die Mittel in Höhe von 1,45 Millionen Euro für die Sanierung des Jugendbereichs sind allerdings fix.

Mehrgenerationenhaus wird in FZB integriert

Im Saal des Jugendbereichs sieht es derzeit nach einem geordneten Chaos aus: Die Technik wird demontiert und eingelagert. Fotos: jul

Aus zwei mach drei: Die Freizeitbegegnungsstätte (FZB) wird durch den Umbau gestärkt. Das Mehrgenerationenhaus zieht als weiterer Nutzer in den Komplex, der im kommenden Jahr nicht nur vor einer Komplettsanierung steht, sondern durch einen Verbindungsbau auch erweitert wird. Die Leitungsteams des Jugendbereichs und des Mehrgenerationenhauses haben sich mit den Planern der Stadt zusammengesetzt, um ihre Bedürfnisse und Wünsche zusammenzutragen. Es wurde detailliert gefeilt, auch um ökonomisch mit dem Raumbedarf umzugehen. Das bedeutet, dass durch unterschiedliche Nutzungszeiten Räume doppelt beansprucht werden sollen.

Babys und Künstler teilen sich denselben Raum

Ein Beispiel: Tagsüber ist der Kursraum zum Beispiel für das Babyturnen reserviert, abends wird er bei Bedarf der Backstage-Bereich für die Künstler, die im angrenzenden Veranstaltungssaal des Jugendbereichs auftreten. Der Raum bleibt dazu unmöbliert und wird der Nutzung entsprechend situativ eingerichtet. Auch der Jugendbereich profitiert: Die Bühne wird um ein gutes Stück verbreitert, so dass nicht nur mehr Spielfläche zur Verfügung steht, sondern vor allem auch die Sicht von den Randplätzen verbessert wird. 110 Plätze sind bei Bestuhlung des tiefergelegten Saals möglich. Der Getränkeausschank wird vom Café-Bereich des Jugendzentrums aus möglich. Anstelle der Teeküche wird ein Behinderten-WC eingerichtet.

Gemeinsam kochen und essen wird wichtiger

Auch in der Küche werden die Geräte, darunter auch der beliebte Pizza-Ofen, für die Einlagerung vorbereitet. 

Die eigentliche Küche des Jugendbereichs wird vergrößert. Gemeinsames Kochen soll möglich werden, denn Essen spiele eine immer größere Rolle in der Jugendarbeit. Es geht dabei „um den pädagogischen Wert des Kochens“, so Fachbereichsleiter Peter Plümer, damit spiele die Zubereitung genauso eine Rolle wie Tischmanieren. Aber auch ganz praktisch bekommt die Küche einen höheren Stellenwert, denn es kämen immer häufiger Kinder und Jugendliche mit knurrenden Mägen in den Jugendbereich, weiß Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens von Bettina Allzeit, der Leiterin des Jugendbereichs. Besonders vermisst wird derzeit der Pizza-Ofen. Dafür wird im Übergangsquartier im CVJM-Haus an der Kirchstraße bereits das gemeinsame Kochen durch eine großzügige Wohn-Küche möglich.

Schulungsraum für Sprachunterricht

Die Küche im Bürgersaal-Bereich der FZB wird verkleinert, dafür wird die Fläche dem offenen Café des Mehrgenerationenhauses zugeschlagen. Verschiedene Gruppenräumen sollen den unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden: Ein Raum solle wie ein Klassenzimmer eingerichtet werden, verrät Architekt Andreas Jung, da dort zum Beispiel Sprachunterricht stattfinden soll. Der Bürgersaal wird sich von der Ausrichtung verändern. Um den Raum besser auszunutzen, wird sich die Bestuhlung an der Längsseite ausrichten. Da es sich um eine Versammlungsstätte mit 254 Plätzen handelt, sind besondere Brandschutzauflagen einzuhalten, eine Brandschutzwand wird nötig. Zeichen der Zeit ist auch der Verzicht auf eine Holzwerkstatt. Stattdessen wird es zukünftig einen Medienraum für die Kinder und Jugendlichen geben. Malen, basteln, werkeln wird dann im Atelierraum möglich sein.

Wärmepumpe mit Photovoltaik

Gesetzt ist die Energieversorgung durch eine Wärmepumpe. Aller Voraussicht nach wird es eine Erdwärmepumpe, so Jung. Der Strom solle durch Photovoltaik auf dem Dach gewonnen werden.