Klitschko: „Ich möchte euch bitten, an uns zu glauben“

Sicherheit geht vor: Nur vermummt und ohne Namensnennung treten Vertreter der ukrainischen Soldaten, die derzeit in Munster für ihren baldigen Kriegseinsatz in deutschen Schützen- und Kampfpanzern ausgebildet werden, vor die Kamera. Foto: ari

Dass Verteidigungsminister Boris Pistorius erst seit einem Monat im Amt ist, merkt man ihm nicht an. Energisch tritt er auf beim Besuch der Panzertruppenschule in Munster, fast zackig. Er hat gedient und war als Innenminister auch schon bislang Repräsentant des Staates in einem Bereich, in dem es auch um die robuste Durchsetzung von Regeln durch unmittelbaren Zwang geht. Anders als seine glücklose Vorgängerin, wirkt Pistorius beim Truppenbesuch in Gestik und Sprache nicht wie ein Fremdkörper, nicht wie jemand, der erst einmal warm werden müsste mit dem Militär.

Eine Eingewöhnungszeit gibt es nicht in diesen Zeiten. Pistorius war bereits in Kiew, vergangene Woche hielt er auf der Sicherheitskonferenz in München einen Impulsvortrag über die Nato-Ostflanke und für das Wochenende sind zum ersten Jahrestag des Krieges in der Ukraine bundesweit Proteste angekündigt, die sich auch gegen ihn und die Bundesregierung richten werden. Der Antrittsbesuch beim größten deutschen Heeresstandort in Munster könnte da fast wie ein Pflichttermin minderer Wichtigkeit erscheinen – wären da nicht die ukrainischen Soldaten, die dort seit vergangener Woche im Umgang mit deutschen Panzersystemen geschult werden. Das nationale und internationale Medieninteresse war daher enorm, als der Verteidigungsminister gemeinsam mit dem ukrainischen Botschafter in Deutschland Oleksij Makejew und dem mehrfachen Boxweltmeister Wladimir Klitschko vor die Mikrofone trat.

Überraschungsgast Wladimir Klitschko

Die Anwesenheit Klitschkos, dessen älterer Bruder Vitali Bürgermeister von Kiew und ein Vertrauter des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi ist, war eine Überraschung. In bewegenden Worten bedankte er sich für die deutsche Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte und das gewachsene Vertrauen in sein Heimatland. „Ich möchte euch bitten, an uns zu glauben“, sagte Klitschko. Botschafter Makejew bekräftigte, die Ukraine könne „alles“ erreichen. Es ging beiden wohl darum, denjenigen Stimmen entgegenzutreten, die einen militärischen Sieg über die Atommacht Russland für ausgeschlossen halten und in der Konsequenz Zugeständnisse der Ukraine einfordern. Die intensive rund sechswöchige Schulung der ukrainischen Soldaten am Schützenpanzer Marder und Kampfpanzer Leopard 2 A6 komme gut voran, hatte bereits zuvor der für die Ausbildung zuständige Inspektionschef der gepanzerten Kampftruppen, dessen voller Name aus Sicherheitsgründen ungenannt blieb, versichert.