Kino im Aufwind: Viele Vorstellungen ausverkauft

Ulrich von der Heide (llinks) und Werner Mader freuen sich über die speicherprogrammierbare Steuerung für die Tonanlage, die Strom spart und das Handling der Filmvorführer erleichtert. Zum anderen wurde ein HDMI-Bild- und Tonabnehmer installiert. Foto: jul

Jede Woche stellt die Böhme-Zeitung ausführlich die ausgewählten Filme vor, die im Lichtspiel in der Kulturstellmacherei in Schneverdingen an den Wochenenden und zweimal im Monat auch mittwochs gezeigt werden vor. Doch seit einigen Wochen ist immer häufiger „ausverkauft“ zu lesen. So ist es auch am Sonnabend: Die Vorstellung 'Ein Mann namens Otto’ ist ausverkauft. Am Freitag, 31. März, wird der Film wiederholt. Enttäuschend für diejenigen, die keine der jeweils 53 Karten mehr ergattern können, aber für den ehrenamtlichen Vorstand ein Erfolg, den er sich im Sommer vergangenen Jahres nicht erträumt hatte. „Wir hatten schon Sorge, dass alles den Bach runtergeht“, sagt Werner Mader. Nach der Corona-Zeit mit Lockdowns und Abstandsregelungen gab es im vergangenen Jahr noch eine große Unsicherheit, ob die Besucher wieder zu den Kulturveranstaltungen zurückkehren würden.

Erfolgsgeschichte nicht geahnt

Allein die Verfilmung von Dörte Hansens „Mittagsstunde“ mit Charly Hübner ist bereits elf Mal vor vollbesetzten Reihen gezeigt worden - acht reguläre Vorstellungen, drei für angemeldete Gruppen, darunter der Heimatbund Soltau die Freudenthal-Gesellschaft und die Landfrauen Bispingen. Dass so eine Erfolgsgeschichte daraus werden sollte, hatten Werner Mader und Ulrich von der Heide nicht geahnt, als sie bei der Kinoprogrammpreisverleihung im Sommer 2022 in Bad Nenndorf nicht nur für ein „hervorragendes Jahresfilmprogramm“ mit 1250 Euro ausgezeichnet wurden, sondern auch vorab von Regisseur Lars Jessen von den Dreharbeiten der „Mittagsstunde“ erfahren haben. Die plattdeutschen Szenen sind nicht synchronisiert, sondern separat gedreht worden. „Ich wusste, dass es hier ein Publikum dafür gibt“, sagt Mader. Viele Schneverdinger sprächen zuhause noch op Platt, aber in ihrem Job-Umfeld hochdeutsch, so wie es die Hauptfigur praktiziert.

Noch eine Literaturverfilmung

Ähnlich beliebt ist ebenfalls eine Literaturverfilmung: „Der Gesang der Flusskrebse“. Acht Vorführungen sind bereits gelaufen, alle fast ausverkauft. Doch auch die leichte Unterhaltung findet ihr Publikum: „Einfach Mal was Schönes“ mit Karoline Herfurth steht an dritter Stelle der meistgebuchten Filme seit dem vergangenem Herbst. „Auffallend ist, dass wir neues Publikum hinzugewonnen haben, auch vermehrt jüngere Leute“, erzählt Mader. Während sie sich darüber wundern, dass es immer noch Schneverdinger gibt, die nichts von einem Kino vor Ort wissen, spricht sich das Angebot in echter Kino-Atmosphäre über die Stadtgrenzen hinaus längst herum. So hat sich beispielsweise ein Chor aus Lauenbrück gefreut, für die Dokumentation „Unsere Herzen - ein Klang“ nicht extra nach Bremen fahren zu müssen. Selbst dieser Film ist vergangenen Mittwoch bereits das zweite Mal gelaufen und wird am 5. April nochmals gezeigt.

Auch Kinderfilme gefragt

Worüber sich Mader besonders freut, ist die steigende Beliebtheit der Kindervorstellungen, die sonntagnachmittags laufen. Vor einem Jahr gab es sogar die Überlegung, das Format einzustampfen. „Die Schule der magischen Tiere“ wurde zwischen Oktober und März dreimal gezeigt, davon zweimal ausverkauft.

Rücklagen benötigt

Während vor der Corona-Pandemie durchschnittlich 12 Besucher im Kino waren, schauen sich jetzt 50 Besucher im Schnitt einen Film in dem „wohl kleinsten 3D-Kino Niedersachsens“ an, so Mader. Der ehrenamtlich organisierte Betrieb über den 198 Mitglieder starken Verein ist aus dem Stadtmarketing-Prozess entstanden. Es gibt 16 Filmvorführer, 33 Servicekräfte und einen Vorstand, der neben Mader und von der Heide aus Julian Kremhart, Sven Svensson und Reiner Lehmann besteht. Die Anschubfinanzierung in 2013/14 ist durch Geld der Stadt und Fördermittel gelungen, aber es stand von vornherein fest, dass weitere Anschaffungen aus eigenen Erlösen erwirtschaftet werden müssen. Insofern sind 400 Euro im vergangenen Jahr wenig. Üblich ist ein fünfstelliger Betrag. „8000 Euro brauchen wir normalerweise als Rücklage, um die Technik zu finanzieren“, so Marder. Die neue Projektionsanlage konnte zum Teil durch die Corona-Hilfe refinanziert werden.