„Touristische Vollkatastrophe“ droht durch Bahn-Neubau

Die Unternehmer aus dem Horstfeld stehen zusammen und werden von Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis (7. von links), Ortsvorsteher Stephan Müller (5. von links) als Sprecher der Bürgerinitiative Unsynn und Touristik-Geschäftsführerin Margret Hedder (2. von rechts) in ihrem Kampf gegen die geplante ICE-Streckenführung unterstützt. Foto: jul

Wenn die sogenannte A7-Variante für den Neubau der Bahntrasse für den Fernverkehr sich tatsächlich durchsetzen sollte, dann geht es im Gewerbegebiet Horstfeld an der Autobahn nicht nur um zwei Betriebe, die umgesiedelt werden müssten. Die Unternehmer touristischer Erlebnisadressen in Bispingen sind entsetzt über das Ausmaß der Bahn-Pläne. Sie fürchten eine „touristische Vollkatastrophe“, wie es Matthias Sorge (Zweirad Meine), Sprecher des Gewerbevereins, auf den Punkt bringt. Mit der Kartbahn (Schumachers Motodrom) begann die Erfolgsgeschichte des Gewerbegebiets vor mehr als 25 Jahren. Der Snow Dome, mit einer künstlichen, überdachten Ski-Piste ebenfalls ein Alleinstellungsmerkmal in Norddeutschland, kam der zweite Anker-Betrieb hinzu. Im Laufe der Jahre haben sich weitere touristisch geprägte Unternehmen angesiedelt: wie Battlekart, das verrückte Haus oder der Trampolinpark. „Wir spielen uns gegenseitig die Gäste zu“, beschreibt Sorge das Erfolgsrezept des Gewerbegebiets, das in dieser Ausprägung einmalig sein dürfte.

"Abschreckende Wirkung"

Uwe Baron, der vier McDonald’s-Filialen betreibt, sieht die drohenden Konsequenzen auf den gesamten Heidekreis: „Die abschreckende Wirkung färbt auch auf den Serengeti-Park oder den Heide-Park ab.“ Er sieht die Heide in der Größenordnung eines Disney-Parks. Um diese Bedeutung zu untermauern, sagt Sorge: „Bispingen weist im Umkreis von 20 Kilometern europaweit die meisten touristischen Attraktionen auf.“ Gäste könnten zweimal eine Woche hier Urlaub machen und hätten immer noch nicht alles gesehen. Die hohe Qualität der Erlebnisbetriebe bestätigt die Touristikfachfrau Margret Hedder von der Bispingen-Touristik, die darüber hinaus den Center-Parcs als starken Betrieb hinzuzieht. Im Gegensatz zu früheren Jahren sei ein Strategiewechsel vollzogen worden: Statt dass die Gäste hauptsächlich innerhalb des Geländes verweilten, strömen sie nun viel häufiger in die nahegelegenen Attraktionen in der Umgebung.

Verluste bei Steuereinnahmen befürchtet

Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis fürchtet um hohe Verluste der „sehr guten Gewerbesteuer-Einnahmen“. „Das Gewerbegebiet ist wie ein Kristallisationspunkt entstanden. Wenn ein Dominostein umfällt, dann befürchte ich eine Kettenreaktion“, spricht er das drohende Desaster aus. Mit der Befürchtung steht er nicht alleine da. „Als wir den Trampolinpark eröffnet haben“, berichtet Betriebsleiter Steffen Brunkhorst, „kam Corona, dann die Energiekrise und jetzt die Bahn-Katastrophe.“ Er sei sich sicher, dass es das Ende des Horstfelds bedeuten würde, wenn der Bundestag im Sommer für die A7-Variante votiert.