Radverkehr: Mangelhaft für den Heidekreis

Mit vielen Ein- und Ausfahrten ist die Situation für Radfahrer auf der Wilhelmstraße in Soltau nicht unbedingt sicher. Viele scheuen daher die Fahrt auf der Straße und weichen auf den Gehweg aus. Foto: ADFC Heidekreis

Der aktuelle deutschlandweite Fahrradklima-Test des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) ist ausgewertet. Und das Ergebnis zeigt: Im Heidekreis gibt es noch erheblichen Nachholbedarf, um mehr Menschen vom Radfahren zu überzeugen. In Schulnoten zwischen 1 und 6 ausgedrückt gaben die Radfahrerinnen und Radfahrern den Kommunen eine 4. Bundesweit lag der Durchschnitt bei 3,96.

Positiver Ausreißer der ADFC-Befragung ist im Heidekreis die Stadt Schneverdingen, der Kommune attestieren die Radfahrer eine 3,8 als Gesamtwertung.

Munster und Bad Fallingbostel werden im Gesamtschnitt mit 4,1 bewertet, Soltau mit 4,2. Schlusslicht der beteiligten Kommunen im Heidekreis ist Walsrode mit einer Bewertung von 4,4. Die Stadt nimmt damit auch in Niedersachsen von 62 beteiligten Kommunen zwischen 20 000 und 50 000 Einwohnern nur den 60. Platz ein.

Soltau kommt landesweit auf Platz 43. Bei den 55 beteiligten Kommunen unter 20 000 Einwohner belegt Bad Fallingbostel Platz 45, Munster liegt etwas besser auf Platz 43. Schneverdingen gelingt der Sprung ins gute Mittelfeld mit Platz 24.

Jürgen Rust und Doris Blume-Winkler vom ADFC-Kreisverband stellte die Ergebnisse am Montagabend in der Bibliothek Soltau näher vor. 27 Fragen in den fünf Kategorien Fahrrad- und Verkehrsklima, Stellenwert, Sicherheit, Komfort und Infrastruktur sowie fünf Zusatzfragen zum Radfahren im ländlichen Raum hatte der ADFC bereits 2022 an die Radfahrer in ganz Deutschland gestellt.

Die Befragung im Heidekreis zeigt auch, dass bei den beteiligten Kommunen keine Aufwärtsentwicklung zu sehen ist. Im Gegenteil, die Benotungen verschlechtern sich. ADFC-Experte Rust begründete das auch damit, dass das Fahrradbewusstsein steige und damit auch die Ansprüche, das sei bundesweit ähnlich. 2012 hatte Soltau im Fahrradklima-Test noch die Note 3,5 erzielt.

Besonders schlecht schnitten Munster und Soltau bei den Fragen nach dem Stellenwert des Radverkehrs und zum Komfort beim Radfahren ab, erreichten Werte zwischen 4,5 und 4,7. Auch das Thema Sicherheit beim Radfahren wurde nur mit 4,3 in Soltau und Munster mit 4,1 bewertet. Schneverdingen schnitt durchweg etwas besser ab.

Dennoch, so Rust, seien die Fragen des Stellenwertes, der Sicherheit und des Komforts ausschlaggebend, um die Verkehrsteilnehmer vom Umstieg auf das Fahrrad zu überzeugen.

Und das seien nicht wenige: 60 Prozent seien am Radfahren interessiert, gelten allerdings als besorgt. Und Rust verwies auf eine weitere Statistik, wonach 40 Prozent aller Autofahrten kürzer als fünf Kilometer seien.

„Das ist genau die Strecke, die man gut mit dem Rad fahren und in der man in Soltau die Innenstadt gut erreichen kann.“ Was in Soltau getan werden könnte, um beispielsweise mehr Sicherheit zu schaffen, auch dazu hat der ADFC Vorschläge.

254 000 Menschen machen mit

Alle zwei Jahre findet der ADFC-Fahrradklima-Test statt, 2022 ging er in die zehnte Runde. Die Datenerhebung fand zwischen September und November 2022 statt.

Damit fundierte Ergebnisse erzielt werden können, müssen pro Stadt mindestens 50, bei größeren Städten ab 100000 Einwohner mindestens 75 und bei Städten ab 200000 Einwohner 100 Abstimmungsergebnisse vorliegen.

2012 machten noch 79000 Menschen mit, im vergangenen Jahr waren es 245000. Die besten Werte gab es je Stadtgröße bundesweit für Bremen mit der Note 3,57, Münster (3,04), Erlangen (3,24), Nordhorn (2,76), Baunatal (2,47) und Wettringen (2).

In Niedersachsen siegte die Landeshauptstadt als einzige Stadt dieser Größe mit der Note 3,63, es folgten Braunschweig (3,75), Göttingen (3,51), Nordhorn (2,76) und Emlichheim (2,93).