Heidekreis-Polizeichef zieht nach 11,5 Jahren Bilanz

Polizeidirektor Stefan Sengel steigt ins Landespolizeipräsidium auf. Die Weiterentwicklung von Ermittlungstechniken nach mehreren Morden im Heidekreis habe die Polizei vorangebracht und werde von Kollegen im ganzen Land nachgefragt. Foto: bk

Elfeinhalb Jahre hatte Polizeidirektor Stefan Sengel die Leitung der Polizeiinspektion Heidekreis in der Hand, jetzt wechselt der in Visselhövede lebende Beamte ins Landespolizeipräsidium.

Grad der Vernetzung der Heidekreis-Polizei findet überregional Beachtung

Im Rahmen eines Interviews mit der Böhme-Zeitung zählt er unter anderem den Neubau des Polizeigebäudes an der Böhmheide und den Aufbau eines umfassenden Netzwerks, das etwa mit dem Projekt „Räderwerk“ überregional Beachtung finde, zu den wichtigsten Ergebnissen seiner Dienstzeit im Heidekreis.

Allerdings seien die wichtigsten Herausforderungen unter seiner Führung auch die Morde im Heidekreis gewesen, die die Mordkommissionen zu den Fällen Maja in Soltau, Lohweg in Neuenkirchen und Heide in Bispingen aufzuarbeiten hatten. Die Taten hätten die Polizei allerdings auch voran gebracht. „Wir haben neue Kriminaltechniken entwickelt und etwa mit der Leukokristallviolett-Technik auch Täter überführt“, berichtet Sengel über die deutlich verbesserte Sichtbarmachung sogenannter latenter Blutspuren. Der Anstoß zu dieser Weiterentwicklung sei zwar von außen erfolgt, die Verfeinerung der Technik im Heidekreis werde aber landesweit abgefragt, sieht Sengel die Polizeiinspektion Soltau sogar in einer Vorreiterrolle.

Mehr Stationen sind rund um die Uhr besetzt - Mehr Personal ginge dennoch

Wichtig sei ihm auch gewesen, die Polizei wie ein Dienstleistungszentrum für Bürgerinnen und Bürger zu führen und die Polizeipräsenz im Rahmen der Machbarkeit auszubauen. „Das hat dazu geführt, dass die Standorte Schneverdingen und Schwarmstedt jetzt fast rund um die Uhr besetzt sind“, sieht Sengel auch hier eine erfolgreiche Weiterentwicklung bei der inneren Sicherheit. Die Besetzung der beiden Stationen rund um die Uhr funktioniere an etwa 350 Tagen im Jahr. „Krankheit und Urlaub können zu Ausfällen führen, dann fahren wir aber die Präsenz dort mit anderen Streifenwagen“, erklärt Sengel.

Die Polizei sei im Heidekreis mit den Stationen und dem Personal gut aufgestellt, „wir haben auch die Station Bomlitz aufrechterhalten, aber weiteres Potenzial ist da nicht mehr drin“. Junge Kollegen möchten seiner Erfahrung nach zudem nicht gerne auf ihren heimischen Stationen arbeiten, sondern lieber etwas Distanz zum Wohnort haben. „Das ist halt eine neue Generation - sie bekommen aber auf den Stationen dann auch nicht die Schichtzulagen.“

Sengel gibt im Gespräch mit der Böhme-Zeitung aber auch einen kleinen Einblick in das Gefühlsleben eines „Fulltime-Sheriffs“, wie er sich selbst nennt.

Bernhard Knapstein