Missstände in der Kita: Polizei ermittelt

Die Kita Regenbogen hat in dieser Woche noch geschlossen. Parallel schreiten die Arbeiten für den Erweiterungsbau voran. Foto: jul

Die evangelisch-lutherische Kindertagesstätte Regenbogen in Schneverdingen sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Verdacht auf Kindeswohlgefährdung. Hinweise aus der Elternschaft haben dazu geführt, dass das Leitungsteam vom Dienst abgezogen wurde, wie Superintendent Dr. Michael Blömer vom Kirchenkreis Rotenburg auf Nachfrage mitteilt. Der evangelische Kindertagesstättenverband Rotenburg-Verden, der in Schneverdingen auch die Kita Am Jordan betreibt, hat umgehend reagiert und bei der Polizei Anzeige erstattet. Auch das Landesjugendamt wurde eingeschaltet.

Was genau in der Kita vorgefallen ist, dazu wollen sich weder der Kirchenkreis noch die ermittelnden Behörden äußern. Die Ermittlungen zu den Missständen laufen, heißt es vonseiten der Polizeiinspektion Heidekreis. Zu Details könne der Kita-Verband aufgrund des laufenden Verfahrens aktuell nichts sagen. Er könne allerdings ausschließen, dass es sich bei den ihm in Kenntnis stehenden Vorwürfen um sexualisierte Gewalt handelt. Überdies hatte der Kita-Verband den Fund einer Tablette unklarer Herkunft angezeigt. Es soll sich um ein starkes Schmerzmittel gehandelt haben. Dies sei aber nicht mehr zuzuordnen gewesen, das Verfahren bereits eingestellt worden.

Auslöser für die Vorwürfe war eine Überprüfung der Konzepte durch die neue pädagogische Leitung des Kita-Verbands Rotenburg-Verden. In dem Zuge seien die Hinweise auf unangemessenes Verhalten in der Kita Regenbogen zu Tage getreten, aus denen der Verband „unverzüglich Konsequenzen gezogen hat“, so der Superintendent.

„Wir sind alle wegen der Vorwürfe tief bestürzt und nehmen diese sehr ernst“, teilt Blömer mit. „Nun muss den Hinweisen von staatlicher und damit unabhängiger Seite nachgegangen werden. Uns ist aber auch wichtig, dass es zu keiner Vorverurteilung kommt.“ An die Unschuldsvermutung appelliert auch Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens, die entsetzt über die Vorwürfe ist. Die Leiterin, die seit Eröffnung der Kita im Jahr 1991 im Amt ist, war für die Böhme-Zeitung nicht zu erreichen. Ihre Stellvertreterin wollte sich nicht äußern.

Am kommenden Donnerstag informiert der Kita-Verband auf einem Elternabend über das weitere Vorgehen. Die Eltern der 90 Kinder sind vor zwei Wochen bereits mit einem Schreiben über die Situation aufgeklärt worden. Bis zum Ende der Sommer-Schließzeit der Tagesstätte will der Verband „die personelle Ausstattung“ der Kita neu aufstellen, um die Betreuung der Kinder nach Wiederöffnung sicherstellen zu können. Sowohl Blömer als auch Moog-Steffens äußern sich generell besorgt über den Erziehermangel. Die Bürgermeisterin hat dabei besonders den in wenigen Wochen übergabereifen Neubau Kita am Heideweg im Blick, der unter dem Dach der Kita Regenbogen in Betrieb gehen soll.

Julia Dührkop