72-Millionen-Euro-Zusage für Giftgasräumung

Finanzierungsvereinbarung zwischen Landkreis Heidekreis und dem Land Niedersachsen (von links): Landrat Jens Grote und Umweltminister Christian Meyer unterschreiben das Papier bei der Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten (Geka) in Munster. Foto: akü

Umweltminister Christian Meyer unterschreibt bei der Geka Finanzierungsvereinbarung mit dem Heidekreis für Dethlinger Teich

Das Land Niedersachsen hat 18,6 Millionen Euro für die Sanierung des als „giftigstes Loch der Welt“ bekannten Dethlinger Teiches bereitgestellt. Gestern unterzeichneten Umweltminister Christian Meyer und Landrat Jens Grote in Munster eine weitere Finanzierungsvereinbarung mit dem Heidekreis. Auch der Bund beteiligt sich an den Kosten von insgesamt 72 Millionen Euro. Unter der Worst-Case-Annahme, dass sämtliche Teichinhalte entsorgt werden müssen, liegen die Gesamtkosten momentan bei bis zu rund 80 Millionen Euro.

Seit Herbst vergangenen Jahres laufen die Sanierungsarbeiten in der rund einen Hektar großen Bergungshalle über dem Dethlinger Teich rund acht Kilometer südöstlich von der Stadtmitte Munsters. Während und nach dem Zweiten Weltkrieg sind dort mehr als 100000 hochgefährliche Giftgas- und Sprenggranaten der Wehrmacht entsorgt worden. Seit Oktober haben die Kampfmittelspezialisten rund 20000 Kampfmittel gefunden. Die drei Personen haben in der Halle bislang 437 Stück Munition, davon 428 Kampfstoffmution, und insgesamt 19252 Zündungsladungen geborgen. Das war deutlich mehr als erwartet und ist erst die oberste Schicht von insgesamt sieben Schichten. Neben den tiefer liegenden chemischen Kampfstoffen der Wehrmacht wurde auch eine mehr als ein Meter große und 300 Kilogramm schwere Phosgengranate – eine Giftgasgranate – aus italienischer Produktion entdeckt, die höchstwahrscheinlich Beutemunition ist.

In den 125 Transportfahrten zur Gesellschaft für Entsorgung chemischer Kampfstoffe und Rüstungsaltlasten (GEKA) wurden circa 1700 Tonnen Material in die ebenfalls rund acht Kilometer entfernte Anlage gefahren. Wie die Munition und Kampfstoffe dort vernichtet werden, davon überzeugte sich Minister Meyer bei seinem Besuch gestern. „Ich bin froh, dass es diese ortsnahe Möglichkeit gibt und die giftigen Funde nicht auch noch quer durchs Land transportiert werden müssen“, so Meyer.

Bis zum geplanten Ende der Bergungsarbeiten am 20. Juni 2028 besteht rund um den Dethlinger Teich täglich von 7 bis 17 Uhr in einem Umkreis von circa 900 Metern ein Betretungsverbot. Während der Arbeitszeit an der Räumstelle, die von 7 bis 16 Uhr festgelegt ist, wird die B 71 von der Dethlinger Kreuzung bis zum westlichen Ortsausgang von Oerrel komplett gesperrt. Der Auto- und Lkw-Verkehr wird über die Kohlenbissener Straße umgeleitet.

Andree Küsel