Die drei Bs vom Schäferhof

Franz und Petra Butz präsentieren die Drillingslämmer Betty, Bobby und Bruno, skeptisch beäugt von der Schnuckenmutter.

Gegen fünf Uhr ist für Franz Butz die Nacht vorbei. Dann dreht der gebürtige Allgäuer, der seit knapp fünf Jahren zusammen mit seiner Ehefrau für den Betrieb auf dem Neuenkirchener Schäferhof verantwortlich ist, die erste Runde durch den Stall, schaut, ob alles in Ordnung ist. In diesen Wochen ist er vor allem damit beschäftigt mit, neugeborene Lämmer „abzupflücken“, wie er es nennt. Vor allem bei Schnucken, die erstmals lammen, sei er als „Pflücker“ gefordert, weil für diese Tiere der Geburtsvorgang neu sei. Wie bestellt, startete die Lammzeit für etwa 400 Schnucken mit dem ersten Tag des Jahres. „Der Hauptschwung war im Februar und März.“ Aber diese Phase laufe noch. „Gute 100 Schnucken müssen noch lammen“ – wenn sie denn können. Bis Ende April werde sich zeigen, welches Tiere wirklich tragend war und wo die Zusammenführung mit dem Bock nicht die gewünschten Folgen hatte. Die Lammzeit gehört für das Schäferpaar zu den festen Abläufen des Jahres. Und doch gibt es ab und zu Unterbrechungen bei der Routine, so wie vorvergangene Woche eine Drillingsgeburt. Normal ist ein Lamm pro Schnucke, manchmal auch zwei. Aber Drillinge seien schon außergewöhnlich, sagt der Schäfer. Entsprechend groß ist die Aufmerksamkeit, die ihnen zuteil wird.

Keine Probleme beim Auseinanderhalten

Im Gegensatz zu ihrer nüchtern mit der Ohrmarkennummer 40118 gekennzeichneten Mutter, haben die Drillinge Namen bekommen. „Sie heißen Betty, Bobby und Bruno“, sagt Petra Butz. Von ihr stammt die Benennung. Die Frau des Schäfers hat auch keine Schwierigkeiten, die noch schwarzen, knuffigen Wollknäuel auseinanderzuhalten. Schließlich unterstützt sie das Muttertier, das nicht ausreichend Milch produzieren kann, regelmäßig mit der Flasche bei der Versorgung. Ohrmarken gibt es demnächst natürlich auch für den dreifachen Schäferhof-Nachwuchs. Ordnung muss schließlich sein. Ansonsten sind die Tage mit dem Füttern, der weiteren Versorgung und der Pflege der Herde für Petra und Franz Butz sowie Mitarbeiterin Madita Blass ausgefüllt. Dazu die Vorbereitung auf die Hütesaison.

Da hat sich in diesem Frühjahr einiges auf dem Schäferhof getan. Wer sich vom Kernort kommend auf der Falshorner Straße dem Anwesen nähert, dem fällt linker Hand der Zaun um die große Weide zwischen dem Lohnunternehmen Lange und dem Hofgelände ins Auge. Zwei Meter hoch, oben mit einer Litze, durch die Strom geleitet wird, sowie eine sogenannte Schürze, um das Eindringen des Beutegreifers zu verhindern, soll er Schutz vor dem Wolf bieten – genauer vor den Wölfen.

668 Meter langenn Schutzzaun errichtet

Dass die sich in dem Gebiet um den Schäferhof aufhalten und immer auf einen „Schnuckenbraten“ aus sind, darüber gibt es beim Schäfer Gewissheit, auch wenn man sie selten zu Gesicht bekommt. Auch eine direkte Begegnung mit dem Beutegreifer, die schon einige Zeit zurückliegt, habe es gegeben. An die kann Butz sich noch gut erinnern, als er versuchte, einem Wolf, der sich ein etwa 35 Kilogramm schweres Jungtier geschnappt hatte, die Beute wieder abzujagen. Laut schreiend habe er den Räuber verfolgt, als er sich nach eigener Aussage an einer Wegebiegung plötzlich drei weiteren Wölfen gegenübersah. Die hätten ihn aufmerksam angeschaut, zunächst keinerlei Anstalten gemacht wegzulaufen und sich schließlich fast schon provozierend langsam entfernt.

Das Drahtkarree ist 668 Meter lang und fast fertig. „Nur das Tor fehlt noch“, sagt Butz. Es soll der Herde in der bevorstehenden Hütesaison Sicherheit bieten. Ab Mitte April geht es gemeinsam mit dem Hütehund raus, schätzt Butz. Zunächst werden es kleinere Runden sein, um die Lämmer an die Abläufe zu gewöhnen. Jeden Tag ein bisschen mehr und schließlich die größeren Runden, zunächst auf die Weideflächen. Die wichtigste Aufgabe, die Heidepflege, steht ist für die Herde, zu der auch auch etwa 100 einjährige Zutreter und etwa 50 Ziegen gehören, erst ab Spätsommer und Herbst auf dem Programm. Von den etwa 400 Lämmern bleiben 70 bis 80 für Nachzuchten bei der Herde. Die übrigen werden vermarktet. Etwa 140 Hektar umfasst die vom Schäferhof zu bewirtschaftende Fläche. Vorher muss die Herde aber noch landfein gemacht werden. „Am 9. Mai kommt der Friseur“, nennt Schäfer Butz einen wichtigen Termin im Jahresverlauf: das beliebte Schnuckenscheren mit Rahmenprogramm am Himmelfahrtstag.

Ostereier suchen und Lämmer gucken

Ostereier suchen und Lämmer gucken können große und vor allem kleinere Besucher am Ostersonntag, 31. März, in der Zeit von 11 bis 16 Uhr auf dem Neuenkirchener Schäferhof, Falshorner Straße 71. Besucher können einen Blick in das muntere Treiben im Stall werfen. An diesem Tag besteht auch wieder die Möglichkeit, eine Lammpa- tenschaft abzuschließen. Der Hofladen ist an diesem Tag ebenfalls geöffnet und ab dem 2. Mai wieder regelmäßig. Ab Juni gibt es mittwochs um 17 Uhr wieder den Schnuckeneintrieb mit Grillnachmittag.