Neuordnung für stärkere Bindung zur Truppe

Brigadegeneral Ullrich Spannuth (Mitte) und General Klaus Feldmann (in zivil) rollen die Truppenfahne des Offiziersanwärterbataillon 1 nach 14 Jahren wieder ein. Foto: emh

Brigadegeneral Ullrich Spannuth (Mitte) und General Klaus Feldmann (in zivil) rollen die Truppenfahne des Offiziersanwärterbataillon 1 nach 14 Jahren wieder ein. Foto: emh

Auch für den Kommandeur des Ausbildungszentrums Munster, Brigadegeneral Ullrich Spannuth, war es eine Premiere, als er am Donnerstag erstmals in 36 Dienstjahren einen Verband außer Dienst setzte. Mit einem feierlichen Appell, der wegen der Corona-Pandemie etwas kleiner ausfiel, wurde das Offiziersanwärter-Bataillon 1 offiziell aufgelöst, nachdem im Februar bereits der Unterstellungswechsel der vier Ausbildungskompanien erfolgt war. Seit der Gründung 2006, damals neben Munster noch an den Standorten Hammelburg und Idar-Oberstein, sind in Munster 6500 Offiziersanwärterinnen und -anwärter ausgebildet worden. Bei dem Appell dabei, der musikalisch vom Heeresmusikkorps begleitet wurde, war auch General Klaus Feldmann, der als Schulkommandeur und General der Panzertruppen 2006 die Truppenfahne an das Bataillon übergab. Heute rollte er diese gemeinsam mit Brigadegeneral Spannuth wieder ein. In seiner Rede ging der Standortälteste auf die Entstehung des Bataillons ein. „Die damalige Transformation stand ganz unter dem Eindruck der in Umfang und Intensität wachsenden Auslandseinsätze, bei gleichzeitigem Sparzwang und Reduzierung der Gesamtorganisation Bundeswehr.“

Standortältester Brigadegeneral Spannuth betont die besonder Verantwortung der Ausbilder

Er lobte die anwesenden 14 verbliebenen Angehörigen des Stammpersonals, die dem besonderen Auftrag und der großen Verantwortung, „in ausgezeichneter Weise gerecht geworden sind“. Den Ausbildern würden vor allem die Menschen in Erinnerung bleiben, die sie während der ersten sechs Monate auf dem Weg zum Offizier begleitet haben, „weil sie unsere Waffensystem im wahrsten Sinne des Wortes ,zum Leben erwecken´.“ Dennoch könne dies nicht die Realität der Truppe simulieren, erklärte Spannuth den Grund für die Neuordnung der Offiziersausbildung im Heer. „Weil das Erleben und Begreifen von Truppe“ so wichtig sei, habe der Inspekteur des Heeres entschieden, dass die Offiziersanwärter wieder die erste Phase ihrer militärischen Ausbildung in der Truppe absolvieren werden. Er stellte klar, dass Inhalte und Werte wie Humanität, europäische Aufgeklärtheit, Demokratie und Vielfalt sowie Individualität und der Dienst an der Gemeinschaft gleich geblieben seien. Der 90. Jahrgang der Offiziersanwärter hat seine Grundausbildung in den jeweiligen Truppengattung bereits angetreten.

Die Offziersausbildung wird reformiert, um die Bindung zur Truppe zu stärken

Mit dem Wandel in der Offiziersausbildung soll erreicht werden, dass die künftigen Führungskräfte mehr Praxisnähe und eine stärkere Bindung zur Truppe bekommen. „Der Verschulungsgrad ist zu hoch, während die Truppengattungsbindung und die berufliche Sozialisation zu kurz kommen“, kritisiert der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer. Die Umstellung für Feldwebel- und Unteroffizieranwärter soll 2022 erfolgen.