ICE-Pläne durch die Heide: Umweltzerstörung oder mehr Attraktivität?

Eine breite Allianz entlang der A7: In den Kommunen zwischen Seevetal bis Wietzendorf sei die Ablehnung gegen eine Neubaustrecke groß, sagen die Vertreter der Heidekreis-Bürgerinitiative Unsynn, Jörg Eggers aus Hötzingen (von links) sowie die beiden Bispinger Stephan Müller und Hans-Hermann Engelke. Foto: at

„Was muss man von einer breiten Bürgerbeteiligung halten, wenn sie nach sechs Jahren nichts mehr wert ist.“ Jörg Eggers, Mitglied der hiesigen Bürgerinitiative Unsynn und Beteiligter im Dialogforum Schiene Nord, ist wütend.

Nach seiner Ansicht forciert die Bahn zurzeit außer dem beschlossenen Ausbau der Bestandsstrecken im sogenannten Hafenhinterland, die Pläne für eine ICE-Strecke zwischen Hamburg und Hannover.

Mit 80 Prozent sei 2015 der Beschluss für Alpha-E, also den Ausbau der Bestandsstrecken, gefallen. Eingebunden in das Celler Dialogforum waren Bürgerinitiativen, Umweltverbände, Kommunen, Landespolitik und die Deutsche Bahn. Seit zwei Jahren merke man, dass es der Bahn ziemlich egal sei, was beschlossen wurde, so Eggers.

Das Unternehmen plane, was es wolle – und das unter dem Deckmäntelchen des Deutschlandtakts, der insbesondere einen Halbstundentakt auf den wichtigsten Fernverbindungen vorsehe.

Mit einem Neubau einer Bahnstrecke entlang der A7 liegt ein Projekt auf den Tisch, das schon vor 20 Jahren Thema war. Und auch heute, meint Eggers, dass die Bürgerinitiativen mit der Ablehnung nicht nach dem St.-Florians-Prinzip handelten, also es lieber woanders sähen, sondern offenkundig sei, dass nur für ein paar Minuten schnellere Fahrzeit eine ganze Region zerstört werde.

Schon bei der Beratung innerhalb des Dialogforums steht am Ende der Betrachtung der Natur- und Umweltkriterien, dass eine Neubauvariante voraussichtlich zu einer größeren Beeinträchtigung führe als eine Ausbauvariante. Wenn die Bahn tatsächlich wie beschlossen die Ausbaustrecken modernisiere, dann könnte man auch mit der Klimaneutralität schon weiter sein, findet Unsynn.

Demgegenüber wirbt der Fahrgastverband Pro Bahn für den Streckenneubau. Die vorhandene Strecke gehöre zum Teil zu den überlastetsten ganz Deutschlands. Es werde zudem unterschätzt, dass es Millionen Profiteure eines Neubaus gebe. Diese, also die Fahrgäste, seien bislang gar nicht zu Wort gekommen.

Unsynn fordert derweil, dass insbesondere die neue auch grün geführte Bundesregierung wahr machen solle, was sie schon erklärt habe: Alle Maßnahmen auf den ökologischen Fußabdruck hin zu überprüfen. „Denn wir sind uns 100 Prozent sicher, dass dann das Gedankenexperiment ICE-Strecke entlang der A7 in der Luft verfliegt.“

Landesregierung steht zum Alpha-E

Die Landesregierung steht zu den Beschlüssen des sogenannten „Optimierten Alpha-E mit Bremen“. Man bleibe dabei, dass die im Deutschlandtakt definierte Maßnahme einer Neubaustrecke für den Personenhochgeschwindigkeitsverkehr zwischen Maschen und Hannover-Vinnhorst kein Ersatz für die im Dialog entwickelte Alpha-Lösung sein kann.

Der zuständige Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann betont, dass man zur Erreichung der Klimaziele mehr Verkehr auf der Schiene benötige. Das Land geht nach wie vor davon aus, dass der Bund auch weiterhin den bestandsnahen Ausbau mit möglichen Ortsumfahrungen als Option prüft, „damit die Planungen und Diskussionen der vergangenen Jahre hierzu nicht komplett hinfällig sind“, so Althusmann.

Von der Alpha-Lösung abzuweichen und bei der Planung von vorne anzufangen würde erst einmal einen Stillstandbedeuten. Darüber hinaus könne auch nicht einfach vorausgesetzt werden, dass nach den Erfahrungen der letzten 20 Jahre eine solche Neubaustrecke einfach umzusetzen sei. Ein solches Vorgehen würde die Glaubwürdigkeit der Dialogprozesse verspielen. (Zwei Sonderseiten dazu in der Ausgabe der Böhme-Zeitung vom 24. November).