Abgeordnete sind Vorbild auch außerhalb des Kreistags

Nach der Vereidigung: Landrat Jens Grote (links) mit Friedhelm Eggers, der die konstituierende Kreistagssitzung eröffnete. Foto: vo

Plötzlich Präsident – des Kreistags. Erst fünf Stunden zuvor hatte Friedhelm Eggers nach eigener Aussage vom Pech Rainer Preschers erfahren. Weil der Grünen-Kreistagsabgeordnete aus Bispingen sich als krank abgemeldet hatte, musste der Soltauer CDU-Mann am Freitagnachmittag für Prescher in die Bütt steigen und eröffnete als Kurzzeit-Vorsitzender die konstituierender Sitzung des neuen Kreistags. Dabei sei er nur die Nummer drei in der Ältesten-Rangfolge des Kreistags, merkte Eggers an, der sich dem feierlichen Anlass angemessen in Schale geworfen und eine Fliege umgebunden hatte. Kreistagsneuling Werner Friedrichsen von der Bürgerliste Bad Fallingbostel/Bomlitz, der eigentlich an der Reihe gewesen wäre, hatte auf diese Ehre verzichtet.

Obwohl Eggers als Kreishandwerksmeister es gewohnt ist, vor größerer Zuhörerschaft zu sprechen, war ihm zunächst eine leichte Nervosität anzumerken. Seine wichtigste Aufgabe für seine etwa fünfzehnminütige Kreistags-Vorsitz in der ziemlich kühlen Heidmarkhalle meisterte er dann aber souverän: Er verlas den Text des Amtseids, den der neue Landrat Jens Grote zu seiner offiziellen Einführung ablegen musste. Grote ist bereits seit dem 1. November in Amt.

Silke Thorey-Elbers ist Kreistagsvorsitzende

Eggers’ zweite Amtshandlung als Kreistagsvorsitzender war dann auch schon seine letzte: Er leitete die Wahl der regulären Kreistagsvorsitzenden Silke Thorey-Elbers (CDU, Soltau), die die Sitzungen des Kreistags in den kommenden fünf Jahren leiten wird. Stellvertretende Vorsitzende ist Franka Strehse (SPD, Neuenkirchen). Dazwischen lag eine kurze Antrittsrede Grotes, der bereits zahlreiche Gespräche mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung geführt und viele Menschen im Heidekreis kennengelernt habe. Er freue sich über die Zusammenarbeit mit ihnen, sagte er an die Kreistagsabgeordneten gewandt. Er sehe sich noch als Lernender, wisse aber „nicht nur für mich ist die Rolle neu“. Die Routine müsse erst noch erworben werden, bräuchten alle Orientierung, seien auf der Suche nach dem inneren Kompass. Bei der Arbeit als Kreistagsabgeordneter gehe es auch um die Haltung. In der Funktion des Abgeordneten seien sie auch außerhalb des Kreistags Vorbild. Konstruktive Zusammenarbeit erfordere gegenseitiges Zuhören, „verstehen, was der andere meint“. Das sei kein Selbstzweck, sondern geschehe im Auftrag der Heidekreis-Bürger. Dazu werde er seinen Beitrag leisten.

„Die Kreisverwaltung wird die Vorlagen nach bestem Wissen und Gewissen einbringen – unparteiisch und sachlich, dass Sie gestalten können“, sieht sich Grote, der dem Gremium qua Amt angehört, in einem Boot mit Kreistagskolleginnen und -kollegen. „Es liegt an uns gemeinsam, wie sich der wunderschöne Heidekreis entwickelt.“ Auf den obligatorischen Handschlag verzichtete Grote aufgrund der Coronalage und verpflichtete jeden der anwesenden Abgeordneten mit dem Faustgruß. Laut der Vorsitzenden Thorey-Elbers sind 29 von 50 neu im Kreistag. Der 51. Sitz ist dem Landrat vorbehalten Nach der kurzen Vereidigungszeremonie gab es Blumen und beste Wünsche für eine erfolgreiche Arbeit als Landrat des Heidekreises – allerdings nicht vom gesamten Kreistag, sondern „von allen demokratischen Parteien“ des Gremiums, wie SPD-Fraktionschef Sebastian Zinke als Initiator der Aktion betonte. Während sich für diese Aktion Torsten Söder (CDU), Carsten Gevers (Bündnis 90Die Grünen), Klaus Grimkowski-Seiler (Gruppe FDP/Bürgerunion) und Thomas Gross für die drei Südkreis-Bürgerliste dazugesellten, blieben die AfD-Fraktion und Jasper Gallmann, der die Partei Die Linke als „Einzelkämpfer“ im Kreistag vertritt, außen vor.