HKK auf gutem Weg, aber noch rote Zahlen

Die wirtschaftliche Situation im vergangenen Jahr verbessert. Das Heidekreis-Klinikums ist kein Fall mehr für die Notfallstation, schreibt aber weiter rote Zahlen.

Die wirtschaftliche Situation im vergangenen Jahr verbessert. Das Heidekreis-Klinikums ist kein Fall mehr für die Notfallstation, schreibt aber weiter rote Zahlen.

Walsrode. Dem Patient Heidekreis-Klinikum (HKK) geht es besser. Er hat die Intensivstation verlassen, sein Zustand hat sich in den beiden zurückliegenden Jahren stabilisiert. Er ist aber weiterhin auf (Finanz-)Spritzen seines Gesellschafters, des Landkreises Heidekreis, angewiesen, um die Defizite auszugleichen, die auch in den nächsten Jahren geben wird – wenn auch in geringerem Umfang als zuletzt. So könnte der medizinische Befund zur wirtschaftlichen Situation des Klinikums lauten, mit der sich der Kreistag am Freitagnachmittag beschäftigte. Der Kreistag, der auch HKK-Gesellschafterversammlung ist, hat im nichtöffentlichen Teil seiner Sitzung in der Walsroder Stadthalle den Jahresabschluss durch den Wirtschaftsprüfer Solaris mit einem uneingeschränkten Testat ausführlich erläutert bekommen. Das Kreisparlament erteilte dem Aufsichtsrat sowie der Geschäftsführung uneingeschränkt Entlastung. In einem Pressegespräch nach der Sitzung sprachen HKK-Aufsichtsratsvorsitzender Hermann Norden und sein Vertreter Sebastian Zinke von einer erfreulichen Entwicklung, die das Ergebnis einer erfolgreichen Mannschaftsleistung des von Dr. Achim Rogge angeführten Teams sei. Als Rogge 2019 die HKK-Geschäftsführung übernahm, habe das Defizit des kommunalen Krankenhauses in Trägerschaft des Heidekreises bei 13 Millionen Euro gelegen. In dem Jahr konnte es auf 9,9 Millionen Euro zurückgefahren werden. Da habe es 2020 noch einmal eine deutliche Verbesserung gegeben: Das Ergebnis konnte auf -4,56 Millionen Euro verbessert werden. 2020 sei durch Corona ein außergewöhnliches Jahr gewesen. Die Pandemie mit ihren Auswirkungen warf viele Planungen über den Haufen, brachte für alle Krankenhäuser, und damit auch für das HKK, eine Sondersituation. Laut Rogge sei man in der Annahme eines moderaten Leistungszuwachses in das Jahr gestartet, eines erhöhten Landesbasisfallwerts, aber auch von Prozessverbesserungen mit Einsparungen im Bereich der Sach- und Personalkosten, sowie eines Zuschusses des Landkreises von 10 Millionen Euro. Diese Annahme sei zu pessimistisch gewesen, so Gabriele Remie, die Leiterin des HKK-Rechnungswesens: Bereits während des laufenden Geschäftsjahres sei klar geworden, dass der vom Landkreis eingeplante Zuschuss in Höhe von 10 Millionen Euro nicht vollständig in Anspruch genommenw werden müsse. „Letztlich haben wir einen Zuschuss von 8 Millionen Euro abgerufen“ – eine finanzielle Entlastung für den von Finanzsorgen gebeutelten Landkreis, die Manfred Ostermann „als positives Zeichen nach einer langen Durststrecke“ bezeichnete. „Der Landkreis hat an dieser Stelle lange bluten müssen“, so der Landrat. Das tatsächliche Jahresergebnis beträgt 3,43 Millionen Euro, bei einem Defizitausgleich in Höhe von 8 Millionen Euro. Das „eigentliche“ Jahresergebnis hat sich im Vergleich zu 2019 und ohne den Defizitausgleich um rund 5,4 Millionen Euro verbessert und beträgt „nur“ noch -4,56 Millionen Euro.

2,4 Millionen Euro durch Corona-Freihaltepauschale

Davon habe man rund 3 Millionen Euro durch strikte Umsetzung der 2019 eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen wie Prozessoptimierung oder neue Kooperationspartner verbuchen können, so HKK-Chef Rogge. Positive Auswirkungen auf das Ergebnis habe auch die Pandemie gehabt: „Wir haben 2,4 Millionen Euro Mehrerlöse durch die Corona-Freihaltepauschalen erwirtschaftet.“ Die Aussage, dass „die Krankheit Corona“ die Krankenhäuser „finanziell gesunden“ lasse, will Remie aber nicht vorbehaltlos unterschreiben. Die Leiterin des Rechnungswesens verweist darauf, dass das HKK aufgrund der von der Bundesregierung geforderten Freihaltung von Kapazitäten für mögliche Coronapatienten seine Leistungen um 13 Prozent zurückfahren musste. Damit habe man knapp unter dem vom Krankenhauszweckverband Rheinland ausgerechneten Mittelwert von 13,3 Prozent gelegen, so Rogge. Dennoch seien Umsatzeinbußen insbesondere in der zweiten Coronawelle eingefahren worden, was sich auf das Ergebnis ausgewirkt habe, erläutert Remie: „Die Leistungen der Standorte Soltau und Walsrode liegen etwa 1,9 Millionen Euro unterhalb des Jahres 2019.“ Diese Einbußen seien durch die Freihaltepauschalen-Ausgleichszahlungen kompensiert worden. Der Aufsichtsrat hat laut seinem Vorsitzenden der Gesellschafterversammlung vorgeschlagen, mit dem finanziellen „Plus“ von 3,4 Millionen Euro das seit 2016 aufgebrauchte Stammkapital von 3 Millionen Euro wieder „aufzufüllen“ und so den von 2016 bis 2019 kontinuierlich erhöhten Verlustvortrag abzulösen.

Schwarze Zahlen erst nach Bezug des neuen HKK

Trotz der deutlichen Verbesserung seines Allgemeinzustands sei der Genesungsprozess des „Patienten HKK“ längst noch nicht abgeschlossen, so Geschäftsführer Rogge, der eine konsequente Fortsetzung des vor zwei Jahren eingeschlagenen Weges mit der Suche nach Kosteneinsparungen und Einnahmemöglichkeiten mit dem Ziel einer weiteren Ergebnisverbesserung ankündigt. „Dafür schauen wir hinter jeden Busch“. Da setze die derzeitige Struktur Grenzen. Schwarze Zahlen werde es frühestens zwei oder drei Jahre nach dem für 2026 avisierten Bezug des neuen zentralen Klinikums geben können, so Rogge. „Wir werden mit zwei Standorten nicht zu einem Deckungsbeitrag kommen.“