Impfzentrum wird mobil und kommt in die Kommunen

Das Impfzentrum des Heidekreises geht auf Tour. Zunächst werden die Bewohnerinnen und Bewohner von Kommunen am Rande des Kreisgebietes aufgesucht. Foto: at

Das Impfzentrum des Heidekreises geht auf Tour. Zunächst werden die Bewohnerinnen und Bewohner von Kommunen am Rande des Kreisgebietes aufgesucht. Foto: at

Das Impfzentrum des Landkreises wird mobil: Ab kommender Woche wird es zusätzlich örtliche Impfangebote in den Kommunen geben. Außerdem ist für Freitag, 23. Juli, ein spezieller Termin für Menschen mit Migrationshintergrund im Impfzentrum in Bad Fallingbostel vorgesehen. Zudem werden konzentrierte Impfangebote in Wohngebieten mit sozial hilfsbedürftiger Bevölkerung gestartet. Für alle drei Angebote benötigt man zuvor keinen Termin.

„Wir müssen die Impfquote steigern, damit alle zu einem normalen Alltag zurückkehren können“, sagt Landrat Manfred Ostermann. So jedenfalls, könne es nicht weitergehen. Auch wenn der Landkreis zurzeit mit einer Inzidenzzahl nahe Null gut aufgestellt sei, was auch ein Verdienst der Bevölkerung ist, die „weitere Entwicklung darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden“.

Bei rund 55 Prozent liegt aktuell die Erstimpfquote im Heidekreis, 34 Prozent sind zum zweiten Mal geimpft. Zu wenig, findet Ostermann. Zumal inzwischen genug Impfstoff auch im Impfzentrum vorhanden ist. „Wir haben viel Impfstoff und viele freie Termine“, erklärt auch Dennis Protz vom DRK-Kreisverband am Freitagmorgen bei einem Pressetermin im Kreishaus. Mehr als 5300 Dosen AstraZeneca bekomme man gar nicht verimpft, das seien mittlerweile Ladenhüter, so Ostermann. Zudem verfüge man aktuell über fast 2000 Dosen Biotech, 1600 Dosen der Firma Modern sowie gut 970 Dosen von Johnson & Johnson.

Gerade Impfstoff von Johnson & Johnson soll nun bei den mobilen Angeboten vor Ort verimpft werden. Denn Vorteil ist: Für dieses Vakzine ist nur eine einmalige Impfung möglich. „Wir haben aber auch alles andere dabei“, verspricht Ostermann weitere Vor-Ort-Angebote auch für Zweitimpfungen.

Los geht es am kommenden Donnerstag in Rethem und Schneverdingen, am Freitag ist das mobile Impfteam in Munster und Lindwedel vor Ort. „Ohne Anmeldungen können die Menschen kommen“, so Ostermann. Wie auch im Impfzentrum gehe ein Arztgespräch voraus, wenn man dann noch immer nicht überzeugt sei, könne man auch wieder weggehen.

„Wir wollen durch intensive Aufklärung mehr überzeugen.“ Das ist auch Ziel, bei den Impfaktionen in sozial schwächeren Quartieren. „Wir wollen alle erreichen, die kein Auto haben“ oder aus anderen Gründen nicht zum Impfzentrum oder auch zum Hausarzt gelangen können. Wobei die mobilen Impfaktionen keinesfalls Konkurrenz zu denen der Ärzte sein sollen. Nicht geimpft werden Kinder und Jugendliche.

Da beziehe sich auch der Heidekreis auf die offiziellen Empfehlungen der Impfkommission, nur bei entsprechender Vorerkrankung zu impfen. Für diese Kinder und Jugendliche gibt es am heutigen Sonnabend ein extra Angebot. Mobil gebe es keine Impfung für unter 18-Jährige. Das sei Konsens aller niedersächsischen Impfzentren.

Mittlerweile wurde für das Impfzentrum im Heidekreis die Warteliste von 1400 auf 350 Impfwilligen abgebaut. Dennis Protz vom begleitenden DRK-Kreisverband Fallingbostel geht davon aus, dass es schon in der kommenden Woche für das Heidekreis-Impfzentrum genug Impfstoff und viel zu viele freie Termine geben wird.

Aktuell ist der DRK-Kreisverband dabei, die Termine und Lokalitäten für die mobilen Aktionen zu planen. „Wir wollen jetzt die Menschen ansprechen, die bislang in Sachen Impfen vor einer Barriere gestanden haben“, so Protz. Zur guten ärztlichen Beratung würden dafür auch mobil zwei Impfstrecken eingerichtet. Eine für Menschen, die keine großen Fragen hätten, die zweite, langsamere, für eine intensivere Beratung.

Genug Personal habe der DRK-Kreisverband für die mobilen Angebote: „Wir sind in den Altenheimen, in den Schulen und Kindertagesstätten durch, die Impfteams stehen zur Verfügung.“ Mit einem niedrigschwelligen Angebot geht es in der kommenden Woche los. Im Fokus stehen hier insbesondere die Städte, Samtgemeinden und Gemeinden, die keine direkte und einfache ÖPNV-Anbindung an das Impfzentrum im Heidekreis haben und an den Kreisgrenzen liegen. Geimpft wird zunächst an folgenden Orten ohne vorherige Terminabsprache:

Donnerstag, 15. Juli: Rethem, Ort ist in Klärung, von 9.30 bis 15 Uhr

Schneverdingen, Freizeitbegegnungsstätte, Auf dem Eck 2, von 9.30 bis 15 Uhr

Freitag, 16. Juli: Munster, Hindenburg-Sporthalle, Hindenburgallee 17, 9.30 bis 15 Uhr

Lindwedel, Gemeindezentrum Lindwedel, Am Markt 5, 9.30 bis 15 Uhr

Montag, 19. Juli: Ahlden, Gemeindehaus Ahlden, Große Straße 4, 9.30 bis 15 Uhr

Bispingen, Spökenkieker, Töpinger Straße. 2, 9.30 bis 15 Uhr

Ab Dienstag, 20. Juli, sind weitere Orte in der Planung

Die zweite Impfaktion richtet sich an Menschen mit Migrationshintergrund. Diese wird am, Freitag, 23. Juli, von 9 bis 12 und von 13 bis 15 Uhr im Impfzentrum des Heidekreises stattfinden. Dazu werde es ein Beratungsangebot geben, das über das Maß der möglichen Beratung im Impfzentrum und bei Hausärztinnen und Hausärzten hinausgeht, denn es werde ein mehrsprachiges Angebot mit Sprachmittlern geben.

Eingebunden in die Organisation seien das Ankunftszentrum, Glaubensgemeinschaft, aber auch MIgrationsberatungen. „Wir wollen Vertrauen aufbauen“, so Landrat Manfred Ostermann. Auch dazu sei keine Terminabsprache notwendig.

In Wohngebieten mit sozial hilfsbedürftiger Bevölkerung werden die mobilen Impfteams als dritte Maßnahme konzentrierte Impfangebote geben. Dort soll das Angebot „vor der Haustür“ zu impfen ebenfalls zur Steigerung der Impfquote beitragen. Die von den Städten, Samtgemeinden und Gemeinden benannten Wohngebiete werden nach Abstimmung eines Zeitplans dabei direkt angefahren.

In Zusammenarbeit mit der gemeindlichen Sozialarbeit soll diese Bevölkerung im Vorfeld und am Tage des Impftermins direkt angesprochen werden. „Wenn es sich anbietet, klingeln wir auch an der Haustür“, so Ostermann. Ein Bus jedenfalls solle als Wartebereich fungieren, ein Krankenwagen als Impfzentrum, erklärt Protz. Wiederum sei keine vorherige Terminabsprache notwendig.

Nach aktuellem Impfstand im Heidekreis sind rund 77 000 Menschen über das Impfzentrum und niedergelassene Ärztinnen und Ärzte mit einer ersten Corona-Schutzimpfung geimpft. Bei einer Einwohnerzahl von fast 140700 ergebe sich eine Durchimpfung mit erster Schutzimpfung von etwas weniger als 55 Prozent. Davon seien unter 16-Jährige abzuziehen, was fast 20500 Kindern und Jugendlichen entspreche. Hinsichtlich weiterer Virusvarianten werde eine Durchimpfung von mindestens 80 Prozent empfohlen. „Je schneller wir dorthin gelangen, um so schneller erreichen wir die sogenannte Herdenimmunität und halten gegen weitere Varianten stand“, meint Ostermann. Sein Aufruf jedenfalls: „Lasst euch impfen.“ Und DRK-Mann Protz betont, dass man jetzt die Aktivitäten noch einmal verstärken sollte, damit man hinterher sich nicht sagen lassen müsse, man habe gar kein Angebot gemacht.

Zentrales Impfzentrum: Zum 30. September ist Schluss

Das Land Niedersachsen wird die Genehmigung für die Impfzentren im Land wohl nicht verlängern. Somit, so Landrat Manfred Ostermann, werde am 30. September das Impfzentrum auch im Heidekreis geschlossen. Bis dahin sollen auch alle Zweitimpfungen dort gegeben werden. Möglicherweise werde daher schon im August weniger Betrieb herrschen. In Sachen Kreuzimpfung mit Astrazeneca für die Erstimpfung und Biotech für die Zweitimpfung würden die Termine jeweils über das zentrale Impfportal des Landes angepasst und die jeweiligen Betroffenen informiert.

Nach aktuellen Lieferplänen sei das Impfzentrum in den nächsten Wochen gut mit Impfstoff ausgestattet. Schade sei, dass die vorrätigen 5000 Impfdosen AstraZeneca nicht nachgefragt würden. Man dürfe sie aber auch nicht weitergeben, sie seien noch bis Oktober haltbar. Die Bestellung von AstraZeneca habe man daher eingestellt.