Neue Tempo-Messgeräte zur Verkehrsüberwachung

Flexibel können die neuen Messgeräte im Heidekreis genutzt werden. Sie sind entweder auf einem Anhänger installiert oder mobil hinter Hecken versteckt den Temposündern auf der Spur.

Die Messtrupps des Heidekreises sind wieder stärker in den Kommunen, auf den Landstraßen und an den Autobahnen unterwegs, um Temposünder zu überführen. Nachdem zu Beginn des vergangenen Jahres alle sieben mobilen Blitzgeräte der Marke Leivtec XV3 wegen Messungenauigkeiten aus dem Verkehr gezogen werden mussten, ist Ersatz beschafft worden. Die Messergebnisse der neuen Geräte sollen nun dauerhaft vor Gericht Bestand haben.

Außer der Polizei überwachen die Messtrupps der Kreisverwaltung den Verkehr im Heidekreis. Sieben Messbeamte sind im Einsatz. Nach „Berta“, der seit Mai 2019 aktiven sogenannten Semi-Station, die auf einem Anhänger stehend in zwei Richtungen blitzen kann, gibt es seit April 2021 deren Bruder „Heinz“.

Ist „Berta“ vor allem für den Einsatz im südlichen Kreisgebiet, dem Amtsgerichtsbezirk Walsrode, vorgesehen, überwacht „Heinz“ nun im nördlichen Heidekreis, im Amtsgerichtsbezirk Soltau, den Verkehr.

Diese mobile Messstation ist gemietet. Laut Kreisverwaltung wurde der Mietzeitraum inzwischen bis zum 10. Mai 2023 verlängert. Im Laufe des vergangenen Jahres, so der Heidekreis auf Anfrage, habe sich der Bedarf für eine dritte Semi-Station deutlich abgezeichnet.

Die Anschaffung sei ausgeschrieben worden, ein Vergabeverfahren habe stattgefunden, „Paul“ ist nun gekauft und wurde Ende November geliefert. Mit den jeweils zwei Messgeräten der Stationen kann der Verkehr in zwei Richtungen überwacht werden. Zudem können die Messgeräte auch mobil auf Stativen zum Einsatz kommen. Auch die Station „Paul“ wird im nördlichen Heidekreis eingesetzt.

Berta, Heinz und Paul kosten jeweils rund 280000 Euro

Alle drei Geräte der Marke Traffi-Star S 350 wurden von der Firma Jenoptik hergestellt. Einschließlich der Stative kostet eine der Messanlagen rund 280000 Euro. Der Landkreis ist sich sicher, dass die Messfehler der bisherigen mobilen Blitzer der Marke Leivtec XV3 bei den neu angeschafften Geräten vermieden werden: „Die unzulässigen Abweichungen bei den Toleranzen sind bei dieser Messtechnik nicht aufgetreten“, heißt es.

Die Verkehrsüberwachung durch die sieben Messbeamten im Heidekreis erfolgt in enger Abstimmung mit der Polizeiinspektion. Abgerufen werden können die geplanten Messpunkte eines Monats auf der Webseite des Heidekreises.

Allerdings: Ganz genau werden die jeweiligen Einsatzorte der Blitzer dort nicht angegeben. Am heutigen Dienstag beispielsweise wird im Nordkreis in den Bereichen Schneverdingen, Wietzendorf, Munster und Neuenkirchen gemessen. Am morgigen Mittwoch stehen die Bereiche Bispingen, Schneverdingen, Munster und Soltau auf dem Blitz-Plan. Durch die Möglichkeit, die Anlagen auch temporär an einem Ort stehen zu lassen, seien auch wieder vermehrt Messungen nachts und am Wochenende möglich, so der Heidekreis.

1,7 Millionen Euro Verlust

Durch den Ausfall der bisherigen Blitzer geht für 2021 der Heidekreis von erheblichen Einnahmeausfällen aus. Rund 1000 Verfahren wegen Geschwindigkeitsüberschreitungen mussten eingestellt werden. „Die Einnahmeerwartung wird um zirka 1,7 Millionen Euro verfehlt“, heißt es vonseiten des Landkreises für das Ergebnis 2021 als Folge.

Dennoch: Die aus den Einnahmen finanzierten Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit hätten stattgefunden. Die Gutscheine zur Teilnahme an einem Fahrsicherheitstraining würden weiterhin verschickt, obwohl die Landesverkehrswacht inzwischen die Gebühren erhöht habe. „Die Kosten werden vollumfänglich übernommen, ohne Eigenbeteiligung der Gutscheininhaber.“

Der Landkreis legt schon seit Jahren ein besonderes Augenmerk auf die Fahranfänger, da gerade in einem Flächenlandkreis individuelle Mobilität mit dem eigenen Auto schon fast ein Muss sei. Bei schweren Verkehrsunfällen seien allerdings oft junge Menschen zwischen 18 und 24 Jahren beteiligt, sie seien unmittelbar am Beginn des selbstständigen Fahrens also dem höchsten Unfallrisiko ausgesetzt.

Schon seit 2005 gibt der Heidekreis daher an die Fahranfänger Gutscheine für Fahrsicherheitstrainings in Pkw aus – finanziert eben über die Einnahmen der kommunalen Geschwindigkeitsüberwachung. Seit 2012 gibt es sie auch für Motorradfahranfänger unabhängig vom Alter. Partner bei der zusätzlichen Ausbildung ist unter anderem die Verkehrswacht Munster–Bispingen.

Außer diesen Maßnahmen seien auch andere zur Verbesserung der Verkehrssicherheit trotz Einnahmerückgang uneingeschränkt unterstützt worden, so der Heidekreis. Nun soll mit „Berta“, „Heinz“ und „Paul“ wieder Normalität in die Verkehrsüberwachung im Heidekreis einziehen.

Bei der Einführung des mobilen Tempomessgerätes „Berta“ wurde schon 2019 deutlich, dass dieses nicht nur in zwei Fahrtrichtungen den Verkehr überwachen, sondern die Daten auch sofort online ins Kreishaus übermitteln kann. Zudem hat es eine Alarmschaltung zur Polizei, um Randalierer abzuhalten. Der Akku in dem Gerät, das auf einem Anhänger installiert ist, reicht für sieben bis zehn Tage dauerhaften Betrieb.

Livetec XV3: Zweifel schon seit 2019

Die Blitzgeräte, die bis Frühjahr vergangenen Jahres auch im Heidekreis im Einsatz waren, sind schon 2019 wegen Ungenauigkeiten bei Geschwindigkeitsmessungen aufgefallen. Im August 2020 gab es erste Untersuchungen dazu. Doch auch zwischenzeitliche Änderungen der Gebrauchsanweisung zur Durchführung der Messungen brachte keine Abhilfe. Deshalb wurden die Geräte Livetec XV3 schließlich auch im Heidekreis außer Betrieb genommen. Ohnehin hatte die Kreisverwaltung geplant, die sieben Geräte auszutauschen. Im vergangenen Jahr standen dafür im Haushalt 350000 Euro zur Verfügung.