Corona-Impfaktion: Und es hat Piks gemacht

Booster-Impfung in angenehmer Atmosphäre: Erika Ipach lässt sich von M.D. Bitbitcha Ayera impfen. Foto: maa

Großer Andrang am Sonnabendvormittag vor der Alten Reithalle in Soltau: Obwohl die Impfaktion, zu der elf Ärzte aus sieben Soltauer Praxen eingeladen haben, erst um 10 Uhr beginnen soll, stehen bereits um 8.30 Uhr die ersten Menschen vorm Eingang. Boostern ist angesagt an diesem Tag, aber auch wer erstgeimpft werden möchte, ist willkommen.

Das Warten auf den Einlass lohnt sich, das gilt auch etwas später, als die Menschenschlange bis zum Torbogen vorn an der Winsener Straße reicht. Denn drinnen in der Reithalle angekommen, erleben die Impfwilligen ein bestens organisiertes Team, und an Impfstoff stehen sowohl Biontech als auch Moderna zur Verfügung.

„Die unter 30-Jährigen müssen Biontech kriegen“, erläutert Dr. Claudia Hölzenbein. Ältere haben an diesem Sonnabend die Wahl, welchen der beiden Impfstoffe sie gespritzt bekommen möchten, auch wenn offiziell kein Anspruch auf eine solche Auswahl besteht. Gegen 11 Uhr ist der morgendliche „Riesenschwupps“, wie Dr. Hölzenbein die Schlange nennt, abgearbeitet – wer jetzt kommt, erhält direkt Einlass und wird vom freundlichen Empfangsteam sogleich an einen der Tische geführt.

Impfstoff ist egal, Hauptsache geboostert

Carola Lorenz bekommt ihre Impfung unweit des Eingangs am vorderen Tisch verabreicht. „Ich hatte vor einem Jahr ganz schwer Corona. Deshalb ist es für mich keine Frage gewesen, mich heute impfen zu lassen, denn ich möchte mein altes Leben zurück“, sagt die 42-Jährige nach dem Piks und erläutert: „Ich möchte auch mal woanders hin, ohne mich immer testen lassen zu müssen.“ Sie ist gemeinsam mit ihrem Mann Ralf und Sohn Tim vor Ort, im Gegensatz zu ihr waren die beiden allerdings bereits geboostert, weshalb sie heute keinen Piks benötigen. Carola Lorenz hat sich übrigens für den Biontech-Impfstoff entschieden, sagt aber: „Ich hätte auch den anderen genommen.“ Angenehme Atmosphäre bei der Impfaktion

Erika Ipach hat sich ebenfalls für die Booster-Impfung entschieden. „Hab ich das auch durch“, sagt die 74-Jährige erleichtert, nachdem ihr an Tisch 2 die ersehnte Spritze verabreicht worden ist. Die Atmosphäre am Impftag in der Alten Reithalle empfindet sie als angenehm. „Alle sehr lieb hier“, sagt sie und zieht sich ihre Jacke wieder an.

Einen Tisch dahinter nimmt Dirk Hammer Platz. Der 46-Jährige zeigt sich mehr als dankbar: „Ein Traum! Schnell, unkompliziert, alle sehr bemüht. Toll, dass das am Wochenende gemacht wird“, lobt er und betont: „Es ist nicht selbstverständlich, seine Zeit zur Verfügung zu stellen.“

Röder wirbt mit Transparenten fürs Impfen

Draußen vorm Eingang taucht unterdessen ein Mann auf, dessen Körper mit Plakaten behängt ist. „Ein Impfgegner“, befürchten Anwesende in der Reithalle zunächst, doch beim näheren Hingucken bemerken sie: Das Gegenteil ist der Fall. Karl-Heinz-Röder heißt der Herr mit der gelben Warnweste, und das, was er dort draußen vorhat, ist: Werbung machen für die Booster-Impfung.

„Ich bin geimpft und Sie?“, steht oben auf Röders Plakat, gleich darunter ist zu lesen: „Wenn nicht, lassen Sie sich impfen! Aus Fürsorge und zum Schutz Ihrer Liebsten sowie auch zum Schutz von uns allen!“

Er sei für den Fachbereich Gesundheit bei der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) aktiv, berichtet Röder und erzählt, dass er derzeit zwei bis drei Mal pro Woche an wechselnden Orten im Heidekreis stehe und dort fürs Impfen werbe. So manche zunächst unschlüssige Person habe er bereits überzeugen können, freut er sich. Dann und wann bedürfe es dabei einer Portion Sarkasmus, so habe er beispielsweise kürzlich einer Frau in Schneverdingen auf deren Frage „Wieso soll ich mich impfen lassen?“ geantwortet: „Wenn Sie ins Krankenhaus kommen, das merken Sie – wenn Sie tot sind, das merken Sie nicht.“

Während Röder sich draußen mit einem heißen Kaffee aufwärmt, den ihm eine freundliche Dame gebracht hat, geht drinnen das Impfen weiter. Dabei fällt auf: Egal wie viele Menschen in die Alte Reithalle kommen, das Impfteam bleibt zu jedem Zeitpunkt entspannt, freundlich und zuvorkommend. Es funktioniert einfach alles wie am Schnürchen – und am Ende des Tages hat Soltau viele neue Geboosterte und auch so manchen neuen Erst-Geimpften.

Marcel Maack