Start-Abmahnung: Entscheidung noch diesen Monat

Die Heidebahn-Triebzüge sind bis auf zwei Einheiten noch ohne Start-Beschriftung unterwegs. Die Aufnahme zeigt den bereits in Firmenaufmachung verkehrenden Triebzug Nummer 648-483 bei einem Halt am Bahnhof Handeloh. Foto: Dierk Lawrenz

Zugausfälle, Verspätungen, Überfüllung, verpasste Anschlüsse: Wer häufiger mit den Zügen von Start Niedersachsen Mitte auf den Strecken im Heidekreis unterwegs ist, ist leidgeprüft. Die Böhme-Zeitung hat mehrfach über die Missstände berichtet, der verbreitete Pendler-Frust war zuletzt auch Thema im Landtagswahlkampf.

LNVG: Abmahnung wäre „sehr deutlicher Rüffel"

Wo liegen die Ursachen für die Unzuverlässigkeit der Heidebahn? Mit dieser vielschichtigen Frage beschäftigt sich auch die niedersächsische Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) in Hannover. Die Behörde prüft rechtliche Schritte gegen den Bahnbetreiber. Im Raum steht eine Abmahnung gegen die hundertprozentige DB-Tochtergesellschaft. „Das wäre ein sehr deutlicher Rüffel“, erklärt LNVG-Sprecher Dirk Altwig gegenüber der Böhme-Zeitung. „Ich bin seit drei Jahren bei der LNVG, in dieser Zeit wurde nur einmal ein Unternehmen abgemahnt“. Einen Zwischenstand lässt Altwig sich nicht entlocken – doch er kündigt ein Prüfergebnis noch in diesem Monat an.

„Probleme liegen meines Erachtens zum großen Teil beim Anbieter“

Untersucht werden die Zustände bei der Heidebahn in den Sommermonaten. „Die waren überhaupt nicht akzeptabel“, sagt Altwig. Fraglich sei allein, wer dafür Verantwortung trage. Diese Frage wurde in den vergangenen Monaten oft gestellt. Werkstatt-Probleme, Sanierungsarbeiten im Hauptbahnhof Hannover, Personalmangel, Urlaubszeit, hohe Krankenstände, ein marodes Schienennetz und die Überlastung durch das 9-Euro-Ticket: Vieles ist in der Diskussion, nicht alles liegt im Verantwortungsbereich des DB-Tochterunternehmens. Allerdings seien auch andere Bahnbetreiber in Niedersachsen mit allgemeinen Widrigkeiten des Geschäfts konfrontiert, kämen damit aber zurecht, bemerkte Pro-Bahn-Landessprecher Malte Diehl im Sommer in dieser Zeitung. „Die Probleme liegen meines Erachtens zum großen Teil beim Anbieter, der das nicht hinbekommt“ (BZ vom 8. August: „Das Land schmollt und mauert“). Sollte die LNVG zu einem ähnlichen Fazit gelangen, könnte es für Start Niedersachsen ungemütlich werden.

Das Unternehmen bedient die Strecken des Heidekreuzes seit Dezember 2021. Der Vertrag gilt bis Ende 2029. Seine vorzeitige Aufkündigung sei nicht das Ziel seiner Behörde, betont Altwig. „Wir wollen gemeinsam mit Start erreichen, dass es besser läuft.“ Die Geduld vieler Bahnkunden scheint jedoch aufgebraucht. Gewiss ist: Am Sonnabend beginnt erst einmal erneut eine Zeit zusätzlicher Belastung. Bis zum 29. Oktober hält der Metronom Richtung Hamburg nicht mehr in Buchholz, dem Umsteigebahnhof für Reisende aus dem Heidekreis. Ein Schienenersatzverkehr wird eingerichtet.