474 ukrainische Schüler lernen im Heidekreis

Vor acht Monaten wurden die ersten Geflüchteten in den Kommunen des Heidekreises untergebracht. Die Aufnahme zeigt die Registrierung der ersten Ankömmlinge am 10. März in der Kreisverwaltung Bad Fallingbostel. Seitdem wurden 474 Kinder und Jugendliche in den Schulen des Heidekreises aufgenommen.

Der Krieg in der Ukraine mit seinen Folgen hat auch die Bildungslandschaft des Heidekreises verändert. 474 Kinder und Jugendliche nehmen aktuell am Unterricht teil. Mit Ausnahme der drei Förderschulen gibt es in jeder allgemein- und berufsbildenden Schule mindestens einen ukrainischen Schüler. Das berichtete Dezernent Jörg Keyßner von der Landesschulbehörde am Donnerstagnachmittag im Kreis-Schulausschuss. Absolut liegt die größte Kommune vorn. 110 Ukrainer sind es an den Walsroder Schulen. Soltau folgt mit 96.

"Da waren viele helfende Hände"

Das sei der Stand von Mittwoch. Da gebe es immer Bewegung. Einmal wöchentlich frage die Landesschulbehörde die Schulen ab. Hochgerechnet auf eine Klassenstärke von 25 Schülern bedeuten die 474 Schüler zusammengefasst 19 Schulklassen, die zudem mit besonderen Anforderungen und ohne personelle Aufstockung zusätzlich eingebunden werden müssten. Eine Herausforderung, die im Heidekreis bisher gut bewältigt werde, sprach der Dezernent seinem „Personal“, aber auch den außerschulischen Mitwirkenden – „da waren viele helfende Hände“ – ein Lob aus.

Bezogen auf die Einwohnerzahl der Gemeinde ist Neuenkirchen bei der Beschulung geflüchteter Ukrainer ganz vorn dabei. Laut Schulleiterin Eva Helbing waren es am gestrigen Freitag 29, noch einmal drei mehr als von Keyßner vorgetragen. „Je jünger desto einfacher“ sei die Einbindung. In der Grundschule lasse sich mehr nonverbal erreichen, da seien die Mädchen und Jungen unbefangener als im Sekundarbereich, wo es andere Herausforderungen gebe. Als glücklichen Umstand bezeichnet Helbing die Tatsache, dass man demnächst auf eine mit einer Vollzeitstelle ausgestattete ukrainische Lehrkraft bauen könne. Mit ihr als „native Speakerin“ lasse sich der Deutsch-Sprachunterricht effektiver gestalten. Möglich geworden sei dieser personelle „Volltreffer“ durch die Kontakte und Unterstützung des örtlichen DRK-Gemeindeverbands. Aber da sei nicht nur die Sprachbarriere: Jeder der ukrainischen Schüler bringe seine individuelle Biografie mit, müsse im Krieg Erlebtes verarbeiten. Wichtige Hilfe leisteten dabei Dr. Aleksandra Janocha, die Koordinatorin am Sprachbildungszentrum Celle, Britta Dietrich vom Regionalen Zentrum für Inklusion und David Haschke vom schulpsychologischen Dienst.

Oft seien die Schüler traumatisiert, säßen nicht ansprechbar im Unterricht, schildert Helbing. „Was sie mit sich rumtragen, dem können wir oft nicht gerecht werden“, beschreibt sie ein Spannungsfeld, das ihr Kollegium oft an die Belastungsgrenze bringe. Dazu kämen „sich andauernd verschlechternde Ressourcen“. „Wir haben eigentlich mehr, als wir verkraften können“, sieht die Rektorin nicht nur ihre Neuenkirchener Lehrkräfte vor Herausforderungen, die angesichts der Entwicklung in der Ukraine eher noch wachsen dürften. Doch daran dürfe man nicht denken, sonst laufe man Gefahr zu resignieren: „Diesen Blick versage ich mir.“

227 ukrainische Schüler im nördlichen Kreisgebiet

Von den 474 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine im Heidekreis drücken 227 die Schulbank in den sechs Nordkreiskommunen. Die Verteilung nach Schulstandorten: Soltau: 96, davon 28 im Grundschulbereich, 55 im Sekundarbereich I, 4 Sekundarbereich II, dazu 9 an den Berufsbildenden Schulen); Schneverdingen: 46 (16-24-6); Munster: 43 (7-43-2); Bispingen: 15 (8-7-0); Neuenkirchen 26 (13-13-0); Wietzendorf: 1(1-0-0). vo