Biogas sorgt für warme Füße bei den Piraten

Das Südsee-Camp Wietzendorf mit Betriebsleiter Marc Tegenthoff (Bildmitte, 5. von links) verzichtet bei seiner neuen Indoor-Spielhalle Piratennest komplett auf fossile Wärme und setzt auf Wärme durch Biogas aus der von Volker Dehning und Heinrich Winkelmann (3. und 4. von links) sowie Jan-Dirk Kohlmeyer und Jens Holste (6. und 7. von links) betriebenen Anlage in Lührsbockel.

"Fertigmachen zum Entern!“ Das wuchtige Schiff mit seinen nachgestellten Kanonen an den Seiten ist der Mittelpunkt der jüngsten Attraktion des Südsee-Camps Wietzendorf. Die neue Indoorspielhalle „Piratennest“ soll ganzjährig, vor allem über die Herbst- und Wintermonate, zum Treffpunkt für jüngere Gäste werden, wenn der Betrieb am Badestrand und auf dem Campingplatz ruhiger läuft.

Eines der größten Unternehmen bundesweit

Der Camping- und Bungalowpark ist eines der größten und bekanntesten Unternehmen seiner Branche deutschlandweit. In den Sommermonaten halten sich bis zu 5000 Gäste auf der Anlage am Wietzendorfer Ortsrand auf, wo je nach Saison zwischen 175 und 225 Mitarbeiter beschäftigt sind. Entsprechend groß ist der Wärmebedarf. Dazu wurde über die Jahre ein eigenes Nahwärmenetz mit einer Länge von 1,7 Kilometern mit zehn angeschlossenen Gebäuden aufgebaut – Waschhäuser, Gastronomie, Verwaltung und nun auch das Piratennest. Gespeist wird das Netz zum Teil durch Erdgas, zunehmend aber durch Wärme, die aus Biogas erzeugt wird, das aus der von vier Landwirten betriebenen Bockeler Biogas-Unternehmensgesellschaft in Lührsbockel stammt.

Die jährlich von der Lührsbockeler Anlage bezogene Wärmemenge aus Biogas beziffert Marc Tegenthoff mit 1,3 Millionen Kilowattstunden – „noch“, betont der technische Leiter. Denn der Anteil regenerativer Energie solle steigen. Es sei ein weiterer Ausbau und letztlich die „Abkehr“ vom Erdgas geplant, um sicherstellen, dass die angehenden Seeräuber auch zukünftig keine kalten Füße bekommen. Da habe man aus der Entwicklung der zurückliegenden Monate gelernt mit einem als Folge des Ukrainekriegs explosionshaft gestiegenen Gaspreis und werde die Zusammenarbeit mit diesem ortsnahen Lieferanten ausbauen, sagte Tegenthoff bei einem Treffen von Anbietern und Nutzern dieser regenerativen Energie aus Wietzendorf. Das Südsee-Camp sichert bereits seit über zehn Jahren einen Großteil seines Bedarfs aus der „Förderquelle“ in der Nachbarschaft. Dazu wurde 2011 eine sechs Kilometer lange Gasleitung von Lührsbockel ans andere Ende der Ortschaft Wietzendorf verlegt, durch die das im Vergärungsprozess von nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Grassilage und Zuckerrüben entstandene Biogas in einem sogenannten Satelliten mit einer Wärmeleistung von 400 Kilowatt auf dem Gelände der Freizeiteinrichtung geleitet, dort entzündet und die Wärme ins firmeneigene Nahwärmenetz eingespeist wird. An diesem Strang hängt auch das Lührsbockeler ASB Düngerwerk, das mit 270 Wärme-kW versorgt wird.

Erste Gebäude ihne fossile Versorgung

Bei der Planung des Piratennests sei die angestrebte Abkehr von CO2-Emissionen konsequent umgesetzt worden, sagt Betriebsleiter Tegenthoff: „Es ist unser erstes Gebäude, für das keine Versorgung mit fossiler Wärme vorgesehen und möglich ist. Es wird komplett mit regenerativ erzeugter Energie beheizt.“