Klingbeil lobt große Hilfsbereitschaft gegenüber Ukraine-Flüchtlingen 1

100 Tage im Amt: SPD-Vorsitzender Lars Klingbeil. Foto: maa

SPD-Chef Lars Klingbeil hat die große Hilfsbereitschaft der Bundesbürger gegenüber ukrainischen Flüchtlingen gelobt. In einem Exklusiv-Interview mit der Böhme-Zeitung, sagte Klingbeil: „Das berührt mich sehr.“ Er sei gerade im Ankunftszentrum für Flüchtlinge in niedersächsischen Oerbke gewesen. Da hätten ihm Familien berichtet, wie freundlich sie hier aufgenommen wurden. Auch in Polen und überall in der EU werde diesen Menschen sehr geholfen.

„Größte Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg"

„Wir erleben momentan die größte Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg, und Europa handelt bei der Aufnahme dieser Menschen hilfsbereit und geschlossen. Dafür kann man sehr dankbar sein“, betonte Klingbeil. Erstmals würden alle EU-Staaten gemeinsam, schnell und unbürokratisch aus dem Krieg in der Ukraine geflüchtete Menschen aufnehmen. „Europa wächst in dieser Krise stark zusammen. Daraus können wir positive Kraft schöpfen“, erklärte Klingbeil.

Ein Ende der Fluchtbewegung sei bislang nicht in Sicht. „Wir stehen gesamtgesellschaftlich vor einer gewaltigen Herausforderung“, meinte der SPD-Chef. Man müsse schnell Integrationsmöglichkeiten schaffen. Auch bei seinen Gesprächen in Oerbke sei deutlich geworden, dass diese Flüchtlinge alle wieder zurück in die Ukraine wollten. Aber man wisse nicht, wann dies möglich sein werde. „Und bis dahin sollten wir uns um sie kümmern und gute Gastgeber sein,“ erklärte der Klingbeil weiter.

Es gelte schnell Zugänge in den Arbeitsmarkt, zu Kindergärten und Schulen zu schaffen. Das sei auch eine Botschaft gewesen, die er immer von ukrainischen Flüchtlingen höre: „Wir wissen nicht, wie lange wir hier sein werden, aber bitte lasst uns arbeiten und lernen, damit wir Euch etwas zurückgeben können.“

Lehren aus der Flüchtlingskrise 2015

Bund und Länder würden bei der Koordinierung und auch finanziell unterstützen. „Die Kreise und Kommunen werden nicht im Stich gelassen“, versicherte der SPD-Vorsitzende und verwies als Beispiel auf den Knotenpunkt Laatzen in Niedersachsen, an dem die Verteilung erfolge. Da habe man aus den Erfahrungen von 2015 gelernt und sei viel besser geworden. Zu den weiteren Lehren aus der Flüchtlingskrise von 2015 gehöre die schnelle Schaffung von Arbeitsmöglichkeiten und Integrationsangeboten inklusive Sprachkursen. Außerdem eine ehrliche politische Kommunikation. Es müsse deutlich werden, dass von uns als Land viel abverlangt werde, betonte Klingbeil.

Hohe Benzinpreise belasten Menschen im Heidekreis stärker als in Berlin-Mitte

Besorgt zeigt sich Klingbeil sich wegen der steigenden Energiepreise und der großen Belastungen für die deutschen Verbraucher. Es würden weitere Entlastungsmaßnahmen geprüft. „Ich schließe hier nichts aus.“ Doch man müsse schauen, wer momentan am härtesten betroffen sei. „Da reden wir über die Frage, wer verdient wieviel und wer wohnt wo,“ sagte Klingbeil. Auf die Frage nach einem konkreten Beispiel antwortete der SPD-Vorsitzende: „Nun, es ist einfacher in Berlin-Mitte über einen autofreien Sonntag zu reden als im Heidekreis. Dort gibt es als Alternative leider keinen so gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr wie in der Großstadt.“

Das ganze Interview am Mittwoch, 16. März, in der Böhme-Zeitung