Heide-Park entsetzt über Bauverzögerung

Die Zufahrt zum Heide-Park ist nur über die Kreuzung Grüne Aue möglich. Die Wolterdinger Kreuzung an der ehemaligen B 3 ist nur in Richtung Norden oder Süden befahrbar, ein Abbiegen in Richtung Wolterdingen oder zum Heide-Park ist nicht möglich. Foto: at

Das Wetter ist zwar alles andere als einladend – vor allem für einen Freizeitpark mit vielen Fahrgeschäften an der frischen Luft. Dennoch: „Wir freuen uns riesig, in diesem Jahr pünktlich in die Saison gestartet zu sein“, sagt Heide-Park-Geschäftsführerin Sabrina de Carvalho. Und sie rechnet mit einer erfolgreichen Saison, auch nach vielen Rückschlägen in der Corona-Pandemie sei sie noch immer Berufsoptimistin.

Bei einem Thema allerdings hilft auch ihr Optimismus nicht. Die Baustelle an der sogenannten Heide-Park-Kreuzung an der ehemaligen B3 sorgt für Verärgerung im Park. Sie sollte bis Ostern Geschichte sein. Inzwischen habe sie aus der Böhme-Zeitung erfahren, dass die Kreuzung bis Ende April gesperrt sein wird. „Das ist entsetzlich“, sagt de Carvalho.

Sie fürchtet ein großes Chaos durch die nur noch einspurige An- und Abfahrt über den Kreisverkehr Grüne Aue zum Park gerade um Ostern, „wo wir traditionell viele Besucher haben“. Das sei keine prickelnde Situation, die man sicher auch an dem Unmut der Gäste spüren werde, wenn sie kilometerlange Umwege fahren müssten.

Der Verkehrsknotenpunkt mit der Zufahrt zum Heide-Park ist seit Wochen eine Baustelle, sie erhält neue Abbiegespuren und eine moderne Ampelanlage. Aus Witterungsgründen wurde der Bau von September/Oktober 2021 in diesen Februar geschoben. Die ursprünglich geplante Fertigstellung Mitte April ist allerdings nicht zu halten, unvorhergesehen habe es Schwierigkeiten mit Ver-, Entsorgungs- und Telekommunikationsleitungen gegeben, teils keinen tragfähigen Unterbau und schadstoffbelasteten Asphalt. Lieferprobleme von Bitumen wegen der Ukraine-Krise und coronabedingte Personalausfälle seien hinzugekommen, begründete die Kreisverwaltung die Verzögerungen.

„Das Kind ist in den Brunnen gefallen, die Straße ist aufgerissen“, hat de Carvalho wenig Zuversicht, bis Ostern noch eine Lösung zu finden. Dennoch habe sie ihren Unmut gegenüber Landrat Jens Grote schriftlich dargelegt. „Gerade über Ostern läuft unser Kerngeschäft.“ Verärgert ist sie auch über die Nichtinformation durch den Landkreis. Sie sei enttäuscht, wie man mit einem so „großen Betroffenen“ umgehe. Das sei nicht wertschätzend. Vielleicht könne die Kreisverwaltung Mitarbeiter zur Verfügung stellen, die die Zu- und Abfahrt regelten und die Gästen beruhigten, meint sie leicht sarkastisch.

Ihr Optimismus lässt sie dann aber im Hinblick auf die nun gestartete Saison nicht im Stich. Dieses Jahr verspricht de Carvalho eine „ganze Reihe von Veranstaltungen“. Außer Halloween und wie im vergangenen Jahr das Oktoberfest soll es bereits im Mai über zwei Wochen karibisch bunt im Park mit dem Carnival werden. Der erste Karneval soll farbenfrohe Kostüme, viel Musik, Künstler und internationale Speisen und Getränke bieten.

Vor einiger Zeit wurde der Panoramaturm demontiert. Foto: Heide-Park

Zwischen Krieg und Freizeitspaß

Der Heide-Park Soltau war einer der ersten, der mit Hilfsangeboten auf den Angriff auf die Ukraine reagierte. Zahlreiche Künstler, die seit Jahren in der Saison das Programm auf den Bühnen bestreiten, kommen aus diesem Land. Mitglieder des Entertainmentteams des Parks organisierten schon kurz nach Kriegsbeginn, dass Familienangehörige nach Soltau kamen. Eine ehemalige Mitarbeiterin wurde bei ihrer Flucht aus dem ukrainischen Charkiw unterstützt.

„Das ist ein großes Engagement von einzelnen Kollegen“, sagt Heide-Park-Geschäftsführerin Sabrina de Carvalho. Mittlerweile sind seit Ende Februar drei Familien in Soltau. Eine wohnt in einer Mitarbeiterunterkunft, weitere sechs Personen im Hollyday-Camp. Letzteres sei nicht die optimale Lösung. Die Häuschen in dem Übernachtungsbereich haben keine Küchen. „Wir suchen Wohnraum“, sagt de Carvalho. Leider, so die bisherige Erfahrung, würden Wohnungszusagen wieder zurückgenommen, wenn klar werde, dass es sich bei den Mietern um Geflüchtete handele.

Mittlerweile stehe man auch mit der Arbeitsagentur in Verbindung. Da gebe es einen guten Kontakt, einfach sei es dennoch nicht. Denn der Heide-Park biete zwar Beschäftigung in vielen Bereichen, für vieles brauche es aber Sprachkenntnisse in Deutsch.

Einige Geflüchtete arbeiteten als Künstler in den Shows, in dieser Saison hauptsächlich die Frauen, erklärt de Carvalho. Alle Männer dürfen die Ukraine nicht verlassen. Nicht alle Männerrollen hätten die Artistinnen übernehmen können, vieles musste daher noch in der vergangenen Woche umgestellt werden. „Da mussten wir mehr improvisieren, als sonst. Aber das gehört zu solchen Zeiten.“ Wichtig, so die Geschäftsführerin, sei zumindest, den ukrainischen Mitarbeiterinnen ein Stück weit einen Alltag mit Normalität zu bieten.

Personaldecke ist dünn

In Sachen Fach- und Saisonkräfte bleibt die Lage auch beim Heide-Park schwierig. Man sei so weit, gut starten zu können. Allerdings gebe es verstärkt Ausfälle durch Coronainfektionen. Eine neue Erkenntnis für den Park, da man in den zwei Jahren zuvor mit nur wenigen Erkrankten relativ gut durch die Pandemie gekommen sei. Jetzt stiegen die Zahlen deutlich. „Wenn die Personaldecke sowieso schon dünn ist, dann ist jeder zusätzliche Ausfall schmerzlich“, sagt de Carvalho.

Der Heide-Park rechnet daher damit, dass es aufgrund des Krankenstandes auch Einschränkungen im Betrieb geben wird. Das wolle man aber vor allem auf die gastronomischen Angebote beschränken, um nicht die Fahrgeschäfte schließen zu müssen. Letztere hätten oberste Priorität, „deshalb kommen ja die Gäste“.

Einst die Spitze des Panoramaturms. Jetzt steht das gesamte Bauwerk nicht mehr. Fast 40 Jahre gehörte die Fahrt in die Höhe zum Heide-Park-Programm. Foto: Heide-Park

Aussichtsturm abgebaut

Nach fast 40 Jahren müssen die Heide-Park-Fans ab sofort auf eine Attraktion verzichten. Der Panoramaturm ist mittlerweile abgebaut. An dem Platz ist jetzt nur noch die Erste-Hilfe-Station sowie die Toilette für alle zu finden. Schon in den vergangenen zwei Coronajahren ist die Gondel aufgrund der nicht sicherzustellenden Belüftung nicht mehr in die Höhe gefahren, erinnert die Geschäftsführerin.

„Nach 38 Jahren hat er seine Lebenszeit erreicht.“ Ersatzteile fehlten, die vorhandenen Mängel seien nicht mehr zu beheben gewesen. Die Gondel hätte komplett erneuert werden müssen. Genutzt werden soll der Bereich wieder, bislang gibt es dafür noch keine Ideen. „Da müssen wir gut überlegen, was passt dahin, was macht langfristig Sinn.“

Ansonsten gebe es keine neuen Attraktionen in diesem Jahr – allerdings mit dem bunten Karneval im Mai ein neues Event. Zu Neuinvestitionen, so de Carvalho, werde der Masterplan des Konzerns aktuell neu geschrieben. Durch Corona sei vieles im Unternehmen mit seinen Freizeitangeboten auf der ganzen Welt durcheinander gewirbelt worden, jetzt müsse man neu sortieren und neue Finanzierungszyklen aufstellen.

Aber natürlich werde es in der Zukunft Neuheiten geben, machte die Geschäftsführerin Hoffnung. Ja, es gebe auch Problemstellen, aber letztlich viel mehr Attraktionen: De Carvalho zeigt aus dem großen Fenster des Verwaltungsgebäudes auf das Schienengeflecht der Fahrgeschäfte des Parks.

Drei Millionen Euro investiert

Rund drei Millionen Euro flössen im Winter in die Anlage, um die Attraktionen zu erhalten und zu erneuern, erklärt de Carvalho. Das sehe man von außen als Besucher allerdings nicht. Unter anderem kostete die neue Steuerung des Freifalllturms Scream 300000 Euro, 2,5 Millionen Euro flössen innerhalb mehrerer Jahre in den Erhalt der Bobbahn, Bigloop, die Achterbahn, benötigte einen neuen Lift für 80000 Euro, zählt die Geschäftsführerin auf. Seit vergangenem Jahr gelten im Heide-Park gestaffelte Preise, um besucherschwächere Tage besser auszulasten. Online kann man Tickets zwischen 37 und 49 Euro erwerben. Kassenhäuschen vor Ort gibt es nicht mehr. Dass die Menschen durchaus online buchten, habe Corona bewiesen. Aber ein Kassenautomat ist installiert. An dem ist mit 54 Euro ein Tagesticket allerdings am teuersten.

Trotz Corona: Park zufrieden mit 2021

Trotz vieler Rückschläge und Kämpfe um Auflagen rund um die Corona-Pandemie ist der Heide-Park Soltau mit der letzten Saison „wirklich zufrieden“. Man habe deutlich gespürt, so Geschäftsführerin Sabrina de Carvalho, dass die Menschen wieder etwas unternehmen, endlich „raus“ wollten.

Die Gäste hätten das Angebot gut angenommen, über den Sommer hinweg habe sich die Gästezahlen auf dem Niveau der Vor-Corona-Zeiten eingependelt, es lasse sich gut mit 2019 vergleichen. Sicher gefühlt hätten sich die Menschen zudem mit dem Hygienekonzept des Parks, auch wenn es jedem einzelnen Mitarbeiter viel abverlangt habe, wenn beispielsweise immer wieder auf die Maskenpflicht in bestimmten Bereichen hingewiesen werden musste.

Rückblickend sei es für diese vermutlich die anstrengendste Saison bislang gewesen. Das konsequente Handeln sei aber von den Besuchern honoriert worden.