Ministerin bestätigt Pläne für Heeresstandort Oerbke

Gastgeber in Tarnfleck: Oberst Michael Sack führt Verteidigungsministerin Christine Lambrecht und den örtlichen Bundestagsabgeordneten Lars Klingbeil über das Militärgelände. Foto: ari

Schon zum zweiten Mal in ihrer noch jungen Amtszeit besuchte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht am Montag den Heeresstandort Munster. Die Stippvisite ist Auftakt einer politischen Sommerreise, auf der die Ministerin verschiedene Dienststellen der Bundeswehr aufsuchen will. Im Anschluss an ihren Aufenthalt im Heidekreis ging es direkt weiter zum Jägerbataillon 292 auf dem Truppenübungsplatz Letzlinger Heide in Sachsen-Anhalt. Den Start ihrer Tour ausgerechnet in Munster wollte Lambrecht nicht als Zufall verstanden wissen, sondern als Bekenntnis.

Armee mit Nachholbedarf beim Thema Digitalisierung

Die 57-Jährige besuchte den 2019 ins Leben gerufenen Stab „Test und Versuch“, aus dem sich einmal das „Systemzentrum Digitalisierung Dimension Land“ entwickeln soll. Bei der Digitalisierung müsse die Bundeswehr „noch besser werden“, betonte Lambrecht die besondere Bedeutung dieses Bereichs für die Erfüllung der militärischen Kernaufgaben der Truppe. Dabei gehe es um die Erfüllung übernommener Aufgaben im Rahmen der Bündnisverteidigung innerhalb der NATO – aber auch um Landesverteidigung. Letztere sei in der Vergangenheit etwas aus dem Blick geraten, so die Ministerin. Durch den Ukrainekrieg sei wieder stärker ins Bewusstsein gerückt, wie wichtig die Bundeswehr auch an dieser Stelle sei.

„Wir können jetzt in Digitalisierung investieren“, erklärt Lambrecht mit Blick auf das 100-Milliarden-Sondervermögen Bundeswehr. Geld allein reicht aber nicht, auch das konnte man den Erläuterungen der Politikerin entnehmen. „Wir müssen noch mehr hochqualifiziertes Personal finden“, gab sein die Marschroute vor und warb für die Bundeswehr als „spannenden und sicheren Arbeitgeber“.

Lambrecht bestätigte auf Nachfrage auch Pläne ihres Hauses zur Errichtung eines neuen Heeresstandortes in Oerbke ab 2024. Die jetzige Nutzung als Erstunterkunft für Geflüchtete ist befristet, der entsprechende Vertrag der Bundeswehr mit der Landesaufnahmebehörde endet mit dem Jahr 2023 (BZ vom 7. Juli). Der Bedarf für einen weiteren Heeresstandort sei gegeben, so Lambrecht. Eine endgültige Entscheidung zur Zukunft von Oerbke werde noch in diesem Jahr fallen. Details zu den Planungen wollte die Ministerin nicht nennen. Von gut 2.200 Soldaten, die künftig dauerhaft in Oerbke stationiert sein könnten, ist die Rede. Der Standort der Flüchtlingsunterkunft wurde in der Vergangenheit regelmäßig als suboptimal kritisiert. Die relative Abgeschiedenheit des Geländes erschwere die Integration, die Truppenübungsplätze mit ihrer militärischen Geräuschkulisse in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Wohnbereichen sei für oft traumatisierte Kriegsflüchtlinge eigentlich unzumutbar, lautet die verbreitete Kritik.