Ukrainer warten auf Deutsch-Unterricht

Der Heidekreis hat nach Ankunft der geflüchteten Ukrainer schnell reagiert und Wegweiserkurse angeboten. Diese sind im Sommer von den Integrationskursen abgelöst worden, die vom Bund finanziert werden. Foto: at

Heidekreis. Ohne Sprachverständnis ist es schwierig bis unmöglich, in ein Arbeitsverhältnis zu kommen. So geht es derzeit den Menschen, die seit Kriegsausbruch aus der Ukraine nach Deutschland geflohen sind. Trotz ihrer Berufserfahrung und Qualifikationen können viele nicht auf die Schnelle in ihren ursprünglichen Jobs beschäftigt werden. „Da stockt es“, sagt Judith Schubert. Sie kümmert sich auf dem Gelände von Haus Druhwald um die aus der Ukraine geflüchteten Menschen. Seit März gibt die Krankenschwester zweimal in der Woche ehrenamtlich einen Deutsch-Kurs in den Räumen der derzeit geschlossenen privaten Grundschule.

Hoher bürokratischer Aufwand

Der Andrang auf Sprachunterricht ist im Heidekreis groß. Größer als es das Angebot derzeit hergibt, wie eine Nachfrage bei der Sprachförderkoordinatorin Sandra Zwischenbrugger-Meyer ergibt. Allein zwischen Juni und Herbst im vergangenen Jahr seien 300 Zulassungsanträge bei ihr eingegangen. Die Warteliste sei immer noch lang. „Wir versuchen zeitnah in die Kurse zu vermitteln“, sagt Silke Huster, die bei der Volkshochschule für die Programmbereichsleitung Deutsch als Zweitsprache verantwortlich ist. Dass es schleppend läuft, ist zum Großteil dem bürokratischen Aufwand geschuldet. Es müssen auf mehreren Ebenen Zulassungsanträge bearbeitet werden. Nicht nur für den Dozenten, auch für die Räume. Selbst die Teilnehmer müssen formal vom Bundesamt für Migration zugelassen werden.

Beschleunigtes Verfahren

Dabei sieht Huster Fortschritte: „Im Vergleich zu 2015 ist das Verfahren bereits extrem beschleunigt.“ Das Regelangebot sei sehr schnell geöffnet worden, als die ersten Ukrainer nach Deutschland kamen. Die Volkshochschule hatte im Frühjahr kurzfristig Wegweiserkurse als schnelles Orientierungsangebot geschaffen. In 15 Kursen wurden jeweils rund 20 Teilnehmer geschult, was das alltägliche Leben in der Gesellschaft betrifft, und mit ein paar Vokabeln zum Grundverständnis ausgestattet. Diese Kurse kamen sehr gut an, zumal die Volkshochschule flexibel auf die Wohnorte der Ukrainer eingegangen ist. Doch da der Bund, der seit 2005 Integrationskurse für geflüchtete Menschen anbietet, schnell auch die Möglichkeit für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine geschaffen hat, wurden die zweiwöchigen Wegweiserkurse eingestellt. Derzeit finden an der Volkshochschule Heidekreis elf Integrationskurse statt, bis März werden es 13 sein. Tendenz steigend ist auch bei einem weiteren Anbieter: Das Bildungsunternehmen der Stiftung Bildung und Handwerk (SBH) Nordost mit Standort in Bad Fallingbostel bietet vier Kurse an, zwei weitere sind in Planung. Dritter Träger ist die Grone-Schule, die derzeit zwei laufende Integrationskurse vorhält.

Spracherwerb für Geflüchtete

Der Umfang des Integrationskurses beträgt rund 700 Unterrichtsstunden. Die Volkshochschule rechnet bei einer Vollzeit-Kursbelegung (16 bis 20 Stunden in der Woche) mit einer Dauer von rund neun Monaten. Darin enthalten sind der Sprachkurs und ein Orientierungskurs. Die Inhalte beschäftigen sich mit dem alltäglichen Leben in Deutschland, wie zum Beispiel Arbeit und Beruf, Erziehung von Kindern, Einkaufen, Gesundheit sowie Medien und Wohnen. Auch das Schreiben von Mails, das Ausfüllen von Formularen oder die Standards einer Bewerbung werden behandelt. Abschließend gibt es eine Prüfung, den Deutsch-Test für Zuwanderer. Im Anschluss geht es mit dem Orientierungskurs weiter. Da wird zum Beispiel auf deutsche Rechtsordnung und Geschichte eingegangen.