Kompakte Windenergie aus dem Wald möglich

Der Strom, der allein auf dieser Hälfte der infrage kommenden Waldfläche durch Windenergie gewonnen werden könnte, würde den Bedarf von rund 78 000 privaten Haushalten decken. Dies hat das Unternehmen Caeli Wind in der Analyse für die Klosterkammer Hannover berechnet.

Mit Blick auf den Ausbau der erneuerbaren Energien herrscht Goldgräberstimmung. Wer Grundstücke sein Eigen nennt, die für Fotovoltaik oder Windräder infrage kommen, wird womöglich schon umworben. „Unterschreiben Sie nichts voreilig“, rät Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis, nach dem Vortrag von Ben Schlemmermeier, Geschäftsführer von Caeli Wind jüngst vor dem Rat in Bispingen. Auf Initiative der Klosterkammer Hannover hat das Unternehmen, das Gemeinden und Eigentümer bei der Planung von Windenergie unterstützt, eine Potenzialflächenanalyse für ein rund 1400 Hektar großes Waldgelände in Bispingen vorgestellt. Damit könnte der Landkreis Heidekreis einen beträchtlichen Anteil abdecken, den er für regenerative Energie zur Verfügung stellen muss. Er muss nach Vorgabe des Landes in den kommenden drei Jahren 3,18 Prozent seines Gebiets als Vorranggebiet für Windenergie ausweisen. Das sind umgerechnet rund 6000 Hektar Fläche. Naturschutzgebiet und militärische Gebiete sind ausgenommen. Wie der Landkreis erklärte, liegt ein Grund für den relativ hohen Flächenverbrauch in den großen Waldgebieten im Heidekreis, die nunmehr für Windkraft zugänglich sind.

Fachliche Diskussion im Rat

Warum die Klosterkammer in die Offensive geht, erklärt Constantin von Waldthausen, Betriebsleiter des Forstbereichs der Niedersächsischen Klosterkammer: „Wir müssen alle unseren Beitrag für die Energiewende leisten.“ Durch das Kriegsgeschehen in der Ukraine und die bis dahin bestehende Energie-Abhängigkeit von Russland sei der Druck gestiegen, die regenerativen Energiemöglichkeiten auszuschöpfen. Die sehr fachliche orientierte Diskussion im Rat habe ihm sehr gut gefallen, sagt er im Nachgang. So manch eine Emotion sei durch die Folgen des Kriegs in der Ukraine runtergekocht, die Energiewende wird nüchterner betrachtet. Dabei habe er durchaus die kritischen Zwischentöne wahrgenommen. So hat Ratsherr Christian Hanstein (Bürgerliste) auf die Tiefflugverbotszonen durch die militärische Gebiete in Munster hingewiesen. Ein Thema, das politisch auf Bundesebene gelöst werden müsse, so Schlemmermeier. Seiner Meinung nach müsse das Militär sich an der neuen Realität orientieren und lernen mit möglichen Hindernissen wie Windrädern umzugehen. Auch die Sorge um eine mögliche Geräuschbeeinträchtigung durch die Nähe zur Wohnbebauung, insbesondere zu Gästen im Center-Parcs, brachte Ratsherr Stefan Martin (CDU) ein. Der vorgeschriebene Abstand von einem Kilometer sollte ausreichen. „Der Wald hat schalldämpfende Wirkung“, so Schlemmermeier. Zudem sind die Anlagen weiterentwickelt worden und damit leiser. Es ist nicht nur die gesellschaftliche Verantwortung, die die Klosterkammer motiviert, sondern auch ein wirtschaftliches Streben,„Gute Einnahmen dienen unserem Stiftungszweck“, erklärt von Waldthausen. Von Waldthausen präferiert lieber Flächen mit Energieanlagen kompakt zu konzentrieren, als dass Windräder die Landschaft zersiedeln, so wie es größtenteils an der Küste zu sehen sei.

Zweck der Stiftung Klosterkammer Hannover

Unter dem Slogan „Werte bewahren - Identität stiften“ setzt sich die Klosterkammer Niedersachsen mit Sitz in Hannover als eine Sonderbehörde des Landes für den Erhalt von mehr als 800 Baudenkmalen und 12 000 Kunstgegenständen ein. Die Klosterforsten bewirtschaften rund 26 600 Hektar Wald und sie verpachtet landwirtschaftliche Flächen. Zudem vergibt sie Fördermittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro im Jahr.