Schülerprojekt zerstört: Benjeshecke angezündet

Betroffen schauen die Kinder der Klasse 4b auf die verkohlten Reste der Benjeshecke, ein intakter Abschnitt der Hecke ist im Hintergrund erkennbar. Foto: jul

Geäst, Reisig und Gartenreste sind aufeinander geschichtet, verrotten mit der Zeit und bilden nicht nur ein Versteck, sondern auch einen Lebensraum für viele Insekten, Vögel, Igel, Mäuse und Kröten. Auf dem Schulgelände der Grundschule am Pietzmoor, Partnerschule des Vereins Naturschutzpark (VNP), ist eine Benjeshecke entstanden. Sie bildet eine natürliche Begrenzung hin zum Wald. Doch ein Teil ist zerstört worden. Das gemeinsam mit dem Regionalen Umweltzentrum (RUZ) verwirklichte Schülerprojekt wurde an Himmelfahrt in Brand gesteckt. Schulleiterin Doris Rensch und die Mädchen und Jungen sind entsetzt und fassungslos.

Mutwillige Zerstörung

„Das ist schrecklich“, sagt ein Mädchen beim Anblick der verkohlten Reste. „Das ist ein Mörder“, sagt ihre Freundin. Die Kinder befürchten, dass Tiere ums Leben gekommen sein könnte. Immerhin geschah die Brandstiftung noch mitten in der Brut- und Setzzeit. Ein Insektenhotel steht direkt neben der Brandstelle. Auch Nistkästen wurden in der Projektwoche im vergangenen November hergestellt, um die Artenvielfalt zu fördern. „Wir haben extra Nester gebaut“, erinnert sich ein Junge. Sie waren mit viel Eifer und Begeisterung dabei, sagt Rensch. Ihr Ärger richtet sich nicht nur gegen die mutwillige Zerstörung eines Naturschutzprojekts, sondern auch gegen die Missachtung vor dem, was Schüler selbst geschaffen haben. Sie erinnert sich in diesem Zusammenhang an zurückliegende Vandalismus-Fälle: Radieschen und Schnittlauch wurden aus dem Hochbeet gerissen, aus Holzscheiben gestaltete Köpfe im Vorgarten der Schule umgehauen und zerstört. Erst kürzlich hätte der Hausmeister auf dem abwärtig gelegenen überdachten Schulbereich Scherben, Partyreste gefunden. Das Problem ist aus Sicht der Schulleiterin, dass das Schulgelände offen ist, die Spielgeräte mit Niedrigseilgarten auch ein öffentlicher Spielplatz. Auch im Waldklassenzimmer registrieren die Lehrer immer wieder Beschädigungen: die Tafel wurde zerstört, ein Feuer in der Hütte gelegt. Ein Zusammenhang dieser unterschiedlichen Vorfälle kann die Schule nicht herstellen. Doch der Frust wächst, auch beim Förderverein.

Polizei ermittelt, Zeugen gesucht

Ob es sich um einen Einzeltäter oder eine Gruppe handelt, ist unklar. Die Stadt hat als Schulträger Anzeige gegen unbekannt aufgegeben. Die Polizei ermittelt, kann aber aufgrund des laufenden Verfahrens keine Auskünfte zum aktuellen Sachstand geben. Zeugen-Hinweise nimmt die Polizei Soltau unter Telefon (05191) 93800 entgegen. Weitere Kenntnis von Vandalismus auf dem Schulgelände hat die Polizei nicht. In den kommenden Tagen werden die Reste der verwüsteten Benjeshecke abgeholt. Es sei angedacht, die Hecke mit Unterstützung des Bauhofs wieder herzurichten, sagt Denise Riebesell von der Stadtverwaltung.

Natürlicher Unterschlupf

Unterschlupf für Insekten, Vögel und Kleintiere, aber auch ein Fundus an Nahrung: Die Benjeshecke gilt seit Ende der 80er-Jahre als ideale Einrichtung im Garten, um etwas für die Artenvielfalt vor der Haustür zu tun, aber auch einen Nutzeffekt für den anfallenden Grünschnitt zu haben. Kleingeschnittene Äste werden zu einer Hecke aufeinander geschichtet. So dient sie auch dem Menschen als Wind- und Sichtschutz. Jedes Jahr wird neues Geäst draufgeschichtet, da es mit der Zeit vermodert. Die Idee geht auf den Landschaftsgärtner Hermann Benjes zurück.