Wenn das Wetter mitspielt, geht alles ruckzuck

Als Sprecher des Landvolk-Kreisverbands Lüneburger Heide ist Cord-Christian Precht über die Entwicklung der Landtechnik natürlich im Bilde. Dennoch sei auch er manchmal erstaunt über die Leistungsfähigkeit und Schlagkraft der landwirtschaftlichen Maschinen, räumt er ein. Da habe es in den letzten fünf, sechs Jahren noch einmal einen Schub gegeben. Das bekam Precht nach eigener Aussage am Sonntag bei der Rückkehr von einem Kurzurlaub vor Augen geführt.

Als er Mitte letzter Woche startete, „wurde noch nirgends gemäht. Jetzt ist die Wintergerste weitgehend ab“. Und auch das Stroh sei größtenteils mit großen Rund- oder Quaderballen abgefahren. Bis in die Abendstunden waren die Mähdrescher am Wochenende im Einsatz – aus gutem Grund: Hochsommerliches Wetter mit Temperaturen um die 30 Grad-Marke ließen die als erstes abzuerntende Getreideart rasch abreifen. Am Sonntag schauten die Landwirte dann wieder nervös zum Himmel, weil für die Abendstunden eine Unwetterwarnung gegeben worden war. Das Gewitter fiel im Heidekreis zum Glück nicht so heftig aus wie in westlichen Bereichen des Bundesgebiets, aufgrund des fortgeschrittenen Reifestadiums musste die Wintergerste aber unbedingt vom Acker.

Bessere Standorte im nördlichen Kreis Celle

Je nach Sorte und Standort gebe es bei Erträgen und Qualitäten teilweise erhebliche Unterschiede, zieht Dieter Fricke von der Raiffeisen-Genossenschaft Centralheide ein durchwachsenes Fazit. Vielfach habe das letzte Wasser gefehlt, sodass die Körner kleiner ausfielen. Die Erträge variierten zwischen 5,2 und über 10 Tonnen je Hektar. Letzteres meist im nördlichen Bereich des Landkreises Celle. Dort lägen nun einmal die besten Standorte im Geschäftsgebiet der Centralheide.

Keine Probleme gab es bei der Feuchtigkeit des angelieferten Getreides. Ab einem Anteil von 15 Prozent müssen die Landwirte einen Abschlag für Trocknung hinnehmen. Dieser Wert sei kaum einmal erreicht worden, sagt Fricke – im Gegenteil: Zuletzt seien zwölf Prozent Feuchtigkeit oder noch weniger gemessen worden, was das abzurechnende Gewicht des Getreides verringerte. „Wir können froh sein, dass die Wintergerste nach drei Tagen fast durch ist“, ist Fricke erfreut über den zügigen Erntestart. Dafür waren auch die Mitarbeiter der Genossenschaften am Wochenende im Einsatz.

Langeweile droht jetzt weder den Landwirten noch ihren Handelspartnern. Hier müssen die Mähdrescher nach dem Dauereinsatz durchgecheckt und dort Siloanlagen für die Annahme der nächsten Getreidechargen vorbereitet werden. Da könnte es am Wochenende zunächst im Raum Walsrode mit der Roggen- und vielleicht auch schon der Weizenernte losgehen.

Platz drei in der Anbau-„Hitliste“

In der „Hitliste“ der angebauten Getreidearten im Heidekreis rangiert Wintergerste auf Platz drei. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Anbaufläche laut der Agrarstatistik der Landwirtschaftskammer um 11 Prozent auf 3122 Hektar. Weit vorn liegt Mais mit 17791 Hektar (minus 1 Prozent) vor Roggen mit 7814 Hektar (plus 5). Ebenfalls um rund 11 Prozent auf 2718 Hektar zugelegt hat der Weizenanbau. Bei Sommergerste gab es, bedingt durch das nasse Frühjahr, einen Rückgang auf 1291 Hektar (minus 19), bei Triticale waren es 25 Prozent weniger: 1171 Hektar. Kaum eine Rolle spielt Hafer, wo der Anbau gegenüber dem Vorjahr ebenfalls um 25 Prozent auf 282 Hektar gesunken ist.

7,60 Meter beträgt die Schnittbreite des Mähdreschers mit einer Leistung von knapp 400 Hektar, mit dem Landwirt Bernd Harten einen Wintergersteschlag in der Gemarkung Wieckhorst bei Schneverdingen aberntet, je nach Schlaggröße zwischen zwei und drei Hektar pro Stunde. In der Region sind noch größere Maschinen, insbesondere bei Lohnunternehmern, im Einsatz. Ihre Schneidwerke haben eine Breite bis neun Meter.