Benkos Signa-Imperium auch in Soltau in der Kreide

Die Kreissparkasse Soltau (hier die Schneverdinger Filiale) hat es mit einem prominenten Insolvenzfall zu tun – auch sie könnte bei der Pleite des Signa-Imperiums einen Millionenbetrag abschreiben müssen. Foto: bk

Die Pleite des Signa-Imperiums des österreichischen Unternehmers René Benko hat den deutschsprachigen Wirtschaftsraum erschüttert. Jetzt sind die Auswirkungen auch im Heidekreis zu spüren: Die Kreissparkasse (KSK) Soltau gehört zu den Gläubigern und bangt nun um Millionen.

Die Signa-Holding hatte erhebliche Schulden angehäuft und im November Insolvenz angemeldet. Besonders sichtbar ist die Insolvenz durch das Ruhen der Baustelle auf dem Gelände des Elbtower-Hochhauses, dessen Betonskelett sich nahe der Hamburger Elbbrücken in die Höhe windet. Und auch Galeria Karstadt Kaufhof ist von der Insolvenz betroffen, rund 12 000 Mitarbeiter könnten ihren Job verlieren.

Die Insolvenz erfolgte, nachdem eine Prüfungsunterrichtung seitens der EZB auf Nachfrage des Bundestagsabgeordneten Pascal Meister (Linke) – im Zusammenhang mit der Besicherung von Krediten der Signa – den Deutschen Bundestag erreichte und öffentlich wurde (Drucksache 20/9260). Der EZB-Aufsichtsratsvorsitzende Andrea Enria hatte in diesem Rahmen den Immobiliensektor als anfällig bezeichnet. In der Folge gab es laut einem deutschen Spitzenbanker kaum noch eine Bank, die der Signa Kredite gewährt hätten.

Auffällig ist, dass das selbst für Experten kaum durchsichtige Imperium René Benkos nicht nur bei Großbanken und Versicherungskonzernen Schulden angehäuft hat, sondern auch bei vielen kleineren Banken.

Aus einer aktuellen Gläubigerliste geht hervor, dass unter den bislang 94 Großgläubigern mehrere deutsche Landesbanken und neun Sparkassen sind – darunter auch die Kreissparkasse (KSK) Soltau. Die muss jetzt um ihre Forderung in Höhe von 5,7 Millionen Euro bangen. Exakt 5 726 869 Euro hat die KSK Soltau als Forderung bei Insolvenzverwalter Christof Stapf angemeldet. Im Vergleich zu den insgesamt rund 14 Milliarden Euro, die Benkos Signa nicht begleichen kann, ist die Forderung aus dem Heidekreis gleichwohl gering. Wann und in welchem Zusammenhang die KSK den Kredit gewährt hat und inwieweit nun der mögliche Forderungsausfall als „normales“ Kreditrisiko ausgebucht werden kann oder die Geschäftsergebnisse schwer belastet, ist unklar. Die Kreissparkasse wollte auf Anfrage der Böhme-Zeitung zu dem Sachverhalt nicht Stellung beziehen.

Die Kreissparkasse Walsrode und die Volksbank Lüneburger Heide zählen nicht zu den bereits bekannten Gläubiger-Instituten.

Kurzfristige Finanzspritze denkbar

Der Kreditschutzverband KSV1870 hat mit Blick auf die Insolvenz der Signa-Holding eine Fortsetzung des operativen Geschäfts der Signa Prime Selection angeregt. Die Mittel könnten aus dem Verkauf eines größeren Immobilien-Portfolios erfolgen. Der Signa Prime gehören unter anderem das KaDeWe in Berlin, das Oberpollinger in München und der noch im Bau befindliche Hamburger Elbtower an. Verhandelt wird aktuell mit möglichen Investoren in Singapur, Saudi-Arabien und Deutschland. Das Problem: Die Immobilien gelten zwar als hochwertig, die Insolvenz schwächt aber die Verhandlungsbasis. Über den Verkauf zahlreicher Immobilien hinaus bräuchte das Unternehmen nach Expertenansicht aber kurz- bis mittelfristig eine weitere Kapitalspritze in Höhe von 300 bis 500 Millionen Euro.

Bernhard Knapstein