Corona-Kinderimpfzentrum Heidekreis startet Montag in Soltau

Das Logo der Impfkampagne des Heidekreis-Klinikums

Von Montag an können Eltern ihre Kinder ab fünf Jahre im Corona-Kinderimpfzentrum, das vom Heidekreis-Klinikum verantwortet wird, gegen Covid-19 impfen lassen.

Am 26. November 2021 wurde der Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder zwischen fünf und elf Jahren EU-weit zugelassen. Am 9. Dezember verkündigte die Ständige Impfkommission, dass auch in Deutschland Kinder ab fünf Jahren mit dem Comirnaty, dem Corona-Impfstoff der Firma Biontech/Pfizer, geimpft werden können. Seit dem 13. Dezember wurde schrittweise in Deutschland mit Impfungen begonnen.

Vom 10. Januar an bietet das Corona-Kinderimpfzentrum Heidekreis in Soltau Kindern ab dem fünften Lebensjahr Covid-19-Impfungen an. Dr. Michael Abend, impfverantwortlicher Arzt im Corona-Kinderimpfzentrum Heidekreis und Chefarzt der Kinderklinik Finkelstein am Heidekreis-Klinikum: „Wir bieten diese Schutzimpfung für alle Kinder zwischen dem 5. und 18. Lebensjahr an.“

Buchungen könnten über ein Online-Buchungstool auf der Website www.corona-kinde rimpfzentrum-heidekreis.de vorgenommen werden. Abend: „Momentan gehen wir davon aus, dass wir so viel Impfstoff erhalten werden, dass wir etwa 50 Kinder pro Woche impfen können. Die Zweitimpfung kann nach drei Wochen erfolgen. In unserer Kinderarztpraxis des medizinischen Versorgungszentrums Soltau haben sich bereits rund 300 Eltern gemeldet, die ihre Kinder impfen lassen möchten. Diese werden in den nächsten Tagen von unserem Team angerufen, um einen Termin zu vereinbaren.“ Wer sich nun also entscheidet, seine Kinder impfen zu lassen, müsse mit Wartezeit rechnen.

Wirksamkeit und Risiken des Vakzins untersucht

Die europäische Arzneimittel-Agentur habe die Wirksamkeit und Risiken von Comirnaty in einer medizinischen Studie untersucht, Anfang November seien die Ergebnisse im „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht worden. In der Altersgruppe der fünf- bis elfjährigen Kinder seien 2268 Kinder in zwei Gruppen unterteilt worden: 1517 Kinder seien zweifach mit Comirnaty geimpft worden, 751 Kinder hätten zweifach ein Placebo (Scheinmedikament) erhalten. In der tatsächlich geimpften Gruppe seien nach der Zweitimpfung drei Kinder an Covid-19 erkrankt, in der ungeimpften Gruppe seien es 16 Fälle geween. Ernsthafte Nebenwirkungen seien nicht registriert worden.

In den USA, wo laut der US-Gesundheitsbehörde CDC bereits 3,7 Millionen Kinder vollständig geimpft und weitere 2,5 Millionen Kinder bereits eine Impfdosis erhalten hätten (Zahlen bis zum 21. Dezember 2021), seien keine schweren Nebenwirkungen aufgetreten. Gleichlautend hätten israelische Gesundheitsbehörden gemeldet, dass nach den ersten 60.000 Impfungen von Kindern keine schweren Nebenwirkungen aufgetreten seien.

Allerdings seien Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen als Nebenwirkungen bei mRNA-Impfstoffen aufgetreten, insbesondere bei Jungen und jungen Männern im Alter zwischen 12 und 30 Jahren. Insgesamt habe das Paul-Ehrlich-Institut bis zum 30. September – in diesem Zeitraum wurden laut Institut 92 Millionen mRNA-Impfdosen verimpft – in seinem Sicherheitsbericht neun Todesfälle in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung und einer dieser beiden Erkrankungen erfasst.

Vier davon hätten nicht abschließend bewertet werden können, da Informationen fehlten; die anderen fünf Fälle seien im Altern zwischen 58 und 84 Jahren gewesen. Diese Impfnebenwirkung träten selten auf und seien in der Regel gut heilbar. Studien belegten auch, dass das Risiko an einer Herzmuskelentzündung zu erkranken, bei einer Covid-19-Infektion deutlich höher sei als bei einer Impfung (Quelle: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2110475 ). Zu weiteren Fragen äußert sich Chefarzt Dr. Michael Abend.

Es heißt immer wieder: Gerade die jüngeren Kinder erkranken eh nicht schwer… weshalb also überhaupt eine Impfung gegen Covid-19? Dr. Abend: Es stimmt, dass Kinder sehr häufig nur mit milden Symptomen auf die Infektion reagieren. Wir sind froh, dass das kindliche Immunsystem derart stark ist, dass es gegen diese Erkrankung – meist besser, als die Erwachsenen - in multimodaler Form reagieren kann. Mitunter wird ja häufig argumentiert, dass der kindliche Organismus noch „schwächlich“ und wenig belastbar wäre. Eine Impfung ist aber dennoch sinnvoll, weil es für das einzelne Kind bei guter Verträglichkeit einen plausiblen und guten Impfschutz aufbauen wird. Ein weiterer Effekt wird mit der Impfung mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten: In zunehmendem Maße sehen wir in unserer Klinik aber auch in unserer Kinderarztpraxis im MVZ Soltau Kinder, die vor mehr als 6 Monaten an Covid-19 erkrankt waren und dann das noch wenig bekannte long-Covid Syndrom erleiden. Dies ist eine ausgeprägte neurologische Beeinträchtigung des Kindes und ist derzeit nur schwer behandelbar. Darüber hinaus kann aus gesellschaftspolitischer Sicht eine Impfung der Kinder eine Übertragung von Covid-19 auf andere Bevölkerungsschichten, die nicht geimpft werden können, vermeiden helfen.

Haben Sie schon Kinder, die an Covid-19 erkrankt sind, erlebt? Müssen diese Kinder auch stationär bei Ihnen in der Kinderklinik aufgenommen werden? Zum Glück haben wir im bundesweiten Vergleich im Heidekreis seit Beginn der Pandemie immer eine moderate Inzidenz, sodass wir relativ wenig kranke Patienten zu behandeln hatten. Von allen Altersgruppen haben wir aber dennoch meines Erachtens schon erschreckend viele Kinder, die an Covid-19 erkrankt sind, erlebt und behandelt. Möglicherweise liegt dies auch an der Schwerpunktpraxis für Kinder-Lungenheilkunde, die in der Kinderarzt-Praxis am MVZ in Soltau vorgehalten wird. Tatsächlich gab es auch dort schon Kinder- und Jugendliche, die noch lange nach der infektiösen Phase mit den Folgen zu kämpfen hatten und sich die Rehabilitation ziemlich lange hinzog und zieht. Den ein oder anderen Patienten unter 18 Jahren mussten wir auch stationär behandeln. Erfreulicherweise konnten wir unsere „kleinen“ Patienten aber rasch wieder in das häusliche Umfeld entlassen, ohne, dass sie intensivmedizinisch behandelt werden mussten.

Wenn ich als Elternteil unsicher bin, Angst habe, dass ich mich falsch entscheide, wenn ich mein Kind gegen Covid impfen lasse, an wen kann ich meine Fragen/Sorgen äußern/stellen? Wo werde ich seriös und vertrauenswürdig aufgeklärt? Eine sehr umfassende und seriöse Information bietet das Robert-Koch-Institut im Internet unter RKI - Impfungen von A-Z an. Hier werden fast wöchentlich aktuelle neue wissenschaftliche Erkenntnisse über das Vorgehen mit der Impfung gegen Covid-19 formuliert. Selbstverständlich haben die Eltern aber auch vor Ort ihren Kinder- und Jugendarzt ihres Vertrauens, mit dem sie diese Fragen gut erörtern können.