Neuer Stadionname: Später Abschied von Hindenburg

Das Soltauer Hindenburgstadion soll im Zuge der Sanierung einen weniger angreifbaren Namen bekommen. Foto: Bluhm

Der 18. Juni 1933 ist ein besonderes Datum der Soltauer Geschichte. Von einem „großen Spektakel“ berichtet Soltaus ehemaliger Bürgermeister Wolfgang Bargmann (1926 – 2020) im dritten Band der Ortschronik „Die Stadt Soltau“. Seit Januar heißt der Reichskanzler Adolf Hitler. Die neuen Machthaber sind bestrebt, die Republik abzuwickeln und ihre Diktatur zu errichten. Doch ihre Herrschaft ist noch nicht gefestigt, einstweilen müssen sie Rücksicht nehmen auf ihre rechten Bündnispartner. Republikfeinde wie sie, aber keine NSDAP-Parteigenossen. Der „Tag von Potsdam“ mit der berühmten Verneigung Hitlers vor dem greisen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, Symbol des Schulterschlusses zwischen Preußens Gloria und den Nazis, lag knapp drei Monate zurück.

Der 18. Juni 1933 ist die Geburtsstunde des „Hindenburgstadions“. Dazu gab es eine Sonnenwendfeier und ein nationalsozialistisches Weihespiel unter freiem Himmel, ist dem Werk Bargmanns zu entnehmen. Die Stadt sandte Grußadressen an Hitler und Hindenburg, „mit einem Dank für die Zustimmung zur Namensnennung“. Die für die Nationalsozialisten zur Konsolidierung ihrer Macht so wichtige Nähe zum Reichspräsidenten, einer in bürgerlichen Kreisen hoch geachteten Respektsperson, wurde auch in Soltau propagandistisch inszeniert.

„Wegbereiter der Nazis“

Benannt und „geweiht“ wurden zwei Sportplätze. Während vom „Adolf-Hitler-Platz“ niemand mehr spricht, überstand der Name Hindenburg das Ende des Dritten Reichs. Soltaus wichtigste Sportstätte heißt bis heute Hindenburgstadion. Doch nach fast 90 Jahren soll nun Schluss damit sein. Die in Athletenkreisen meist liebevoll „Hibu“ genannte Sportstätte soll einen neuen Namen verpasst bekommen. Dafür zeichnet sich im Stadtrat Soltau eine ganz breite Mehrheit ab. Über das „Vorpreschen“ der Gruppe Bürgernion/FDP im Stadtrat, die einen entsprechenden Antrag gestellt hat, zeigen sich die Fraktionschefs von SPD und CDU zwar nicht erfreut. „Inhaltlich ist das aber fraktionsübergreifend unstrittig“, erklärt SPD-Fraktionschef Reiner Klatt. Schon lange hadere man mit der Benennung des Stadions nach einem „Wegbereiter der Nazis“. Nun böte die Stadionsanierung Gelegenheit, nicht nur die Sportanlage zu modernisieren, sondern endlich auch den ungeliebten Namen loszuwerden. Ein konkreter Vorschlag für einen neuen Namen liegt noch nicht vor. Vertreter des Vereinssports sollen aktiv in die Namensfindung einbezogen werden. Entscheidungen fallen am Ende aber im Rathaus, denn das Stadion befindet sich in städtischer Trägerschaft.