Steueraufkommen im Landkreis 2022 erneut gestiegen

Führungskräfte Heike Guse und Christian Peters (Mitte) werben gemeinsam mit Amtsleiter Peter Kröger für eine Ausbildung beim Fiskus. Foto: ari

Krise? Welche Krise? Trotz aller Warnungen vor einer drohenden Pleitewelle, trotz Corona, Klimakrise und Ukrainekrieg: Die lokalen Steuerquellen sprudelten 2022 wie nie zuvor. Das Finanzamt Soltau vermeldet im zweiten Jahr hintereinander ein Rekordergebnis.

Das Steueraufkommen im Heidekreis lag im vergangenen Jahr bei rund 738 Millionen Euro. 2021 waren es „nur“ 674 Millionen – auch das war schon ein Höchstwert. Die Lohnsteuer bewegte sich 2022 mit einem Volumen von 180 Euro in etwa auf Vorjahresniveau, während es bei der Umsatzsteuer (von 331 auf 363 Millionen), der Einkommensteuer (von 91 auf 97 Millionen) sowie der Körperschaftssteuer (von 31 auf 54 Millionen) deutliche Zuwächse gab. Auch das Volumen der Grunderwerbsteuer stieg.

Ein besonders umstrittener Bestandteil der Einkommensteuer ist der Solidaritätszuschlag, den inzwischen nur noch die Einkommenselite zu zahlen hat. Faktisch wurde er zu einer Art Reichensteuer, was Kritiker für rechtlich unzulässig halten. Der Bundesfinanzhof hat dieser Rechtsauffassung jetzt aber widersprochen – der Soli für Topverdiener darf bleiben. Wie viele Steuerpflichtige im Heidekreis davon betroffen sind, kann das Finanzamt nicht sagen. 2022 kamen aber immerhin knapp 9 Millionen Euro zusammen.

Robuste lokale Wirtschaft und Inflation steigern das Steueraufkommen

Die robuste Entwicklung beim Steuervolumen belege das starke wirtschaftliche Rückgrat der Region, sagt Peter Kröger. Der Landkreis schaffe es, sich unter widrigen Bedingungen zu behaupten, so der Finanzamtsleiter – der freilich zugleich etwas Wasser in den Wein kippt: „Man darf nicht außer Acht lassen, dass ein Teil der Steigerung auf die hohe Inflation zurückzuführen ist.“ So lässt sich auch die Stagnation bei der Lohnsteuer deuten: Die Arbeitsentgelte sind, zum Leidwesen der Beschäftigten, trotz Kaufkraftverlust oft nicht gestiegen.

Das Steuerjahr 2023 beginnt arbeitsreich für die Finanzverwaltung. Das liegt zum einen daran, dass coronabedingt verlängerte Abgabefristen für die Steuererklärungen dazu geführt haben, dass ein ungewöhnlich hoher Bestand aus dem Jahr 2021 noch nicht beschieden ist. Zum anderen müssen aufgrund eines Bundesverfassungsgerichtsurteils Zinsen in Steuerbescheiden neu berechnet werden, auch rückwirkend. „Das erfordert immense Nacharbeit und bindet viel Personal“, berichtet Heike Guse, Sachgebietsleiterin des Arbeitnehmerbereichs im Finanzamt Soltau. Die Zeitspanne zwischen der Abgabe einer Steuererklärung und der Bescheidung hat sich auf durchschnittlich 55 Tage verlängert.

Wer auf eine Steuererstattung für das Jahr 2022 wartet, muss sich in diesem Jahr länger gedulden als es in den Vorjahren im Heidekreis üblich gewesen ist. Die ersten Steuerbescheide für das Jahr werden im April verschickt, heißt es beim Finanzamt. Das liege nicht nur an der momentan überdurchschnittlichen Arbeitsbelastung der Mitarbeiter in der Finanzverwaltung, sondern auch daran, dass die zur Berechnung notwendigen neu programmierten Module erst ab dem 15. März komplett zur Verfügung stehen. „Wir sind bemüht, den Stau schnellstmöglich aufzulösen“, sagt Sachgebietsleiterin Guse. Die Abgabefrist für Erklärungen, die nicht von Steuerberatern betreut werden, endet in diesem Jahr am 2. Oktober.

Grundsteuererklärung: Frist abgelaufen, Abgabe weiter möglich

Bereits seit Ende Januar abgelaufen ist bekanntlich die Abgabefrist für Grundsteuererklärungen. Der Eingang verlief bundesweit schleppend, auch im Heidekreis taten sich viele Menschen schwer damit (BZ vom 12. Januar: „Fast die Hälfte fehlt noch“). Weil auf dem allerletzten Drücker doch noch ein ganzer Schwung eintrudelte, liegen dem Finanzamt jetzt immerhin 79 Prozent der Erklärungen vor. Nun ist die Frist zwar überall außer in Bayern abgelaufen, aber Abgaben sind weiterhin möglich und sehr erwünscht. Es droht ein Versäumniszuschlag – dieser werde im Heidekreis aber „mit Augenmaß“ erhoben, lässt Christian Peters, Leiter der Grundbesitzstelle des Finanzamtes durchblicken, dass Bürger bei zügiger Nachreichung auf Nachsicht hoffen dürfen. Wer sich gar nicht rührt, werde am Ende geschätzt. Das ist einerseits bequem. Es könne sich finanziell aber nachteilig auswirken, heißt es warnend beim Finanzamt Soltau.

Aktuell beschäftigt dieses 186 Personen, darunter 24 Auszubildende und Studierende. Der Fachkräftemangel macht auch vor dem Fiskus nicht halt. Die Behörde hat daher ihre Aktivitäten zur Nachwuchsgewinnung intensiviert. Amtsleiter Peter Kröger stieg beim Azubi-Speeddating der BBS Walsrode im vergangenen Jahr sogar ins Riesenrad, um junge Menschen für eine Tätigkeit in der Finanzverwaltung zu begeistern. Man müsse bei der Mitarbeiterwerbung neue Wege gehen, findet er. Eine duale Ausbildungsoption bietet sich beim Finanzamt für Schülerinnen und Schüler mit Realschulabschluss oder Fachhochschulreife. Erreichbar sind Abschlüsse als Finanzwirt beziehungsweise Diplom-Finanzwirt.