Flickschusterei und Mangel an Personal auf der Schiene

„Bitte seht von nicht notwendigen Reisen während des GDL-Streiks ab und verschiebt Eure Reise auf einen anderen Zeitpunkt", spricht Start seine Kundschaft direkt an. Der heute morgen angelaufene Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL trifft das Bahnunternehmen stark. Der Schienenverkehr auf dem Heidekreuz ist zum Erliegen gekommen: Sowohl auf der Linie RB 37 (Bremen – Soltau – Uelzen) als auch auf der RB 38 (Hannover – Soltau – Buchholz) fallen die Züge aus, teilt Start Niedersachsen Mitte mit. „Es wird versucht, einen Ersatzverkehr mit Bussen einzurichten."

Das neue Jahr beginnt, wie das alte endete: Mit Zumutungen für die Bahnkunden im Heidekreis und der Region. Auch 2024 zeichnet sich keine Besserung im lokalen Schienenverkehr ab. So hat die Metronom-Eisenbahngesellschaft ihren ursprünglich bis zum Fahrplanwechsel im Dezember vorgesehenen, ausgedünnten Ersatzfahrplan zunächst bis zum 3. Februar verlängert. Die zu Hauptfahrzeiten zwischen Hamburg, Bremen, Uelzen und Hannover vorgesehenen Verstärkerzüge entfallen also weiterhin. Hintergrund sei „die weiterhin nicht ausreichende Verfügbarkeit an Triebfahrzeugführern im Unternehmen“, heißt es. Wie prekär die Lage ist, zeigt sich daran, dass die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) nun an die letzten Reserven in den Fahrplänen geht, nach ungenutzten Zeitpuffern sucht und damit verspätet eine Forderung des Fahrgastverbands Pro Bahn aufgreift: den Einsatz von Material konkurrierender Eisenbahnverkehrsunternehmen, zur Erfüllung vertraglicher Vorgaben, die ein Streckenbetreiber nicht erfüllt.

Könnte das auch eine Lösung für die Engpässe bei der Fahrzeugverfügbarkeit auf dem Heidekreuz sein? Aus der Politik kam bereits eine solche Anregung: DB-Regio sollte Start Niedersachsen Mitte Waggons zur Verfügung stellen, hatten die SPD-Abgeordneten Sebastian Zinke (Landtag) und Lars Klingbeil (Bundestag) im Sommer gefordert. Der LNVG-Vorstoß sieht nun aber eine Verschiebung in die andere Richtung vor: Start soll Züge zur Verfügung stellen, damit es beim Metronom besser läuft.

Ausgerechnet Start

Für leidgeprüfte Bahnfahrer aus dem Heidekreis mag es absurd klingen,dass ausgerechnet Start Züge ausleiht. Die LNVG hat allerdings Züge von Start Unterelbe im Blick, die zwischen Cuxhaven und Hamburg verkehren – wegen Brücken-Bauarbeiten derzeit nur bis Hamburg-Harburg statt Hauptbahnhof. In Harburg stehen die Züge 40 Minuten still, bevor es zurückgeht. „Wir hatten die Idee, dass sie in der Standzeit doch auch weiterfahren könnten, um die Verbindung südlich Hamburgs zu verbessern“, erläutert Carmen Schwabl, Sprecherin der LNVG-Geschäftsführung. Ab 15. Januar gibt es nun wochentags sechs zusätzliche Verbindungen zwischen Winsen und Harburg. Aus Zeitgründen ohne Stop an den Bahnhöfen dazwischen. Die LNVG ist bei verzweifelt anmutender Flickschusterei angekommen. Hinzu kommt nun der bis Freitag andauernde Lokführer-Warnstreik. Der Metronom ist davon nicht direkt betroffen, da er zur Netinera-Gruppe gehört, die bereits einen Tarifabschluss unterzeichnet hat. Massiv gestreikt wird seit dem frühen Morgen bei Start.