Der Kandidat mit dem Amtsbonus

Unterstützung im Wahlkreis: Lars Klingbeil (links) führt SPD-Kanzlerkandidat durch seine Geburtsstadt Soltau

Unterstützung im Wahlkreis: Lars Klingbeil (links) führt SPD-Kanzlerkandidat durch seine Geburtsstadt Soltau

Jung, bekannt, in den Medien ständig präsent, Generalsekretär seiner Partei, 200 Mitarbeiter im Willy-Brandt-Haus und im Heidekreis eine kleine Heerschar junger Menschen, die seinen Wahlkampf aktiv unterstützen. Der smarte Munsteraner Lars Klingbeil hat klare Vorteile gegenüber seinen Mitbewerbern im Ringen um das Direktmandat im Bundestags-Wahlkreis Rotenburg I/Heidekreis. Er selbst neigt zur Vorsicht, will die Mandatsverteidigung nicht als zwingend sehen.

Die Menschen im ländlichen Raum sind generell eher konservativ und heimatverbunden, ein Umstand der dem Sozialdemokraten vordergründig zwar nicht in die Karten spielt. Aber der noch immer jugendlich wirkende 43-Jährige beherrscht längst das rhetorische Spiel, geht auf Menschen zu und ist in den lokalen Medien quasi dauerpräsent.

Zudem, Klingbeil gilt in der SPD als eher konservatives Junggestein. Er legt wert auf eine ansprechende Wortwahl. Seine Pressemitteilungen benennen ihn als „heimischen“ Bundestagsabgeordneten, der Begriff „Heimat“ geht ihm leichter von der Zunge als anderen Parteifreunden und fehlt auch nicht auf seinen Wahlplakaten. Neben der Pflege der richtigen Ansprache arbeitet er sich aber auch mit einigem Fleiß an den Themen ab, die ihm im Wahlkreis vorgelegt werden, wie selbst politische Gegner dem Munsteraner zugestehen.

Am Anfang als Parteiloser zur Stadtratswahl

Schon als Schüler hat sich Klingbeil engagiert, gegen ein nationalistisches Zentrum eines seinerzeit bundesweit bekannten Rechtsextremisten demonstriert, einen Diskobus für Munsters Jugend organisiert. Das und die Schrödersche Bildungspolitik hätten ihn politisiert. Die SPD habe ihn 1996 gefragt, ob er mit den Sozialdemokraten zur Stadtratswahl antreten wolle. „Als Parteiloser“, betont Klingbeil, der dann auch gewählt wurde. „So habe ich die SPD für mich entdeckt.“

Den gegenwärtigen Spagat zwischen Parlament, Wahlkreis, Familie und Willy-Brandt-Haus schaffe er nur durch eine gute Organisation.„Spontanität ist sehr wenig“, sagt Klingbeil, dessen Terminplan bis zum Wahltag eng getaktet sei. Mit seiner Frau plane er die Wochenenden im Voraus.

Und den Kopf mal richtig frei bekommen? „Ich achte schon darauf, dass ich am Wochenende einen Tag frei habe." Dafür setzt sich Klingbeil beispielsweise gerne aufs Rennrad oder joggt. „Und wenn ich richtig runterkommen muss, dann nehme ich zehn Minuten die Gitarre zur Hand und spiele ein wenig.“

„Ich bin sehr früh in die Politik gekommen, werde das aber nicht bis 67 machen“, gibt es für Klingbeil auch ein Leben nach der Politik. Doch konkrete Vorstellungen äußert er nicht. „Ich will mich nicht mit Plan B beschäftigen, weil ich mich gerade auf Plan A konzentriere.“ Die Aufgabe als Generalsekretär seiner Partei sei „eine krasse Phase“ und er wolle alles tun, um seiner Partei Erfolg zu bescheren, will Klingbeil nicht schon vor der Wahl an Ministerientüren rütteln und Einlass begehren.

Dennoch ist ihm Erfolg wichtig. Klingbeil sieht sich selbst als ehrgeizigen Mann, den es ärgert, wenn er gesetzte Ziele nicht packt. Doch auch Ungenauigkeit und Unehrlichkeit wurmen ihn. „Das hat man in der Politik sehr oft“, jene Menschen, die sich durch Aufgaben und Fragestellungen hindurchzumogeln versuchen. Um den Ärger nicht aufstauen zu lassen, hat er als wichtigste Beraterin seine Frau.

KandidatenBernhard Knapstein