Durch Zwang zur Ökoroutine

Dr. Michael Kopatz will, dass aus ökologischer Theorie nun auch Praxis wird.

Dr. Michael Kopatz will, dass aus ökologischer Theorie nun auch Praxis wird.

Der promovierte Umweltwissenschaftler Dr. Michael Kopatz, der für die Bündnis90/Die Grünen als Direktkandidat zur Bundestagswahl kandidiert, hat es nicht leicht. Im Vergleich zu den weiteren insgesamt sechs Mitbewerbern um die Erststimme hat der 1971 in Osnabrück geborene und noch heute dort lebende Kopatz die größte geografische Distanz zum Wahlkreis.

Doch Kopatz, Dozent und Projektleiter am Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie hat eine Botschaft, die er an den Mann bringen will. Seit seinem Studium an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg 1993 bis 1997 befasst er sich mit den Themen Umweltpolitik und -planung. Er wurde mit einer Dissertation über Nachhaltigkeit und Verwaltungsmodernisierung promoviert und befasst sich mit der nachhaltigen Umgestaltung von Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft. Wenn er spricht oder man seine Veröffentlichungen liest, wird deutlich: er will, dass aus ökologischer Theorie nun auch Praxis wird.

Laut Kopatz lebt die deutsche Gesellschaft in einem Paradoxon, auf der einen Seite gebe es ein hohes Bewusstsein für Umweltzerstörung und Klimawandel, auf der anderen Seite geschehe nicht genug. Die Menschen fühlten sich „ohnmächtig gegenüber den globalen Herausforderungen“. Ökoroutine, so heißt auch ein 2018 erschienenes Buch aus seiner Feder, sei eine Aufgabe für Politik und Produktion. Es gehe um „Limits“ – durch Zwang zur Veränderung. „Wenn Geräte energieeffizienter werden oder der Flugverkehr eine Obergrenze bekommt, dann ändern sich Konsum und Verhalten von selbst“, begründet Kopatz in einem Interview. Es gehe aber auch um soziale und kulturelle Veränderungen.

Menschen sollten ihr Verhalten reflektieren

Um hier deutlich etwas zu er- reichen, so Kopatz gegenüber der BZ, gehe es nicht mehr darum, dass der Einzelne gelegentlich etwas weniger Fleisch esse, aber sonst sein Verhalten nicht reflektiert, sodass am Ende sich gar nichts ändere. „Das rational nachvollziehbare Verhalten des Einzelnen führt zu einem irrationalen Ergebnis“, formuliert der Umweltwissenschaftler. Anhand von eingeführten Rauchverboten der Vergangenheit macht Kopatz in Vorträgen gerne klar, dass sich durch Zwang auch Verhalten ändere. „Heute gilt das Rauchen im Auto für die Kinder im Fonds schon fast als Körperverletzung“, beschreibt der Familienvater ohne eigenes Auto die veränderte Wahrnehmung in der Gesellschaft.

Bio könne sich nur die Elite leisten. Ökoroutine sei, wenn man 100 Prozent Bio in der Landwirtschaft habe und es keiner merke, so ein anderes Beispiel des Mannes, der jetzt im Heidekreis für den Bundestag kandidiert.

KandidatenBernhard Knapstein