Gut für die Demokratie

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Manfred Ostermann zeigt Durchhaltevermögen. Bereits vor einem Jahr hatte er angekündigt, erneut für das Landratsamt zu kandidieren. Dabei bleibt er, obwohl sich seine Ausgangslage klar zum Schlechteren verändert hat.

Eine breite Kreistagsmehrheit hat sich auf einen anderen Kandidaten geeinigt – ein echtes Pfund für Jens Grote. Wahlkampf erfordert einen enormen Aufwand, finanziell und organisatorisch. Plakate müssen geklebt, Faltblätter verteilt, Termine koordiniert werden. Da ist ein Einzelbewerber auf Unterstützer angewiesen. Vorteil Grote.

Aber entscheiden muss der Souverän. Nicht der Kreistag, sondern der Wähler bestimmt, wer künftig das Sagen bei der Kreisverwaltung haben und den 51. Sitz im Kreistag bekommen soll. Da ist wiederum Ostermann gegenüber seinem Konkurrenten, der für die meisten Menschen im Heidekreis ein unbeschriebenes Blatt ist, im Vorteil. Er ist immer ansprechbar, durch unzählige Termine bei Veranstaltungen zum Repräsentanten, zum Gesicht des Heidekreises geworden.

Aus Wählersicht ist die Entscheidung für eine erneute Kandidatur nur zu begrüßen. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Eine Wahl mit nur einem Bewerber erhält schnell einen schalen Beigeschmack, weil sie den Verdacht weckt, Entscheidungen würden im Hinterzimmer getroffen.

Diese Erfahrung hat Ostermann 2014 gemacht, als er, obwohl einziger Bewerber, mit 71 Prozent ein mageres Ergebnis einfuhr. Auch damals spielte die Entwicklung beim Heidekreis-Klinikum eine Rolle. Er wurde dafür abgestraft, erhielt in Soltau nach dem Abzug wichtiger Krankenhausabteilungen mehr Nein- als Ja-Stimmen.

Die verfahrene Situation, die nach der HKK-Standortentscheidung im Frühjahr in einen Bürge- rentscheid mündete, wird ihm erneut angelastet – nicht ganz zu Unrecht und auch nicht völlig überraschend. Kritik an Oster- manns vermeintlich unzureichender Öffentlichkeitsarbeit hatte es schon seit einiger Zeit gegeben und im Zuge der HKK-Debatte, insbesondere dem Bürgerbegehren, eskalierte es. Doch Ostermann ist nicht alleiniger Verursacher der Misere, sondern muss wohl auch als Sündenbock für andere Beteiligte herhalten.

Fakt ist: Mit mehr als nur einem Bewerber ist die Wahl interessanter. So gesehen hat Manfred Ostermann mit seiner Entscheidung der Demokratie einen Dienst erwiesen. Ob er sich selbst damit einen Gefallen getan hat, wird sich am 12. September zeigen. Chancenlos geht er nicht ins Rennen um das Landratsamt. Der Favorit heißt aber Jens Grote.

LandratReinhard Vorwerk