Alte Windräder werden abgebaut, neuer Streit droht

Stück für Stück werden die beiden über 20 Jahre alten Anlagen des Typs AN Bonus abgetragen. Die Aufnahme zeigt die Nabe der ersten Anlage mit den Rotoren am Boden. Foto: vo

Fast eineinhalb Jahre lagen sich die Gemeinde Neuenkirchen und der Energiekonzern European Energy wegen des möglichen Weiterbetriebs von zwei Windrädern am Rand der Ortschaft Ilhorn in den Haaren. Die Auseinandersetzung war mehrfach Thema in der Böhme-Zeitung. Seit der vergangenen Woche sind zwei große Autokräne vor Ort und tragen die Gamesa-Anlagen des Typs AN Bonuns Element für Element ab. In einigen Tagen haben sie ihre Arbeit erledigt. Anschließend müssen noch die Fundamente ausgebaut und die Löcher verfüllt werden. Dann könnte die Auseinandersetzung abgeschlossen sein.

Doch danach sieht es nicht aus. Im Gegenteil: Der Konflikt zwischen der Kommune und dem Energieunternehmen mit Hauptsitz in Dänemark geht in eine neue Runde und könnte auf eine gerichtliche Auseinandersetzung hinauslaufen. Denn European Energy will zwei neue Anlagen mit gleicher Höhe, also knapp 100 Meter, in dem Bereich bauen lassen – jeweils nur wenige Meter von den bisherigen Standorten entfernt. Der Bauantrag liegt bereits seit einiger Zeit beim Landkreis vor.

Das soll im Rahmen eines sogenannten Repowerings erfolgen, ohne dass zuvor die Gemeinde offiziell in Kenntnis gesetzt wurde. Erfahren habe man davon im Wege eines bei derartigen Vorhaben vorgeschriebenen Beteiligungsverfahrens durch den Landkreis Heidekreis als Genehmigungsbehörde, kritisierte Bürgermeister Carlos Brunkhorst vergangene Woche in der Ratssitzung die aus Gemeindesicht unbefriedigende Kommunikation: „Der Betreiber hat uns nicht informiert.“ Dazu war man auch nicht verpflichtet, sagt Timo Siebels, der Geschäftsführer von European Energy Germany. Er geht von einem positiven Bescheid, der Baugenehmigung durch den Landkreis aus. Darauf habe man ein Anrecht.

Allerdings ist die Sachlage in diesem Fall nicht ganz eindeutig. Es gibt eine Vereinbarung, einen städtebauliche Vertrag zwischen der Kommune und dem Konzern, die vor der Inbetriebnahme des neuen Windkraft-Vorrangstandorts Gilmerdingen 2017 geschlossen worden war. Seinerzeit waren, ebenfalls im Zuge eines Repowerings, drei von insgesamt fünf alten Gamesa-Windräder des vorherigen Windparks Ilhorn durch sechs deutlich höhere, rund 170 Meter, und entsprechend leistungsstärkere Windkraftanlagen ersetzt worden.

Die Vereinbarung beinhaltet die Abbauverpflichtung des Betreibers für die beiden verbliebenen Alt-Windräder nach Ablauf der 20-jährigen Förderung für den von ihnen erzeugten Strom nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetzes (EEG). Die ist im vergangenen Jahr ausgelaufen. Jetzt muss möglicherweise gerichtlich geklärt werden, ob der Vertrag das Repowering ausschließt oder European Energy zwei neue 100-Meter-Anlagen errichten darf.

Zwei Anlagen durften befristet bleiben

Von Repowering spricht man, wenn ältere Windkraftanlagen eines Standorts durch größere und leistungsstärkere ersetzt werden. Im Fall des früheren Windparks Ilhorn, der erweitert und zum Windpark Gilmerdingen umbenannt worden war, sind 2017 drei 100 Meter hohe Anlagen des Typs AN Bonus vom Hersteller Gamesa durch sechs deutlich größere der Baureihe G 97 ersetzt worden. Zwei alte AN-Anlagen durften noch für eine Frist von fünf Jahren stehen bleiben.

Reinhard Vorwerk