Corona sorgt für Rekord bei der Briefwahl.

Kontrahenten für das Landratsamt: Manfred Ostermann (links) und Jens Grote. Foto: vo

Kontrahenten für das Landratsamt: Manfred Ostermann (links) und Jens Grote. Foto: vo

Am Sonnabend vor den Kommunalwahlen werden die Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Heidekreis an Infoständen auf Wochenmärkten und Parkplätzen noch einmal für ihre Parteien, deren Ziele und vor allem für sich selbst werben. Dann haben die Wählerinnen und Wähler das Wort. Knapp 116.000 Wahlberechtigte gibt es bei den Kommunalwahlen im Heidekreis. Viele haben bereits gewählt.

Der Anteil der Briefwähler ist in diesem Jahr deutlich höher als 2016. Da waren es laut Kreisverwaltung 10.475. Diese Zahl wird bereits durch die Briefwähler in den beiden größten Städten übertroffen. Um 8000 sind es in Walsrode, in Soltau wurden nach Angaben von Wahlleiter Karsten Lemke 4000 Briefwahlunterlagen beantragt. Das dürfte eine Folge der Coronapandemie sein, die viele veranlasste, bei der Stimmabgabe auf „Nummer sicher“ zu gehen – auch in den kleinen Kommunen. In Bispingen hat sich die Zahl der Briefwähler laut Rathausmitarbeiter Bernd Volkmann gegenüber 2016 mit rund 1100 mehr als verdoppelt. Gespannt sein kann man, ob Corona der einzige Grund ist, oder ob das Interesse an der Kommunalwahl dieses Mal größer ist, was eine höhere Wahlbeteiligung ergeben würde. 2016 betrug sie 55,4 Prozent.

Auf jeden Fall erfordert das erhöhte Briefwahlaufkommen mehr Aufwand. In der Stadt Soltau mit 27 Wahllokalen, die jeweils mit zweimal Wahlvorständen à vier Personen besetzt werden müssen, sind an diesem Sonntag und auch 14 Tage später bei der Bundestagswahl mehr als 200 Wahlhelfer im Einsatz – städtische Mitarbeiter, aber auch viele Bürgerinnen und Bürger, die sich „dankenswerterweise für diese wichtige Aufgabe zur Verfügung gestellt haben“, wie Wahlleiter Lemke betont. Sie werden gut zu tun haben, damit die Wahlergebnisse in den verschiedenen Bereichen zügig, vor allem aber korrekt ermittelt werden können. In den rund 180 Wahllokalen gilt der Grundsatz „Genauigkeit vor Schnelligkeit“.

Gegen 20 Uhr könnte dann feststehen, ob es für den 63-jährigen Manfred Ostermann für eine weitere Amtszeit reicht, die dritte, oder ob sein zehn Jahre jüngerer Herausforderer Jens Grote das Rennen macht.

Spannung liegt auch über der Kreistagswahl, die Frage, ob und wie sich sich die Auseinandersetzung über den Standort des Heidekreis-Klinikums in den Wahlurnen auswirkt, ob es wirklich die angedrohte „Quittung“ für die eine oder andere Partei gibt.

Ältester Bewerber ist 80 Jahre alt, der jüngste gerade volljährig

276 Frauen und Männer bewerben sich um die 50 zu vergebenen Kreistagssitze. Der Älteste im Bewerberfeld ist Frank Höhl (FDP) mit 80 Jahren, Jüngster der 18-jährige Tim-Ole Rosebrock (Grüne). Beide kommen aus Neuenkirchen. Die aktuelle Sitzverteilung im Kreistag lautet: CDU: 19, SPD: 16, Bündnis 90/Die Grünen: 5, AfD: 4, FDP: 3, BU, WBL und BBB je 1. Der 51. Sitz geht an den Landrat.

Einige „Altgediente“ aus den vorderen Fraktionsreihen kandidieren nicht erneut. Bei der SPD ist zuvörderst Dieter Möhrmann zu nennen, seit 1981 für die Sozialdemokraten im Kreistag und mehrere Jahrzehnte Fraktionsvorsitzender, Professor Dr. Hans-Jürgen Sternowsky und Annette Schütz, bei der CDU Gudrun Pieper und Friedrich-Otto Ripke, vor allem aber Hermann Norden. Der Neu-Walsroder saß bereits vor der Gebietsreform 1977 mit der Zusammenlegung der ehemaligen Kreise Soltau und Fallingbostel in einem Kreistag. 1972 zog er erstmals in das Kommunalparlament des ehemaligen Kreises Fallingbostel ein und betreibt seitdem 49 Jahre ununterbrochen Kreistagspolitik.

Wahlen für das Amt des Hauptverwaltungsbeamten stehen nicht nur auf Kreisebene an. In fünf Kommunen finden Bürgermeisterwahlen statt. In Soltau lautet das Duell Helge Röbbert, Bürgermeister seit 2014, gegen Olaf Klang. Beide sind parteilos. In Munster wollen Ulf-Marcus Grube (CDU) und der parteilose Dirk Sobczak Christina Fleckenstein (SPD) vom Thron stoßen. Drei Bürgermeistersessel sind im südlichen Kreisgebiet zu vergeben, mindestens zwei werden mit Sicherheit neu besetzt. In Bad Fallingbostel streiten sich Rolf Schneider (SPD) und Bernd Lipinski (CDU) um die Nachfolge von Karin Thorey. Nach 15 Jahren im Amt des Rethemer Samtgemeindebürgermeisters verabschiedet sich Cort-Brün Voige. Um seine Nachfolge bemühen sich drei Parteilose: Dr. Kathrin Wrobel, Ute Feldmann und Björn Symank, der von CDU und SPD unterstützt wird. In der Samtgemeinde Ahlden will Carsten Niemann sein Bürgermeisteramt gegen Dr. Christoph Wasserfuhr behaupten. Beide sind parteilos.

Neben den neuen Stadt-, Gemeinde- und Samtgemeinderäten ist in einigen Kommunen die Besetzung weiterer Ratsgremien zu wählen. In Neuenkirchen sechs Ortsräte, in den drei Samtgemeinden des Südkreises stehen noch Wahlen für insgesamt 14 Mitgliedsgemeinden auf dem Programm. Da dürfte es in einigen Rathäusern hektisch zugehen, bis alles „unfallfrei“ und rechtssicher ausgezählt ist.

Am entspanntesten dürfte es ausgerechnet in der größten Kommune des Landkreises zugehen: In Walsrode gibt es nur Wahlen für den Landrat und zum Kreistag. Nach der Fusion mit Bomlitz wurden der neue Stadtrat und Bürgermeisterin Helma Spöring bereits 2020 bis zum 31. Oktober 2026 gewählt. Dann endet die Amtszeit für alle Ratsmitglieder und Hauptverwaltungsbeamten im Heidekreis.

ÜbersichtReinhard Vorwerk