Aus Sicherheitsgründen ist das System doppelt ausgelegt

In der Halle für die Grundwasserreinigunganlage am Dethlinger Teich herrscht Hochbetrieb. Derzeit werden die Kabel für die Steuerungsleitungen verlegt. Insgesamt sind das drei Kilometer, die die einzelnen Komponenten mit dem Schaltschrank verbinden. Foto: len

Die Halle für die Grundwasserreinigungsanlage steht zwar schon südlich des Dethlinger Teichs, aber die einzelnen Komponenten und die Verkabelung sind noch nicht komplett aufgebaut beziehungsweise eingezogen und angeschlossen. Und diese Arbeit hat es in sich, denn während nur 100 Meter Kabel für die Stromversorgung nötig sind, dienen drei Kilometer Kabel als Steuerleitungen. Landkreismitarbeiter Carsten Bubke, der stellvertretende Projektleiter Dethlinger Teich, informiert über die Arbeiten und erzählt, dass er sie aufmerksam beobachtet. Er will nämlich genau wissen, wie die einzelnen Komponenten zusammenhängen, damit er später notfalls eingreifen kann. Der Landkreis hat die Anlage gekauft und betreibt sie nach einem halbjährigen Testbetrieb mit eigenen Leuten. Das ganze System ist übrigens aus Sicherheitsgründen doppelt ausgelegt.

Die Grundwasserreinigungsanlage dient dazu, den Grundwasserspiegel des Dethlinger Teichs abzusenken, damit die dort lagernden Rüstungsaltlasten geborgen und vernichtet werden können. Beim Bau der Anlage kommt es laut Landkreissprecherin Cornelia Reithmeier pandemiebedingt zu einer kleinen Verzögerung. „Konkret ist es der Schaltschrank mit den elektronischen Steuerungselementen, dessen Lieferung sich verzögert hat.“ Vermutlich werde die Anlage erst Ende April in Betrieb gehen. Für das Gesamtprojekt habe diese Verzögerung jedoch keine Auswirkung. In der sogenannten Inbetriebnahmephase werde die Anlage ab Ende April eingefahren, also die Feinabstimmung der einzelnen Reinigungsstufen vorgenommen. „Eine offizielle Inbetriebnahme ist für Anfang Mai vorgesehen.“

Nach Erreichung der vertraglich geforderten Reinigungsleistung werde das gereinigte Wasser dann neben der Halle in Versickerungsbrunnen eingeleitet. „Bis zur Errichtung der Spundwand im Sommer läuft die Grundwasserreinigungsanlage im Minimalbetrieb. Erst danach wird der Durchsatz erhöht und damit die für die Sanierung erforderliche Grundwasserabsenkung gestartet“, informiert Reithmeier.

Aktuell laufen mit den Vergabeverfahren für die Leichtbauhallen, der Spundwand und den Großgeräten Hybrid-Bagger und Radlader einige europaweite Ausschreibungen, erläutert Reithmeier.

Die Landkreis-Sprecherin geht davon aus, dass der Sanierungsbeginn im Spätherbst durch die aus der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg resultierenden Lieferschwierigkeiten gefährdet ist und sich die Gesamtkosten des Projektes mutmaßlich erhöhen werden.

Proberäumung ergab schon 2552 Granaten

Der Dethlinger Teich wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den Briten sowie später von deutschen Dienststellen mit Munitionsresten und Kampfstoffen verfüllt. Bei einer Proberäumung wurden in zwei Schächten zwischen September 2019 und Frühjahr 2020 insgesamt 2552 Stück Kampfstoffgranaten geborgen – circa 33 Tonnen Munition mit rund 2,8 Tonnen chemischer Füllung und circa 780 Kilogramm Sprengstoff. Die Kampfmittelräumung soll in einer 95 mal 105 Meter großen, freitragenden Arbeitshalle erfolgen, die über dem durch 22 Meter tiefe Spundwände nach außen abgedichteten Teich errichtet wird. Vernichtet werden die Altlasten bei der bundeseigenen Geka (Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten) in Munster.

Die Planungen basieren auf insgesamt 30000 Stück Kampfstoffmunition, wenngleich die Anzahl der tatsächlich im Teich versenkten Munition mangels überlieferter Dokumente nicht beziffert werden kann.